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E. Warburg. Ueber elektrische Leitung und Convection in schwach leitenden, verdünnten Lösungen. Wied. Ann. 54, 396—433, 1895. Schlecht leitende Flüssigkeiten hatten nach den bisherigen Untersuchungen Unregelmässigkeiten bei der Leitung gezeigt, als ob bei ihnen das OnM’sche Gesetz nicht befolgt würde. Um diesen Verhältnissen auf den Grund zu kommen, wurden zu nächst etwas besser leitende Flüssigkeiten untersucht vom Leitungs vermögen 10“ 11 ; es waren dies Anilin, Xylolanilinmischung und Amylalkohol. Bei diesen zeigte sich beim Strom durchgange in der That eine stetig fortschreitende Widerstandsänderung, und zwar war diese, wenn der Strom zwischen verschieden grossen Elektroden überging, abhängig von der Stromrichtung; gleichzeitig traten Strömungen in der Umgebung der Elektroden auf, die sowohl nach der Schlierenmethode als durch eingestreute Pulver direct beob achtet werden konnten. Alle beobachteten Erscheinungen lassen sich verstehen, wenn man annimmt, dass die Widerstandsänderungen beruhen auf elektrolytischer Veränderung der Flüssigkeit, zu welcher Convection sströme hinzukommen, wobei jedoch das Entstehen der letzteren in folgender Weise aufzufassen ist. Tritt ein Strom aus einer Schicht in eine andere von verschiedenem Leitungsvermögen, so entsteht an der Grenze beider eine Fläche mit freier Elektricität; auf die wirkt die elektromotorische Kraft des Stromes fortbewegend und so entsteht an der Grenze der beiden Flüssigkeiten eine Strömung, durch welche beide Flüssigkeiten in ganz anderer Weise durch einander bewegt werden, als durch die Diffusion allein geschehen würde. Bilden sich nun beim Stromdurchgange durch obige Flüssig keiten durch Elektrolyse Schichten verschiedenen Leitungsvermögens in der Nähe der Elektroden, so ist damit die Bedingung für die Entstehung dieser Art von Convectionsströmen gegeben und das weitere Verhalten der Flüssigkeit lässt sich aus dem Zusammen wirken beider, der Elektrolyse und der Convectionsströme, erklären. Um diese Erklärungsweise noch näher zu prüfen, wurden die selben Flüssigkeiten noch in einem röhrenförmigen Gefässe unter sucht, in welches seitlich mehrere Sonden eingeführt waren, so dass die Widerstandsvertheilung in den verschiedenen Zonen der Flüssig keit beobachtet werden konnte. Die Beobachtungen entsprachen den Erwartungen. Eine weitere Prüfung der Erklärungsweise wurde darin gefunden, dass noch Flüssigkeiten genau in der gleichen Weise untersucht wurden, deren elektrolytische Zersetzungsproducte mit ihren Wanderungsgeschwindigkeiten genau bekannt waren. Es Fortschr. d. Phys. LI. 2. Abtli. 4Q