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150 15 b. Drehung der Polarisationsebene. F. Günther. Das optische Verhalten und die chemische Consti tution des Tannins. Ber. Pharmaceut. Ges. 5, 297—299, 1895. Chem. Centralbl. 1896, 1, 154—155. Reintannin lenkt in einer Iproc. Lösung (Rohrlänge 200 mm, Temp. 20°) die Polarisationsebene im Mittel um 1,50° nach rechts ab, danach ist die von Schiff aufgestellte Structurformel, wonach das Tannin zwei Gallussäuremolecüle in ätherischer Verkettung be- sitzt, nicht richtig, sondern die Verbindung besitzt ein asym metrisches Kohlenstoffatom, was neuere Untersuchungen von Schiff bestätigt haben. Verf. macht noch auf die Verfälschungen des Tannins aufmerksam, wie Dextrin, Zucker, Stärke, Getreideinehl, selbst Kochsalz bis zu 20 Proc. ist vom Verf. im käuflichen Tannin gefunden worden. Br. En. Lippmann. Ueber das Apochinin und sein Drehungsvermögen. Ber. d. chem. Ges. 28, 1971—1973, 1895. Bei der Darstellung des Apochinins lässt sich, entgegen der Ansicht von Hesse, die Bildung der Hydrochlorbase nicht vermeiden, auch löst sich reines, von Isomeren des Chinins getrenntes Apo chinin leicht in Lauge, wie die Oxychinoline etc., gleichgültig, ob die Base frisch gefällt worden oder ob dieselbe längere Zeit vorher getrocknet wurde. Gegenüber Chlorwasser und überschüssigem Ammon verhält sich das reine Alkaloid anscheinend indifferent, es entsteht keine grünlichgelbe Färbung. Die vom Verf. darge stellten, durch Trocknen bei 110° von ihrem Krystalläther be freiten, gelb gefärbten Krystalle zeigten in alkoholischer Lösung [a]p ——217,1°. Eine weitere Veröffentlichung wird folgen. Br. E. Jungfleisch et E. Lügeb. Sur la cinchonigine; dimorphisme d’un compose presentant le pouvoir rotatoire moleculaire speci- fique. C. R. 120, 325—331, 1895. Das saure Strontiumtartrat war die einzige dimorphe Verbin dung mit specifischem molecularen Drehungsvermögen. Die Verff. entdeckten diesen Dimorphismus auch noch beim Cinchonin. Wäh rend die Tartratverbindung sich in Lösung zersetzt, wurde das Cinchonin als beständige Verbindung erhalten. Dampft eine feuchte ätherische Cinchoninlösung ab, so erhält man die obige Base, aus welcher sich durch andauerndes Trocknen mit Kaliumhydrat klino- rhombische Krystalle in der Kälte absetzen. Aus einer heissen gesättigten ätherischen Lösung dieser Krystalle scheiden sich wieder