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W. Köpfen. Die vorherrschenden Winde und das BAEit’sche Gesetz der Flussbetten. Met. ZS. 7, 34—35 u. 180—182, 1890 f. Eine Ausführung von Th. Rucktäschel in „Peterm. Mitth.“ (Septemberheft 1889), dass das zahlreiche Auftreten von Fluss- thälern mit steilem Ostufer das Vorherrschen westlicher Regen winde als Ursache habe, durch welche bewirkt werde, dass der ihnen zugewandte Flussabhang die Regentropfen unter einem mehr einem rechten sich nähernden Winkel und in grösserer Menge empfange, veranlasst Köpfen zu einer etwas weiteren Behandlung des Gegenstandes, hauptsächlich mit Berücksichtigung der russischen Ströme. Die vorherrschende Windrichtung in der kälteren, stür mischeren Jahreszeit ist in Südrussland die östliche; durch dieselbe wird also das Wasser der grossen südwärts fliessenden Ströme gegen das hohe rechte Ufer geworfen, während bei der Dwina und den Strömen Westsibiriens die vorherrschende Windrichtung die westliche, also hier wiederum gegen das rechte Ufer gerichtete ist. Wahrscheinlich kommt dabei hauptsächlich die Richtung der Stürme zur Zeit des Frühlingshochwassers in Betracht, weil das die Zeit ist, in der der Fluss an seinem Bette arbeitet. In der stür mischen Jahreszeit pflegen aber allgemein in der gemässigten und kalten Zone die Wasserscheiden von Gebieten hohen Luftdruckes, die Meere von barometrischen Depressionen eingenommen zu sein, so dass die Winde, dem barischen Windgesetze folgend, alsdann vorwaltend vom linken gegen das rechte Ufer hinwehen. Die Wirkung der Erdrotation auf die Gestaltung der Flussbetten besteht daher, falls sich diese vom Verf. erst hypothetisch gegebene Erklä rung durch weitere Untersuchungen bestätigt, nicht, wie das BAEit’sche Gesetz es annimmt, in einer directen Ablenkung des strömenden Wassers, sondern ist eine durch den Wind vermittelte. In der zweiten Mittheilung erwähnt Köpfen, dass auch andere Autoren, namentlich S. v. Vilovo und J. Klinge, den herrschenden Wind als eine der Kräfte, durch welche die Flüsse seitlich ver schoben werden, schon früher angenommen haben. Ferner wird seine Auffassung durch Penck bestätigt, welcher jedoch die An sicht Rucktäschel’s von der Wirkung des Regens nicht als richtig, sondern nur die Erklärung als möglich annimmt, dass der herrschende Wind den Fluss an das Ufer drängt, gegen das er weht.