Wiedeburg. Dieterici. 225 Die Arbeit enthält einen Versuch, eine kinetische Theorie der Flüssigkeiten heranzubilden, bei welcher auch die neuere Theorie der Lösungen mit den Anschauungen der kinetischen Gastheorie in Einklang gebracht wird. Im ersten Theile der Abhandlung wird gezeigt, dass die Annahme, die Flüssigkeiten folgen den Ge setzen idealer Gase, den Erfahrungsthatsachen widerspricht. Im zweiten Theile wird unter Zugrundelegung der van der Waals’- schen Hypothesen eine kinetische Theorie homogener Flüssig keiten aufgestellt, welche im dritten Theile auf die Theorie der Lösungen Anwendung findet. Den Ausgangspunkt bildet die STEFAN’sche Vorstellung, dass zwischen Flüssigkeit und Dampf eine inhomogene Schicht existirt. Unter der Annahme, dass für die Molecüle in Flüssigkeit und Dampf das MAxwELifsche Geschwindigkeitsgesetz gilt, und ihre Massen gleich sind, ergiebt sich die Folgerung Cj ■— c a für die JoüLE-CLAusius’schen Mittelwerthe der Moleculargeschwin- digkeiten in Flüssigkeit und Dampf. Dabei werden folgende Gleich gewichtsbedingungen vorausgesetzt: Die Zahl der die inhomogene Schicht passirenden Molecüle ist auf beiden Seiten dieselbe, es be steht Gleichheit der Energie und Gleichheit des Druckes. Für das Verhältniss der specifischen Volumina ergiebt sich 2 al = e 2 = e ft2 , wo s der Schwellenwerth der Geschwindigkeit an der inhomogenen Schicht ist, d. h. diejenige Geschwindigkeit, welche die die Schicht passirenden Molecüle mindestens besitzen müssen. Der aus dieser Gleichung hergeleitete Ausdruck für die Verdampfungs wärme lässt sich jedoch mit der Erfahrung nicht in Einklang bringen. Unter Zugrundelegung der van der WAALs’schen Theorie lautet die entsprechende Gleichung Zur Deutung der Constanten A 2 w j r( j nach dem Vorgänge des Herrn Milner (Phil. Mag. (5) 43, 291 ff., 1897) die Verdampfungs wärme p in der Form t r> 'n i Jo = R T log — - b b vt — b v a — b Fortschr. d. Phys. LIV. 2. Abth. 15