Mit der Frage, ob eine active Verbindung beim Ersatz einer Gruppe (z. B. Hydroxyl) durch ein Halogen inactiv wird, hat sich der Verf. näher beschäftigt und eine Reihe activer Halogenver bindungen dargestellt. Als Ausgangsmaterial dienten die activen Hydroxysäuren: Aepfelsäure, Weinsäure, Fleischmilchsäure, Mandel säure; die Substitution wurde durchgehends — statt wie bisher durch Salzsäure oder Bromwasserstoff —7 unter Zuhülfenahme von Phosphorpentachlorid und Phosphorpentabromid bewerkstelligt. Hierdurch ist es dem Verf. gelungen, aus der 1 -Aepfelsäure durch Einführung von Chlor oder Brom anstatt Hydroxyl active Chlor- oder Brombernsteinsäure oder ihre Derivate zu gewinnen. Ferner war es dem Verfasser möglich, in der 1-Weinsäure (bezw. ihrem Ester) den Ersatz einer Hydroxylgruppe durch Chlor oder Brom zu vollführen, ohne dass dabei die Activität verloren geht; desgleichen gelang auch in der Milchsäure die Substituirung von Hydroxyl durch Chlor oder Brom, indem die entstandenen Derivate der a-Chlorpropionsäure oder a-Brompropionsäure optisch activ sind. Aus der 1-Mandelsäure erhielt der Verf. d-Phenylchloressigsäure und d-Phenylbromessigsäure. Hierdurch erscheint bewiesen, dass es ganz allgemein möglich ist, in optisch activen Körpern Halogen anstatt anderer Gruppen mit dem activen asymmetrischen Kohlenstoff zu verbinden, ohne damit eine Vernichtung der Activität herbeizuführen, woraus folgt, dass zur Erzeugung des Drehungsvermögens that- sächlich nur die Verschiedenheit der vier an Kohlenstoff gebundenen Gruppen wesentliche Bedingung ist, während die specifische Natur dieser Gruppen nur die Grösse und die Richtung der Drehung be stimmt. - B r - P. Walden. Weiteres über optisch active Halogenverbindungen. Chem. Ber. 28, 2766—2773, 1895. Die Ausnahmen von der van’t HoFF’schen Theorie, Halogen derivate, welche in der Hydroxylgruppe am optisch activen, asym metrischen Kohlenstoffatom durch Halogene ersetzt sind, erwiesen sich nur als scheinbare Ausnahmen. Der letzte noch nicht bearbeitete Ausnahmefall, die active Isopropylphenylglycolsäure, für welche Fileti, selbst bei 20° bis 45°, eine vollständige Racemisirung in die inactive Isopropylphenylchloressigsäure nachgewiesen hatte, wurde vom Verf. bearbeitet, und auch bei dieser Substanz resultirte bei der Substitution der Hydroxylgruppe durch Chlor eine rechts drehende Isopropylphenylchloressigsäure, wodurch wieder einmal die Richtigkeit und Allgemeingültigkeit der van’t HoFF’schen Grund-