102 15 b. Drehung der Polarisationsebene. molecularen Lösungen ist die optische Drehung verschiedener Salze mit gleichem activen Säureion unter einander gleich, sowie identisch mit der freien Säure, und die moleculare Drehung von binären Elektrolyten mit zwei activen Ionen ist gleich der algebraischen Summe der Molecularrotationen des Anions und Kations. Br. M. G. Wybouboff. Recherches sur la nature du phenomene de la Polarisation rotatoire moleculaire. Ann. chim. phys. (7) 1, 8—90, 1894. Unter der molecularen Circularpolarisation versteht der Verf. nach Biot die durch geschmolzene, gelöste oder dampfförmige Sub stanzen bewirkte Drehung der Polarisationsebene ohne irgend welche Beziehungen zum Moleculargewichte. Die von Biot und van’t Hoff aufgestellte Hypothese, dass Körper mit einem asymmetrischen Kohlenstoffatome activ sind, ist dem Verf. zu wenig bewiesen; ein Zusammenhang zwischen Activität und Krystallisation ist häufig gar nicht vorhanden, da viele hemiedrische Körper keine Activität zeigen und viele active Körper keine hemiedrische Krystallform besitzen; dagegen besitzen active Körper mit hemiedrischer Form zwei gleiche, aber entgegengesetzt drehende Isomere. Die Hypothse von Mallard für die Drehung von Krystallen, dass nämlich die Drehung durch regelmässige Gruppirung von Theilen niederer Symmetrie nach einer Pseudosymmetrieaxe in ähnlicher Weise zu Stande komme, wie in der Glimmercombination von Reusch, hält der Verf. für' bewiesen und will dieselbe auch auf die Drehung gelöster, geschmolzener und dampfförmiger Körper anwenden. Der Verf. glaubt, dass von den integrirenden Molecülen des Krystalles, den Maschen des Krystall- netzes und den chemischen Molecülen die krystallinischen Partikel zu unterscheiden sind, welche das letzte Glied physikalischer Theil- barkeit bilden, aus mindestens acht Molecülen bestehen und beim Verdampfen, Schmelzen oder Auflösen nicht auseinander gerissen werden, während die Ansicht, dass im Dampf einfache Molecüle oder in Lösungen Ionen enthalten sind, dem Verf. nach als voll ständig unbewiesen dasteht. Durch eine grosse Reihe von Beob achtungen, welche im Originale nachzulesen sind, hat der Verfasser seine Hypothese einer experimentellen Prüfung unterzogen. Br. H. Goldschmidt und St. Freund. Ueber den Einfluss der Stellungs isomerie auf das Drehungsvermögen optisch activer Körper. Ostwald’s ZS. 14, 394—408, 1894.