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170 18. Optische Apparate. Der grosse Refractor für das Potsdamer Observatorium wird aus einem Doppelrohr bestehen, mit einem für chemische Strahlen achromatisirten Objectiv von 80 cm Durchmesser und einem für die optischen Strahlen achromatisirten von 50cm Durchmesser. Die Brenn weiten werden 12 m resp. 12,5 m betragen. Das photographische Objectiv ist das grösste in Europa, das optische das grösste in Deutschland. Der Refractor soll insbesondere für die Bestimmuner von Geschwindigkeiten im Visionsradius dienen. Das Doppelfernrohr wurde gewählt, weil die Jenaer Gläser mit vermindertem, secundärem Spectrum für die praktische An wendung sich nicht wetterbeständig genug gezeigt haben und weil die aus anderen Gläsern hergestellten grossen Objective der neueren Zeit, wie die des Lickobservatoriums und des Wiener Refractors, eine erhebliche, durch Correctionslinsen nur unvoll kommen zu beseitigende chromatische Längenabweichung besitzen. Für die Wald der oberen Grenze der Oeffnung des grossen photographischen Objectivs war vor Allem die Lichtabsorption maassgebend. Die Helligkeit des Brennpunktbildes eines leuch tenden Punktes wächst proportional mit dem Quadrate der Oeff nung und wird vermindert durch die mit der Objectivdicke in geometrischem Verhältniss zunehmende Absorption. Für jedes Objectiv gelangt man durch ähnliche Vergrösserung — die Gesammt- dicke ist etwa 1 s bis */; der Oeffnung — zu einem Werthe der Oeffnung, für welchen die Helligkeit des Brennpunktbildes ein Maximum ist. Bei einer Dicke von 12 cm, wie sie das Potsdamer Objectiv besitzt, verhält sich die Intensität des hindurchgehenden, chemisch wirksamen Lichtes zu der des auffallenden wie 49:100; wäre die Oeffnung 100 cm, die Dicke also 15 cm, so würden nur 4:! /ioo hindurchgehen, und die Helligkeit des Brennpunktbildes nur im Verhältniss 1 : 1,4 vermehrt werden, was in keinem Ver hältniss zu den Mehrkosten stehen würde. Die Absorptionscoefficienten der benutzten Jenaer Gläser Flint 0.340 und Crown 0.203 wurde für das sichtbare Gebiet von Prof. Müller mittels eines modificirten GLAN’schen Spectral- photometers, für das violette und ultraviolette Gebiet von Prof. Wilsing photographisch bestimmt. Letztere Messungen stützen sich auf den selbstverständlichen Satz, dass gleiche Intensitäten in gleicher Zeit gleiche Schwärzungen hervorbringen; die Licht schwächung ist durch in messbarer Weise drehbare Nicols bewirkt. Mts.