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4) Geben alle modernen guten Lehrbücher der Schneidcrkunst, wie Heyder, Diete rc. (Weimar', Voigt) solche geometrische Lcctionen eben so gründlich und ausführlich, ja beinahe wörtlich nach unserem Journale, daß sie von jedem Unkundigen durch Ankauf jener Werke für ein Paar Groschen erlangt werden können, und wir daun nicht nöthig haben, den Raum der Zeitschrift für Wiederholungen zu vergeuden. Daher keine Wiederholungen! Da jedoch der Herr Verleger stets bereit ist, dem Fortschritte, der Besserung und Vervollkommnung neue Opfer zu bringen, ob ne eine Preiserhöhung ein tret en zu lassen, so hat er sich dazu her beigelassen, vom heutigen Blatte an, zwar die übliche Zahl der kleinen Patronen in geometrischer Zeichnung von der Naturgröße fortzuliefern, aber damit jedesmal ein Blatt von Patronen in natürlicher Größe zu verbinden, obgleich für ihn eine nicht unbeträchtliche Mehrausgabe hieraus entsteht. Hierdurch genießen auch alle Schneider, welche in der geometrischen Weise noch nicht gehörig bewan dert sind, den wesentlichen Vortheil, mit jedem Blatte wenigstens einige Patronen zu erhalten, deren sie sich ohne Weiteres zu ihren Zwecken bedienen können, sofern sie nur gelernt haben, eine gegebene Patrone für jede Körpergröße zu reduciren und zu bearbeiten. Möge dieses Opfer als neuer Beweis erscheinen, wie gern Redactton und Verleger jede Sache berücksichtigen und vernünftigen Wünschen zuvorzukommen sich bemühen, wie willig dieses Journal dem Vor theile der Abonnenten sich fügt und Verbesserungen rastlos erstrebt. D. Red. M o d e b t l d e r. Beinahe Alles in der Meuschenwclt hat seine ver schiedenen Perioden des regsten Lebens und Treibens, der emsigsten Bestrebungen und Umwandlungen, oft antipodischen Bemühens, und der behaglichen, erwar tungsvollen Ruhe, der Stunden der Vorbereitung auf neue Dinge, die da kommen sollen. So ist es auch alljährlich in der Modewelt, sobald der October naht, von dem man noch nicht weiß, ob er freundlicher dem Sommer sich zuwenden, oder grämlich als Vorbote des Winters auftreten wird, da man auf Wetterpro pheten nicht mehr zu halten pflegt, als auf Propheten überhaupt. Die Modekünstler ruhen aus von ihren Strapa zen des Frühlings und Sommers, die erfindenden und ersinnenden Geister versinken gleichsam in sich selbst, träumen sich in den Winter mit allen seinen Freuden und Leiden, Genüssen und Entbehrungen, Bedürfnissen und Geboten hinein, und bemühen sich, diesen Allen und den Fortschritten des Geschmackes durch neue Win tertrachten für alle Lebensvorkommnisse bestens zu ent sprechen. Der October mag sich selbst durch die Welt Helsen. Ist er sommerlich, so genüge die September tracht mit leichtem Paletot oder Mantel Morgens und Abends darüber; neigt er sich auf die unfreundliche Seite, so müssen die Reste der vorwinterlichen Trach ten gut oder übel aushelfen, bis man im November völlig neu erscheinen und Winters Anfang pränume- rando feiern kann. In solchen Perioden beschäftigt sich der Erfin dungsgeist hauptsächlich mit Specialitäten: die Jagd ist lebendig und erheischt für alle hohen und eleganten Jäger neue Trachten; die Felder sind leer und bieten ihre weiten Räume den Hufen stolzirender Parade pferde und keuchender Renner — also Reitanzüge für Herren und Amazonen, neue Trachten für Piqueurs und Grooms, für Vorreiter und Reitknechte, auf ir gend eine Weise von den frühem unterscheidbar und sich auszeichnend. So sehen wir denn Bild 49, ein neues Reitkleid. Hieran zeigt , sich vor Allem eine kleine Aenderung gegen die seit Monaten herrschende Mode der breiten Taillen, in dem wir hier die Taille wesentlich verschmälert finden, ohne daß sie deßhalb kürzer geworden wäre. Brauner Rock, Schoß kurz und bis zur Falte un ten gerundet; diese Falte gerade und schmal; Aermel nicht allzueng, sondern bequem, ohne Aufschläge; leich ter Besatz, in weitläufigen Linien abgesteppt. Hose von aschgrauem Kasimir, nach Belieben mit oder ohne Latz; sie reicht bis unter die Wade.