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Ob und wie weit uns dies gelungen, beweiset einerseits einfach die Ansicht der jetzigen Blätter selbst im Vergleich jener der ersten Jahrgänge; andererseits noch mehr der Umstand, daß, trotz einer jährlich neu Heranwachsenden Konkurrenz von Nachahmungen unsers Gedankens, jetzt kein Land deutscher Zunge mehr besteht, wo nicht unsere Zeitschrift der Leser, der Freunde, ja der Mitarbeiter eine schöne Zahl hätte. Da die Mode auch in dem Ton angebenden Paris nicht mehr eine einseitig despotische, sondern mehr eine vielseitig belehrende, eine allgemeine Grundsätze angebende geworben ist, so erschien cs uns unangemessen, nur Bilder und Grundsätze irgend eines dortigen Journals als Norm auszustellen, die Belehrung nur aus einer einzigen Quelle zu schöpfen, wie es leider die große Mehrzahl der Modejonrnale noch heute thut. Wir bemühten uns um alle zugängliche» Mittel, in jedem Blatte die verschiedenartigsten Muster und Bilder, Pa tronen und Belehrungen zu geben und verdoppelten in manchem Jahre die vertragsmäßig bestimmte Zahl derselben. Wir strebten, dem deutschen Geschmacke eine mehr selbstständige Richtung allmälig zu geben, den Meistern und ihren Kunden eine Wahl frcizustellen, alles Barrocke, Uebertriebene, Karikaturähnliche in Schnitt und Farbe zu verdrängen, die Bequemlichkeit und Zweckmäßigkeit mit den Hauptgrundformen aller neuen Erscheinungen der launenvollen Mode möglichst in Einklang zu bringen, mit den HülfSmitteln dazu bekannt zu machen, die Andeutungen zu jeder zweckmäßigen Aenderung, Besserung re. an die Hand zu geben, dem Denken und Sin' nen des deutschen Schneiders einen freieren Spielraum und Wirkungskreis zu eröffnen. Dies Alles konnte nur aus dem Wege der Vielseitigkeit und dadurch erzielt werden, daß wir alle wis senschaftlichen Hülfsmittel zu Rathe zogen und nach den besten und tüchtigsten Werken der Franzosen, Englän der und Deutschen in der Zeitschrift erörterten, ohne irgend einen technischen Versuch oder wirklichen Fortschritt unbeachtet zu lassen. Mögen die bisherige Anerkennung und Theilnahme auch im neuen Jahre fortblühen, möge das freund liche Einverständnis! ungetrübt bleiben, damit wir im Stande sind, mit rastloser Liebe auf unserer Bahn fortzufchreiten und auch im kommenden Jahre Gutes und Besseres wieder in reicherem Maaße zu bieten. Weimar im November 1846. Der Nedacteur. Modebilder. Der Herbst mit seinen Nebeln, langen Abenden, kühlen Lüften und Schauern treibt allmächtig zu Vor bereitungen für den eigentlichen Winter, Ueberzicher und Mäntel machen sich nöthig und die Paletotarten erheischen sorgliche Umgestaltungen. So finden wir denn auch hier Bild 54, einen neuen Crispin mit beweg lichem Kragen (6rispiu ä eollet roulsnt) von Dubois. Der Mantel kann ganz offen oder geschlossen ge tragen werden, ohne den Kragen im geringsten zu fäl teln oder aus seiner Lage zu bringen. Den Kragen kann man nach Belieben schmäler oder breiter umschla gen , im Nothfall ganz aufgerichtet tragen. Die Durchschnitte für die Aermel müssen so ge schnitten und bearbeitet werden, daß man keine Oeff- nung sieht, wenn nicht der Aermel durchgesteckt wird. Futter von Seidenstoff, Wattirung nach Belieben mehr oder minder leicht. Posamentierarbeit nicht mehr, als hier um das Aermelloch angedeutet ist, damit keine Ueberladung die Eleganz und Leichtigkeit störe, die Geschmeidigkeit in Steifheit verwandle. Bild 55. tlalian-lVlonte Ostristv von Huma n n. ' Dieser Oaban Uonle-lMristo wird sehr breit geschnitten, wie wir bei der Erklärung der Patronen zeigen werden.