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S. Czapski (ZS. f. Instrk. 6, 293—299, 335—348, 1886; 8, 392 —393, 1888). Zunächst wird die Entwickelung der Schmelzkunst optischer Gläser beschrieben; wir erfahren von Newton’s irrthümlicher An sicht, dass brechende Kraft und Dispersion einander proportional und daher achromatische Linsen unmöglich seien; von dem ersten Versuche, achromatische Linsen herzustellen, durch Hall und von den praktischen Erfolgen Dollond’s auf diesem Gebiete. Das secun- däre Spectrum der gewöhnlichen achromatischen Linsen durch neue Glasarten zu beseitigen, bemühten sich zuerst Fraunhofer, dann Steinheil; Vernon Harcourt fand bei seinen Bemühungen das „Titanglas“, doch kam es nicht zur praktischen Anwendung. Wäh rend in den Tagen Fraunhofer’s Deutschland Antheil hatte an der Fabrikation optischer Gläser, ging dieselbe später fast aus schliesslich auf zwei ausserdeutsche Firmen, Chance Brothers in Birmingham und M. Mantois, später Feil u. Co. in Paris, über. Daher ist das 1881 bis 1886 vorbereitete Unternehmen Abbe’s und Schott’s, neue Gläser zu schmelzen, von hervorragender deutsch nationaler Bedeutung. Im nächsten Abschnitt lernen wir das neue Schmelzverfahren kennen, das Kühlverfahren, das sich bei Feinkühlung bis auf mehrere Wochen erstreckt, die Methode, dem Glase durch Pressen Linsen form zu geben, die Untersuchung der Gläser in polarisirtem Lichte; darauf die specifische Wirkung der einzelnen Bestandtheile auf die optischen Eigenschaften. Die wichtigste Eigenschaft der neuen Gläser ist bekanntlich die, dass Gläser mit verschiedenen Werthen («d — 1) (np— nc) annähernd gleiche Werthe (n# — Ma / )/(«f— »c) und («<?'— np)/(«p—nc) besitzen; darauf beruht die Möglichkeit einer Achromatisirung ohne Farbenabweichung, ohne secundäres Spectrum. Die Mikroskope, welche mittels der neuen Glasarten unter Benutzung von Flussspath von Prof. Abbe berechnet sind, die sog. „Apochromate“, haben sich bei der Prüfung durch das Auge den besten englischen Fabrikaten mindestens gleichwerthig, bei Mikro photographie überlegen gezeigt; anerkannt werden auch die Vor züge der Mikroskope von Leitz in Wetzlar und Berlin und Rei chert in Wien. Besonders wird der niedrige Preis der deutschen Mikroskope im Vergleich zu englischen hervorgehoben. Das neue Jenaer Thermometerglas vermindert die Nachwirkung auf Via des Betrages bei anderen Gläsern. M/s.