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und Erklärung der colorirten Abbildungen Es ist eine höchst erfreuliche Erscheinung, daß die , jetzige Form der Herrenklcider nicht nur daS Gepräge wahrer Eleganz an sich trägt, sondern diese auch mit der Zweckmäßigkeit verbindet. — Ein möglichst fein gearbeiteter Frack oder Rock mit nicht zur Ungebühr verlängerter, den Wuchs schon markirender Taille, mit telbreiten Revers, die sich ganz elastisch in jeder belie bigen Form, sowohl offen als geknöpft tragen lassen; — ein elegantes Gilet, dessen Schnitt, die gefälligen For men des Körpers nachahmend, genau mit der Taille des Fracks harmonirt; — hierzu ein durchgängig be quem geschnittenes, graziös geformtes Beinkleid vom feinsten elastischen Stoffe, dessen Farben und Muster in vollkommener Symmetrie zum Ganzen gewählt sind, — dies ist ohnstreitig eine Kleidung vom besten Geschmacke, wie sie der guten Gesellschaft angehört. Läßt sich auch bei den unendlichen Launen der Mode schwerlich bestimmen, welche Kleiderform die beste ist, weil man oft morgen verwirft, was heute noch ge fällt, so giebt cs doch Merkmale, nach denen sich be haupten läßt: Dies oder Jenes ist wirklich schön. Dies sagt uns nicht nur der eigene gute Geschmack, sondern auch die Beobachtung des Modewechsels, auf welche Kleidcrform man am Schnellsten zurückkommt, und dies ist bei der gegenwärtigen nicht zu verkennen. 'um einige Monate wich die Form der Taillen in Hinsicht ihrer Länge fast von der Bahn'des Schickli chen ab, und schon befinden wir uns wieder auf dem Mittelwege; dieser bleibt für alle Zeiten der beste. Unser heutiges Modenbild zeigt uns zuerst einen Herrn in allerliebster Sommerkleidung, die sich so wohl zu Bisilcn, als zur Promenade eignet. Der ganze Schnitt des Fracks nähert sich dem ächtfranzö- stschen Typus. Die rundgeschniltenen halbweiten Schöße umhüllen graziös die Schenkel, ohne die Bewegung zu hindern, oder durch voluminöse Falten ein unbe ständiges Aplomb herbeizuführen. Diese halb enge abgerundete Form ist allgemein in Aufnahme und ! dürfte auch wohl als die richtigste erscheinen, sobald 'n d,r Ansicht auSgeht, daß der Frack nun ein- > für allemal kein Rock sein soll, mithin die früheren fast rockartig geschnittenen Schöße eine sich widerspre chende Tracht bildeten und höchstens für die kühlere Saison geeignet sein können. Als neu und interessant ist hervorzuheben, daß man die Taschen der Frackschöße nicht mehr in der Quere, sondern der Länge nach einschneidet, wie die Zeichnung Nr. 3 der heutigen Patronentafel zeigt. Diese Taschenform ist allerliebst zu nennen, da sie nicht nur ein sehr bequemes und graziöses Eingreifen der Hände gestattet, sondern auch nicht das Unangt' nehme hat, daß die Tasche beständig aufsperrt, was bei querüber eingeschnittenen stets der Fall ist. — I» den renommirtestcn Werkstätten hat man bereits be gonnen, die bisher üblichen Einschnitte auf der Hüfte in den Frackschößen wegzu lassen und letzteren die nöthige ovale Form durch geschickte Bearbeitung zu geben. Durch sorgfältiges Einbügcln der Hintern Falte sowohl, als der ober» Kante auf der Hüfte erhält nämlich der Schoß ganz jene muschelartige Form, welche durchaus nöthig ist, um den Körper schön zu umschließen. Da jedoch diese Art der Bearbeitung neue Schwierigkeiten bietet und doch weiter nichts, als die bisherige Form bezweckt, so überlasse ich cS gern den Herren Geschäftscollegen, nach Belieben diesen oder jenen Weg einzuschlagen. Das Weglaffen der Einschnitte dürfte übrigens für diejenigen Kunden will kommen erscheinen, welche cS nicht lieben, ihre Kleider durch allzuviele Nähte „zerstückeln" zu lassen, waS sich besonders ältliche Herren sogar in Großstädten noch so häufig verbitten. Die Form der Taillen hat im Allgemeinen eine wesentliche Veränderung erlitten und zeigt offen bar von besserem Geschmacke, da sie die Hüften um höchstens 5 Centimeter übersteigt, mithin den Wuchs bei geeigneter Bearbeitung viel schöner markirt. — Die Achsel, und Sciiennähte sind mäßig gewölbt, d. h. sie halten den Mittelweg zwischen der geraden und der allzugebogene» Form. Die Rückcntheile werden nicht mehr nach unten so übertrieben zugespitzt, fon.