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Inzwischen hatte sich die Zahl der Mitglieder beträchtlich gehoben, so dass sie schon am Schlüsse des ersten Jahres 53 betrug, und findet man auf der Liste bereits die Namen Dr. Helm holtz aus Potsdam und Lieutenant Siemens, sowie jenen des Herrn Wiedemann, den wir heute hier zu sehen das Vergnügen haben. In den nächstfolgenden Jahren traten auch noch Kirchhoff und Clausius, Virchow und C. Ludwig, Buys-Ballot in Utrecht und Lamont in München der Gesellschaft bei. Nur die älteren Vertreter der Berliner Wissenschaft, die Herren in Amt und Würden, hielten sich vornehm bei Seite, vollkommen verkennend, dass es zur Erhaltung der eigenen Frische keinen wirksameren Jungbrunnen giebt, als den steten Verkehr mit jungen, aufstrebenden Geistern. Der blosse Klang der eben aufgezählten Namen genügt, um eine Vorstellung davon zu erwecken, welche gewaltige Summe geistiger Kraft in der Gesellschaft ihren Vereinigungspunkt gefun den hatte. Noch lebhafter aber wird dieser Eindruck, wenn man die Liste der gehaltenen Vorträge durchsieht, oder die zusammenfassenden Artikel in den Fortschritten nachliest, unter denen sich gerade in den älteren Jahrgängen wahre Meisterwerke befinden, die, weit heraustretend aus dem Rahmen trockener Berichterstattung, einen lichtvollen Einblick gewähren in den Ideenkreis, der damals die führenden Geister beherrschte und die Forschung auf ihrem Wege leitete. Da erkennt man erst, wie ungemein fördernd und befruchtend sich der durch die Gesellschaft bedingte Verkehr dieser grossen Männer erwies, die nicht wenige ihrer bahnbrechendsten Arbeiten zuerst in der Physikalischen Gesellschaft zum Vortrage brachten, und deren Referate in den Fortschritten nicht selten schon ahnen liessen, welche Bahnen ihre eigene Forschung einschlagen werde. So findet man z. B. schon in den allerersten Jahren Vorträge von Brücke über den von ihm entdeckten und nach ihm benannten Muskel im Inneren des Auges, der bei der Accommodation eine so bedeutende Rolle spielt, wie auch über das Leuchten der Thier augen, und man erinnert sich sofort daran, dass wenige Jahre später die Verfolgung der letzteren Thatsachen Hermann von Helmholtz zu jener folgereichen Erfindung führte, durch welche er ein Wohl- thäter des Menschgeschlechtes geworden ist.