22ß 42 A. Theorie. Allgemeines etc. Indem auf diese Voraussetzungen die hydrodynamischen Ge setze angewendet werden, lassen folgende Bewegungen sich her leiten : 1. Strömungen bei ein er Erdkugel ohne Rotation finden statt in den Meridianen und vertical. Die Meridianströmung ist auf der nördlichen Halbkugel unten südlich, oben nördlich, erreicht ihren grössten Werth in 45° Breite und verschwindet am Aequator und an den Polen. Die Verticalströmung ist an der Erdoberfläche und an der oberen Grenze der Atmosphäre Null. Zwischen 35° 16' nördlicher und südlicher Breite ist sie aufsteigend, in höheren Breiten absteigend. Ihre Geschwindigkeit ist an den Polen doppelt so gross, als am Aequator. Die Verticalströmung verhält sich der Grössenordnung nach zur Horizontalströmung wie die Höhe der Atmosphäre zum Erdradius. Man wird also kaum die Verticalströmung direct beobachten können. Ihre grosse Wirkung beruht darauf, dass sie sich über weit ausgedehnten Flächen erhebt resp. senkt. 2. Strömungen in Folge der Erdrotation finden gemäss den gemachten Voraussetzungen lediglich in Richtung der Parallel kreise statt und sind durch zwei getrennte Ausdrücke darstellbar. Diesem entsprechend besteht eine Strömung gegen Westen vom Aequator bis zu 35° 16' Breite und geht dort in eine nach Osten gerichtete über; eine zweite ist ausschliesslich nach Osten gerichtet; am Aequator gleich Null, erreicht sie ihr Maximum unter 54°44' Breite. Sie tritt nur in den höheren Schichten der Atmosphäre auf und übertrifft in grosser Höhe die erstere ausserordentlich an Geschwindigkeit. Beide Strömungen verschwinden an den Polen. Die erstere mit der Meridianströmung setzt sich an der Erd oberfläche zu denjenigen regelmässigen Bewegungen zusammen, die wir als untere Passate kennen. Auf den Oceanen, wo die Windsysteme sich ungehindert ausbilden können, stehen sie in cruter Uebereinstimmung mit der Theorie; es herrschen auf der Nordhemisphäre vor: zwischen 0 und 35° Breite Ost bis Nordost, bei 35° nahezu Nord oder überhaupt nur schwacher Wind, in höheren Breiten Nordwest bis West. Die zweite der vorgenannten Strömungen liefert mit dem Oberstrome der Meridianströmung in den Tropen den südwestlichen oberen Passat. In höheren Breiten muss aber eine Westströmung überwiegen, wie es von den höchsten Wolken auch vielfach beobachtet wurde. Die grosse Geschwindig keit dieser Rotationsströmung beruht darauf, dass sie die Erde umkreisen kann, ohne durch Reibung an einem unteren Gegen-