P. Hoffmann. Die Ebbe- und Fluth-Erscheinungen im Golf' von Tongkin und in der China-See. Ann. d. Hydr. X, Gif. Die Gezeiten im Golf von Tongkin werden als eine Ano malie angegeben, weil dort während eines Tages nur einmal Fluth und einmal Ebbe stattfinden soll. Der Verfasser hat Ge legenheit gehabt, das Problem zu untersuchen und noch anderes Material zu sammeln, aus welchem sich ergiebt, dass die Finthen im Golf von Tongkin ein besonders schön ausgeprägtes Beispiel einer ganzen Klasse von Gezeiten sind. Die Küsten Süd- und Ost-Asiens weisen Gezeiten auf, welche sich durch die grosse tägliche Ungleichheit (der Zenith- und Nadirfluth) von den europäischen unterscheiden. Die tägliche Ungleicheit rührt von der sich schnell ändernden Monddeklination her. Grosse Ungleichheiten treten ein, wenn Sonne und Mond bei gleicher Deklination in demselben Meridian, oder bei un gleicher Deklination im entgegengesetzten Meridian stehen; kleine Ungleicheiten treten auf, wenn Sonne und Mond bei gleicher Deklination um 180° von einander entfernt, oder bei ungleicher Deklination in demselben Meridian sind. Dies reicht aber zur Erklärung der grossen Ungleichheiten in Ostasien u. s. w. nicht aus. Man ist nun der Ansicht, dass zu dem primären Effect von Sonnen- und Mondanziehung noch eine schwingende stationäre Bewegung, verursacht durch Re flexion von den Küsten, hinzukommt. Die absoluten Werthe dieser Bewegung werden eine Function von der Grösse und Tiefe des Wasserbeckens sein. Derartige stationäre Bewegungen sind theoretisch und experimentell untersucht und haben ihre Bestä tigung in den sog. Seiches des Genfer Sees u. s. w. gefunden. Das Gesetz der stationären Wellen grosser Länge lässt sich durch die Formel l = —t ausdrücken, worin t die Dauer einer halben }'gh Schwingung (Fortpflanzung von Ufer zu Ufer) l die Entfernung der gegenüberliegenden Küsten, h die Tiefe des Beckens bedeutet. Die Geschwindigkeit ist unabhängig von der Höhe der Welle. In der Mitte zwischen beiden Ufern ist die Amplitude nabe Null,