Volltext Seite (XML)
Meine Ansichten über die jetzigen Zeit- ! umstünde für den Schneider *). Wenn es sich um Gründung von Vereinen zur Aufhülfe der Meister handelt, so kommt mir das vor, ! als wolle man sich gegen den allgemeinen Zeitlauf anstemmen, um ihn noch einmal zum Stehen zu brin gen. Aber eitle Mühe! Hier ist kein Stillstehen, noch weniger vergangene Zeiten zurückzuschaffen möglich, sondern rüstig sich in den Strom geworfen, wo man spürt, daß er fließt. Gesetze könnten wohl allenfalls etwas thun, die sem Strom einen langsamem Gang zu schaffen; doch würden dieses einseitige Gesetze sein müssen, welche vielleicht den Handwerkerstand als alleinige Staats bürger ansehen, und dem zu Gefallen so Eins ganz besonders machte; aber keine weise Staatsregierung wird dies thun, und auch unsre preußische hat's bei Herausgabe der Gewerbeordnung nicht gethan, ob wohl nicht zu verkennen ist, daß sie den Handwerker stand etwas mehr hätte berücksichtigen können, als cs geschehen. Wenn sich dafür bei unfern nächsten Pro vinziallandtagen etwas thun ließe, so wäre dies höchst wünschenswerth. Allein Gewerlefceiheit scheint mir unbedingt nö- i thig; man höre nur, wie man auch in Wien um Ge werbefreiheit schreit, und die im Anfänge begriffene Ablösung vieler Gewerbsmonopole des Finanzmini sters als Palliativmittel verschreit. Es wird daher auch dort, sowie in ganz Deutschland, Gewerbefreiheit ein geführt werden, und wäre es auch vor Preß- und Redefreiheit. Nun sehen wir einmal zu, wie sich die Zustände bei der Gewerbefreiheit gestalten werden. Keine Mei ster und Gesellen mehr, sondern Herren und Arbeiter.— Sehen wir uns jetzt schon vergeblich um nach Mitteln, dem Meisterstand aufzuhelfcn, wie erst, wenn noch 30 Jahre in's Land gegangen sein werden? Dann wird wohl alles Nachdenken darüber aufgchört haben; denn die Meister sind, glaube ich, unrettbar ver loren. — 2) Der alten Regel getreu, daß man stets auch den an dern Theil anhören muffe, geben wir diese Ansicht eines den kenden und praktisch erprobten Meisters über einen so hochwich tigen Gegenstand, obgleich wir bekennen, damit nicht vollkom men übereinzustimmen. Mögen noch andere Erfahrene ihre An sichten in diesen Blättern veröffentlichen. D. Red. Wer sich nicht zum Herrn hinaufschwingen kann, d. h. ein Lager von Kleiderstoffen und fertigen Klei dern halten kann, der wird Arbeiter sein, und sich ent weder die Arbeit von Jenen in's Haus holen, oder in dessen Werkstelle arbeiten, dabei aber auch die Frei heit haben, seinen guten Freunden, Gönner und Kun den, wenn er es so nennen will, mit Ausbesserungen, Aendereien oder sonstigen Kleinigkeiten aufwarten zu dürfen. Lehrlinge, je nun, die bildet der Arbeiter ge gen eine kleine Vergütigung ein wenig vor; gefällt es ihm bei dem Einen nicht, so geht er zum Andern, bis sie nach Verlauf vielleicht eines Jabres sich auf eigne Faust Arbeit suchen und, auch finden werden. So und wenig Anders wird es kommen, und um dies sagen zu können, braucht man keineswegs Pro phet zu sein. Was läßt sich hieraus wohl für die jetzige Zeil des Anfangs für Nutzanwendung machen? Die Idee der Vereinigung mehrerer Meister zu einem Geschäft ist nach dem, was man von solchen Vereinen fielst und hört, nicht von Werth, daher heißt es immer wieder, selbst ist der Mann. In Städten, wo es noch kleine Tuchmacher giebt, werden auch ferner kleine Schneider meister ihr Brod haben, so lange nämlich, als die Leute glauben werden, daß sie, ihr Tuch vom Tuch macher gekauft und vom Schneider machen lassen, das wohlfeilste Kleidungsstück haben. Sobald dies auf hört, d. h., sobald sie hinter die Wahrheit kommen, daß die großen Fabriken schönere und wohlfeilere Waare liefern, als die kleinen, Jene jedoch nicht im Einzeln verkaufen, alsdann wird der oder die Schneider, welche einen Vorrath von schönen Maaren haben, das ganze gute Geschäft an sich bringen, und die es nicht haben, werde», wenn sie nicht genug auszubessern oder aufzu arbeiten haben, für Jene arbeiten müssen. Aber selbst das Aufarbeiten wird aufhöcen, weil es im Vergleich zum Ankäufe des Neuen zu theuer scheint, und die Leute ihre Sachen lieber so lange tragen werden, als es geht, und dann wieder Neues kaufen, als noch ein mal Arbeitslohn anzuwenden. Um nun möglichst Vielen Antheil an einem guten Geschäft zu verschaffen, ist kein anderer Rath, als Compagnie. Hierbei kann jedoch nicht eine Gesellschaft von 20 oder 30 gemeint sein, und noch weniger alle eines Ortes, sondern immer nur zwei, entweder beide mit Geld und Geschick, oder einer mit Geld und der andere mit Geschick, ein dritter ist vom Uebel. Daß