genommen. Das an der Kathode entstehende Hydroxyd wird durch den Wasserstoff rasch im ganzen Kathodenraum vertheilt und dringt durch die Scheidewand theils durch Stromleitung, theils durch Diffusion in den Anodenraum ein, wo es auf einen Theil des dort vorhandenen Chlors einwirkt, während der Haupttheil des Hydroxyds und des Chlors die Stromausbeute bedingen. Obwohl demnach zwischen den Vorgängen bei der Elektrolyse ohne und mit Diaphragma nur ein gradueller Unterschied besteht, weicht der Verlauf der Elektrolyse in beiden Fällen doch nicht unbedeutend von einander ab. Zunächst verarmt im vorliegenden Falle die Lösung im Anodenraume sehr schnell an Alkalichlorid, weil das an der Anode entstehende Chlor, nachdem es die Anoden flüssigkeit gesättigt hat, entweicht, und weil die Metallionen in den Kathodenraum wandern. Ferner finden sich die in den Anoden raum einwandernden OH-Ionen beim Beginn der Elektrolyse einem Ueberschusse von Chlor gegenüber, mit dem sie unter Entstehung von freier unterchloriger Säure gemäss der Gleichung: R + OH + 2C1 = R + CI + HOC1 reagiren (vgl. Foerster und Jorre, Journ. f. prakt. Chem. 59, 88). Im weiteren Verlaufe nimmt nun zwar die Menge des in der Anodenlösung gelösten Chlors (in Folge ihrer Verarmung an Chlorid) zu, gleichzeitig aber auch die Menge der in den Anoden raum einwandernden Hydroxyle, und zwar erfolgt die Zunahme der letzteren rascher als die des ersteren, so dass der Fall ein tritt, dass je ein Hydroxyl nicht mehr zwei Atome Chlor vorfindet. Dann erfolgt die Entstehung von unterchlorigsaurem Salz, welches dann aber von der vorhandenen unterchlorigen Säure sofort zu Chlorat oxydirt wird gemäss der Gleichung: 2HOC1 + R + OC1 = R + O 3 C1 + 2H + 2 CI. Die dabei freiwerdende Salzsäure scheidet wieder unterchlorige Säure aus, die nun wieder oxydirend wirkt, so dass schliesslich der gesammte noch vorhandene Hypochloritsauerstoff als freie unter chlorige Säure vorliegt, während der anfangs in Form von unter chlorigsaurem Salz anwesende active Sauerstoff nachher als Chlorat- sauerstoff sich in Lösung befindet. Dies wurde experimentell nachgewiesen. Wächst nun bei weiterer Elektrolyse die Menge des in den Anodenraum eindringenden Alkalihydroxyds noch mehr, so erreicht die Menge der unterchlorigen Säure ein Maximum und nimmt dann, weil sie durch das Hydroxyd weiterhin neutralisirt Fortschr. d. Phys. LVI. 2. Abth. 39