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F. Richarz. Zur kinetischen Theorie mehratomiger Gase. 'Wied- Ann. 48, 467 — 492, 1893 f- Nach einigen einleitenden Bemerkungen hebt der 4 erf. zu nächst hervor, dass sich in der vollständigen, für ein mehratomiges Gas aufgestellten Virialgleichung die lebendige Kraft der Atom- bewegung stets mit dem von den Atomkräften herrührenden V inal- gliede heben muss; daher wird bei mehratomigen Gasen für die lebendige Kraft der fortschreitenden Bewegung der Molecüle die selbe Beziehung zum Drucke bestehen, wie bei einatomigen Gasen. Um sich die Möglichkeit eines Zusammenhaltes der Atome im Molecül kinetisch vorzustellen, welcher bei steigender Tempe ratur nicht zur Dissociation, sondern zu grösserer Beständigkeit führen würde, macht der Verf. darauf aufmerksam, dass mit zu nehmender lebendiger Kraft der Atome der mittlere Abstand der selben sehr wohl abnehmen könnte, wie dies z. B. bei einem dem NnwTON’schen Gesetze unterworfenen Doppelsystem der Fall sein würde, und mit dem Virialsatze vollkommen vereinbar ist. Wird die Anziehung der Atome einer Potenz —n der Ent fernung r proportional angenommen, so folgt dEi _n — 3 dLi <IT — n — 1 dt ’ wenn mit T die absolute Temperatur, mit E) die gesammte mittlere Energie des Molecüls und mit L, die innere kinetische bezeichnet werden. Aus der Thatsache, dass die Dissociationswärme endlich ist, folgt n> 1; und da der Verf. annehmen zu müssen glaubt, dass auch dEt/dt und dLijdt gleiche Zeichen haben, so folgert er: n > 3; dies Ergebniss wird als unmöglich bezeichnet, da n = — 3 die Grenze bildet, bis zu welcher noch stabile Bewegung möglich ist. In einem folgenden Abschnitte wird die von Boltzmann (Wien. Sitzber. 63, 417, 1871) gegebene kinetische Theorie mehratomiger Gase in Erinnerung gebracht, und darauf hingewiesen, dass der Widerspruch derselben mit dem Werthe des Verhältnisses der spe- cifischen Wärmen zu dem Schlüsse zwinge, dass die zwischen den Atomen wirksamen Kräfte bei Temperatursteigerung positive Arbeit leisten, d. h. dass (bei Anziehungskräften) bei Temperatursteigerung Annäherung stattfindet. An der Hand des von Boltzmann für die Wahrscheinlichkeit eines gegebenen Molecularzustandsintervalles auf gestellten Ausdruckes, in welchem bekanntlich die innere potentielle Energie des Molecüls sich einbegriffen findet, werden die Eisen- schäften discutirt, welche die Form jener Energie haben muss, damit