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66 1 B. Planeten und Monde. (um 1777) nichts Sicheres herausbringen, während Schroeter von 1779 bis 1792 das Aussehen der Hörnerspitze des Planeten studirte und aus den wechselnden Formen (spitz und abgestumpft, isolirte Punkte) eine Rotation von 23 h 21"' erhielt. Flaügergües (1822) und Hussey (1833) sprachen sich zu Gunsten von Bianchini aus, andererseits erhielt de Vico aus 10000 Beobachtungen zu Palomba Werthe zwischen 23 11 50"’ und 23 11 ll m und entschied sich zuletzt für die BiANCHiNi-ScHROETER’sche Periode. In den Jahren 1877 bis 1878 sah Schiaparelli Flecken beim Südhorn, die sehr constant blieben, sowohl innerhalb einiger (acht) Stunden, als auch während mehr als eines Monats. Diese UnVer änderlichkeit wird bestätigt durch ältere und neuere Beobachtungen (es werden citirt Gruithuisen 1813 bis 1814, Vogel und Lohse in Bothkamp 1871, Denning 1881, Holden, Niesten und Trou- velot). Keine der bisher angenommenen Perioden würde genügen, sondern man müsse, so schliesst Schiaparelli, auch bei der Venus wie beim Mercur die Rotation und die Umlaufszeit für gleich lang betrachten. Wenigstens müsse die Umdrehung zwischen den Grenzen von sechs bis neun Monaten liegen. Der Aequator würde gegen die Bahn um 10° geneigt sein. Perrotin. Observations de la planete Venus ä l’observatoire de Nice. Mit 6 Zeichnungen. C. R. 111, 587—591 f. Ref.: Nature 43, 22. Naturw. Rundsch. 5, 645. Himmel u. Erde 3, 230. Beibl. 15, 34. An 74 Tagen, zwischen dem 15. Mai und 4. October 1890, beobachtete Perrotin die Venus (und zwar an Tagesstunden) und erhielt Gl Zeichnungen, welche wegen der Langsamkeit der Ver änderungen der Oberflächengestaltung zu sechs typischen Dar stellungen vereinigt werden konnten; dieser Umstand weist auf eine sehr langsame Rotation hin. Im Anfänge der Beobachtungen, als der Planet noch eine fast ganz voll beleuchtete kreisrunde Scheibe war, zog sich ein dunkler Schatten längs der Lichtgrenze vom südlichen Horn, allmählich undeutlicher werdend. Das Süd horn erschien Perrotin besser begrenzt als das nördliche, das gleichsam abgestumpft aussah. Als die Lichtgrenze mehr in die Mitte der Planetenscheibe rückte, näherte sich auch jener Schatten der Mitte, vielleicht mit einer etwas grösseren Geschwindigkeit als die Lichtgrenze. Als die Venus halbmondförmig erschien, um die Zeit ihrer grössten östlichen Elongation, zeigte sich der Schatten streifen mehrfach verzweigt, besonders in der Nähe des Südpoles.