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theilt; so zeigte das Thermometer nach 2 h p. m. 45° am ,,Unab- hängigkeitsplatz“, dagegen nur 38° am Platz Bologni und 32° bei Quattro Cantoni, kaum 800 m von ersterem Platze entfernt. Die Wetterkarten ergeben, dass ein Minimum, welches am Morgen des 28. August über dem Atlantischen Ocean im Westen der Bretagne, des 29. weiter südlich über dem Golf von Gascogne gelegen hatte, innerhalb der nächsten 24 Stunden in das Innere von Europa bis Böhmen vorgerückt war. Dabei befanden sich die Ost- und Süd küste Siciliens am Morgen des 29. August mit Temperaturen von 31 bis 33° und Feuchtigkeitswerthen zwischen 75 und 70 Proc. fast unter normalen Verhältnissen, während ungefähr den Küsten parallel, weiter im NW, eine Isotherme von 35° bei^etwa 40 Proc. Feuchtigkeit durch Petralia, Cammarata und Trapani hindurchging. In grösserer Nähe von Palermo befand sich zwischen Termini und Alcamo eine Isotherme von 42° und eine Feuchtigkeit von bloss 16 Proc., zu Palermo selbst herrschte eine Temperatur von 46° und die relative Feuchtigkeit war bloss 10 Proc. Der Sciroccosturm, welcher zu Palermo wüthete, hatte somit keineswegs die Oberfläche von Sicilien passirt, er konnte nicht von Algerien oder Tunesien gekommen sein, wo die Temperatur an den Küsten kaum 30° C. betrug. Aus diesen Thatsachen schliesst Zona, dass dieselben gegen die herrschende physikalische Föhntheorie und für die älteren An sichten von Desor und Martins sprechen, indem er annimmt, dass die heisse, trockene Luft über der Sahara aufsteige, mit allen ihren Eigenschaften in den Höhen der Atmosphäre gegen Europa hin fortströme und dann irgendwo weiter im Norden über Sicilien oder einem anderen Punkte Europas plötzlich herabsteige. Dem gegenüber bemerkt Hann in seiner Besprechung des Aufsatzes, dass die über der Sahara aufsteigende Luft, zumal bei ihrer Trockenheit, sich sehr stark abkühlen müsse und die Erwärmung erst an Ort und Stelle durch das Herabsinken der Luft eintreten kann. Gerade die am 29. August beobachtete locale Abgrenzung des Scirocco mit seiner hohen Temperatur und Trockenheit spreche klar für seine, die Ursachen des Föhn localisirende Theorie, welche keineswegs verlange, dass die warme Luft überhaupt nicht aus der Sahara kommen kann. Lss. Jährliche Periode der Stürme an den Küsten der britischen Inseln Rep. of the Met. Council for 1886/87. Met. ZS. 5, 448, 1888f.