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Paulsen. 329 Wind von —17,0° bis 3,6° stieg, während von Föhnwind erst zwischen 2 h und 7 bis 8 11 p. m. des 5. die Rede sein und die thermo dynamische Erwärmung nur 4 bis 5° betragen konnte. Die grösste von Paulsen in Godthaab beobachtete Temperaturerhöhung durch Föhnwinde, am 10. Januar 1883, betrug höchstens 9°, wobei die relative Feuchtigkeit bis 12 Proc. fiel und das Thermometer bis 7,4° über den Gefrierpunkt stieg. Der Verf. schliesst daraus, dass die Föhnwinde an der Westküste Grönlands entstehen durch das Herabsinken von Luftmassen, die durch eine Depression von Süden herangesaugt sind, nicht aber von solchen, die früher über den Gebirgen lagerten und erst durch Herannahen eines barometri schen Minimums in Bewegung gesetzt werden. Oestliche, von dem inneren Grönland kommende Winde müssen, um 2000 m zu sinken, eine mit Eis bedeckte Strecke von ca. 400 km durchlaufen und werden daher im Winter in Folge der abkühlenden Wirkung der Eisoberfläche nicht als relativ warm an die Küste gelangen können. Im Sommer hingegen, wenn die Sonne Monate lang die Oberfläche des Eises bestrahlt und seine Temperatur bis zum Thaupunkte in Höhen erhebt, wo die normale Lufttemperatur unter dem Gefrierpunkte ist, sind die Ostwinde im Allgemeinen Föhnwinde, sie sind durchschnittlich die wärmsten aller Winde und ihre relative Feuchtigkeit beträgt nur durchschnittlich 57 Proc. In Anmerkungen zu den obigen Ausführungen Paulsen’s entgegnet Hann, dass er nur die Möglichkeit, ja Wahrscheinlich keit vertheidigt habe, dass es nicht nothwendig ist, immer anzu nehmen, dass die ersten warmen Luftstösse von einem Luftstrome herrühren, der im Gefolge eines Minimums weit vom Süden her kommt, sondern dass das blosse Herabsinken der Luft aus einem höheren Niveau auf der Leeseite eines Gebirges auf den Impuls eines herannahenden Minimums hin, vollkommen zur Erklärung der ersten warmen und zugleich trockenen Luftstösse ausreicht. Hält der Föhn an, dann haben wir die milde Südluft, welche thermodynamisch noch weiter erwärmt und dabei relativ aus getrocknet wird. Da über dem Inneren Grönlands ein Barometer maximum lagern muss, ist die Luft in höheren Schichten über dem Eise wahrscheinlich relativ milde. Die Strahlungskälte desselben beschränkt sich zumeist nur auf die untersten Luftschichten, denn auch die Beobachtungen in den Alpenthälern ergeben, dass die Temperatur schon bei einer Erhebung von 20 bis 30 m um mehr als 10° C. steigen kann.