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lichcn Bedingungen gehören, indem hierin volle Frei- > hcit für eines Jeden Geschmack, Laune, Beutel oder Ausgabelust crthcilt ist. Wozu also den Raum mit zwecklosen Beschrei bungen verschwenden? Der Anzug, Bild 40, erscheint hier als Mode tracht bei'm Vergnügen des Fischens, und die An gelschnur in der Hand deutet sattsam an, welche Art von Fischerei damit gemeint sey. Dieser leichte, hübsche und, mit Abrechnung der hemmenden Stege an den Pantalons, auch vollkommen bequeme, zweckmäßige und nicht theure Anzug, eignet sich natürlich nicht zu dem Fischfänge allein, sondern auch zu allen ländlichen Beschäftigungen und Vergnü gungen und namentlich auch zur Jagd, wozu ich in dessen eine andere Farbe des Rocks in Vorschlag brin gen würde. Aber dcßhalb komme kein Schneider auf den un glücklichen Gedanken, einem seiner Kunden einen sol chen Anzug auch für die Stadt und den gewöhnlichen Gebrauch auf der Straße vorzuschlagen, weil hier ein solcher Anzug seltsam, komisch, ja sogar gesucht und läppisch sich ausnehmen würde, ohne im mindesten schön zu erscheinen; wenn nicht etwa auffallend und schön für gleichbedeutende Worte gelten sollen. Dieß ist leider ein Punkt, worin Unverstand, töl- pische Koketterie und Nachäfferei in Deutschland oft gar ägerlich sündigen und wodurch sie gegen den eigentlichen Geist der Mode herbe Verstöße begehen, gegen die eigentliche Eleganz sehr arg fehlen, und Carrikaturen in das Leben einführen, welche die Trä ger nicht selten lächerlich machen. Ein für ge wisse Zwecke bestimmter Anzug taugt nicht zu andern Zwecken. Indessen soll auch dieser Satz nicht allzuängstlich ausgelegt werden, wie eS zuweilen wohl von Mode süchtigen geschehen mag. Lächerlich erschiene es z.B., wollte man behaupten: die Mode hat diesen Anzug der Angelfischerei gewidmet, also darf er bei keiner Art anderer Fischerei verwendet werden, wenn man wahrhaft modisch und elegant erscheinen will, geschweige denn bei Jagden, Landparthien rc. Die Mode unsrer Zeit crtheilt ja keine ausschließlichen Uniformen für jede einzelne und besondere Lebensvcrrichtung, sondern nur allgemeine Belehrung und Andeutung über die wesentlichen Unterschiede zwischen den augenblicklichen Grundformen des Staats-, Salons-, Stadt-, Promenade-, Negligö-Anzugs und den länd lichen Anzügen. Daher erscheint ebensowenig elegant und gleichkomisch, wer im eigentlichen Staalsanzuge seine gewöhnlichen Stadtgänge macht, wie der, welcher dazu eines Jagd - oder Fischeranzugs sich bedient. Die Amazone, Bild 41, erscheint sehr elegant, ja hübsch, und cs würde sogar schwer werden, eine som merlichere und dem Auge Wohler thucnde Farbenzu sammenstellung aufzufinden. Anmuthig ist alles dar an, vielleicht nur mit Ausnahme der etwas starren und steifen Haarform, welche einigen Wiverspruch mit der sonstigen Leichtigkeit bildet und etwas gezwungen aussieht. Für den Schneider hat diese Amazone die Merk würdigkeit, daß Meister Robin dabei den Grundsatz der mod erneu'langen Männerta il l e sehr glück lich angewcndct hat, was wohl zu berücksichtigen ist, wenn die Taille ihre volle Leichtigkeit, Anmuth und Geschmeidigkeit erhalten, das Hintertheil mit diesen kurzen Schößchen in neuer und keineswegs unschöner Gestalt erscheinen soll. Patronen. Den zahlreich ausgesprochenen Wünschen von Abon nenten gemäß, geben wir auch auf unserm heutigen Patronenblatte wieder einige moderne Anzüge in ihren Ansichten von hinten, weil sich hieraus die Formen der Vorderseite für den denkenden und vergleichenden Schneider leichter auffinden oder combiniren lassen, als cs wohl umgekehrt mit dem Schlüsse von der Vorderseite auf die Hintere Ansicht der Fall seyn dürfte, da manche Vorderseite oft kaum ahnen läßt, wie der Hintere Theil sich eigentlich gestaltet. In Betreff der Pantalons gilt die Bemerkung, daß Pantalons ohne Stege sehr häufig getragen wer den, was bei der dauernden Hitze doppelt zweckmäßig erscheint. Außer den üblichen und so mannichfaltigen Sommerstoffen macht sich auch wieder der Nankin geltend.