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Messung die Lage einiger ausgezeichneter Marsgegenden bestimmte. Weitere bedeutende Arbeiten verdanken wir Secchi, Dawes, Kaiser und Lockyer, Green, Terby, Holden, Proctor u. s. w. Seit langem war als feststehend erkannt die Un Veränderlichkeit gewisser heller und dunkler Flecke, wenigstens in ihren allgemeinen Um rissen. In Einzelheiten spielen sich jedoch, im Gegensatz zu der Starrheit der Mondformationen, mannigfache Veränderungen ab, die theilweise offenbar auf meteorologischen Vorgängen innerhalb der Marsatmosphäre beruhen. Sie entwickeln sich zum Theil langsam, andere Veränderungen sind plötzlich da, wie die merk würdigen Verdoppelungserscheinungen. Zu ihrem Studium, zu dem Schiaparelli selbst das Meiste beigetragen hat, bedarf es der gleichzeitigen Arbeit verschiedener, über die ganze Erde vertheilter Beobachter und einer Fortsetzung der Beobachtungen durch eine lange Reihe von Oppositionen, damit etwaige Perioden in den Veränderungen erkannt werden können. Im Einzelnen beschreibt Schiaparelli zunächst die Färbungen, die für die sogenannten „Länder“ gelb bis röthlichbraun, für die „Meere“ blau oder schwärzlich zu nennen sind. Dafür, dass dieselbe Gegend variable Färbung zeigen kann, und daher bald Land, bald See wäre, kann der Continent Lybia als Beispiel gelten, an dem sich mehrfach Grenzverschiebungen, ja selbst völliges Verschwinden unter dunklen Massen haben constatiren lassen. Andere Stellen werden regelmässig an dem Rande des Planeten heller, als sie in der Mitte der Scheibe erscheinen, einzelne Punkte sind dann sogar schneeweiss (Insel Argyre). — Schiaparelli’s merkwürdigste Ent deckung war die der Marscanäle, deren vollkommener Typus sich in dunklen, manchmal völlig schwarzen Linien von scharfer Begrenzung darstellt, welche wie mit der Feder auf die gelbe Oberfläche des Planeten gezogen zu sein scheinen. Ihr Lauf ist regelmässig, zuweilen sieht man schwache Krümmungen und Aus zackungen. In gewissen Fällen treten Verbreiterungen auf, so dass manche Canäle wie leicht verwaschene Schatten aussehen. Auch giebt es Zeiten (vielleicht um die Epoche des südlichen Solstitiums?), wo die Canäle kaum oder gar nicht zu sehen sind. Die Erkennt- niss ihrer Natur wird durch die bisweilen (periodisch?) vorkommenden Verdoppelungen äusserst erschwert. Für diese rälhselhaften Vor gänge, die sich bei jedem Canale in ihm eigenthümlicher Weise abspielen, werden uns vom Verfasser eine Reihe von Beispielen vorgeführt, die durch Zeichnungen erläutert sind. Im letzten Capitel behandelt Schiaparelli dann die Polarflecke; für den