372 25 Allgemeine Theorie der Elektricität und des Magnetismus. G. Mie. Elektrische Wellen an zwei parallelen Drähten. Ann. d. Phys. (4) 2, 201—249, 1900. Verf. giebt die Lösung des Problems der elektrischen Schwin gungen längs zweier geradliniger, unendlich langer, paralleler Leitungs drähte von gleichem Querschnittsradius a, die den Abstand a von einander haben, indem er die MAXWELL’schen Gleichungen auf Bi- polarcoordinaten transformirt. Die Pole O ± und O 2 liegen auf der zwei gegenüberliegende Punkte der Drahtaxen verbindenden Geraden im Abstand 1) — \a' 2 — « 2 von der Mitte; als Coordinaten eines Punktes P im Raume werden neben der parallel den Axen ge messenen ^-Coordinate der Winkel O 2 PO 2 und das Verhältniss p der Strecken (h,P und Oj jP eingeführt; die Drahtquerschnitte ge hören dann der Curvenschaar p = const. an und die transformirten Gleichungen sind so zu integriren, dass an diesen Grenzflächen die ihnen parallelen Componenten der Feldintensitäten keinen Sprung erleiden und dass der Energiestrom durch eine die Leitung in ge nügend grosser Entfernung umhüllende Oberfläche gleich Null ist. Unter der Annahme, dass der Abstand der Drahtaxen klein ist, d. h., dass die zu den Drähten parallele Componente des Verschie bungsstromes im Dielektricum unmerkbar ist, werden Wellenlänge und Dämpfungsconstante sowie die auf die Längeneinheit bezogenen Beträge des Widerstandes, der Selbstinduction, der Capacität und des Isolationswiderstandes als Functionen der Schwingungszahl n und der gegebenen Constanten dargestellt. Es zeigt sich, dass Iso lationswiderstand und Capacität bei jeder auch noch so hohen Schwingungszahl dieselben sind wie bei Gleichstrom. Die Abhängig keit der Selbstinduction und des Widerstandes von der Schwingungs zahl wird sowohl für sehr schnelle Schwingungen (ÜEiiTz’sclie Wellen) als für langsame Schwingungen (Wechselstrom- und Telephonleitungen) durchdiscutirt. Bei Gelegenheit des letzteren Falles zeigte sich, dass die schädliche Abschirmung von Wechsel strom im Drahtinnern, welche bei Kraftübertragung mit dicken Kabeln eintritt, durch Annäherung von Hin- und Rückleitung in ganz beträchtlichem Maasse vergrössert werden kann. Lässt man die Annahme fallen, dass der Abstand der Drahtaxen klein ist, so kann ein Theil der elektrischen Kraftlinien von einem zu einem anderen Punkt derselben Drahtoberfläche gehen, ohne den anderen Draht zu schneiden und somit in dem Isolator ein zum Draht par alleler Verschiebungsstrom entstehen; der Nebenschluss desselben zum Draht vergrössert die Capacität, verkleinert dagegen den Iso-