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Originalabhandlungen. Zwei Diagramme zur schnellen Berechnung von Höhenmessungen. Von Prof. Dr. K. Koristka. (Tab. I. und II.) Zahlreicher und in ausgedehnterem Maasse als je mals werden in neuester Zeit Höhenmessungen aus geführt. In erster Linie sind es die zunehmenden Bauten von Eisenbahnen und Strassen, wo besonders im ersten Stadium, dem der Vorerhebungen, eine massenhafte Ermittelung von Höhenunterschieden nothwendig wird; weiters sind es Geologen, Botaniker, Kartographen, denen für ihre speziellen Zwecke die Kenntniss möglichst zahl reicher Höhenunterschiede wünschenswert!! erscheint; endlich ist in unseren Tagen die Zahl jener Touristen im Wachsen begriffen, welche nach dem Grundsätze „wws- cere utile duld 1, ihren Vergnügungsreisen dadurch ein nützliches Moment abzugewinnen trachten, dass sie bei der leichten Transportabilität von kleinen Winkelmess instrumenten oder Aneroidbarometern mit diesen Instru menten möglichst viele Höhenmessungen zu machen trachten. Auf diese Art werden alljährlich für viele Tausende von Höhenunterschieden die Elemente zur Berechnung derselben gemessen, ohne dass diese Berechnung wirk lich ausgeführt wird, oder, wenn dies geschieht, so ist dieselbe mit einem unverhältnissmässig grossen Zeit aufwand verbunden, unverhältnissmässig deshalb, weil die Rechnung ihrer Natur nach mit einer weit grösseren Genauigkeit geführt werden muss, als welche durch die Genauigkeit der gemessenen Elemente erreicht werden kann. Ich hoffe, dass man mich hier nicht missver stehen, und für einen Vertheidiger minder genauer Methoden halten wird, vielmehr bin ich der Ansicht, dass bei jeder Berechnung von Beobachtungen nur die genauen Methoden Geltung finden sollen. Dennoch glaube ich, darf hiebei der Zweck, für welchen das Rechnungsresultat dienen soll, sowie die wahrschein lichen Fehler, welche in den beobachteten Elementen stecken, nicht unberücksichtiget bleiben. Bei derartigen Höhenmessungen ist die Genauig keit von einem Meter das Höchste, was verlangt wird, für manche der oben genannten Zwecke genügt auch eine minder grosse Genauigkeit, so wird für karto graphische, geologische, botanische Zwecke eine Höhen angabe mit einem Fehler von 4—5 Meter immer noch willkommen und brauchbar sein. Es dürfte daher eine Bestimmungsmethode, welche rasch und ohne lang wierige Rechnung das Resultat gibt, auch wenn die Genauigkeit derselben nur bis auf 0-5 Meter gienge, immerhin eine nützliche Sache sein, besonders wenn dieselbe auf mechanischem Wege ausgeführt, und da her auch jenen leicht zugänglich gemacht werden kann, welche mit logarithmischen Rechnungen nicht ver traut sind. Seit 24 Jahren mit hypsometrischen Arbeiten be schäftiget, wurde ich schon oft von Freunden und Be kannten ersucht, Tabellen zur schnelleren und beque meren Berechnung von Höhenmessungen zu verfassen für solche Zwecke, wie selbe oben angeführt wurden, und für solche Fälle, wo in kürzester Zeit eine grosse Masse derartiger Bestimmungen gerechnet werden soll. Es schien mir am zweckmässigsten, zu diesem Behufe die graphische Methode, welche in neuester Zeit auch in der Mechanik und im Ingenieurwesen so vielfache Anwendung erfährt, zu benützen, und ich habe schon vor mehreren Jahren zwei Diagramme, das eine für die trigonometrische, das andere für die barome trische Methode entworfen, welche ich Freunden und Bekannten zur Benützung und Copirung mittheilte. Neue stens meinte die Redaction dieses Blattes, dass eine Veröffentlichung dieser Diagramme auch weiteren Krei sen erwünscht und nützlich sein könnte. Ich habe zu diesem Behufe den beiden Diagrammen eine etwas ver änderte, wie ich glaube, bequemere Anordnung gegeben, und hat selbe behufs der Gravirung Herr Assistent Emanuel Czuber in’s Reine gezeichnet. Im Nachfol genden gebe ich eine kurze Erklärung der beiden höchst einfachen Diagramme sammt einigen Tafeln, welche bei hypsometrischen Messungen von Nutzen sein können. 1. Diagramm für trigonometrische Höhen messungen. Diese Methode setzt voraus, dass die Höhenwinkel mit einem dazu eingerichteten Nivellirinstrumente oder mit einem kleinen Theodoliten gemessen (etwa bis auf 1 oder '/ 8 Minute genau), die Distanzen aber entweder einer guten topographischen oder Situationskarte ent nommen, oder mittelst Distanz-Latte ermittelt werden. *) Sie setzt ferner voraus, dass die Seehöhe des Stand- *) In meinem Buche „Studien über die Methode und die Benützung hypsometrischer Arbeiten. Gotha Justus Perthes 1858“ ist über diese Art der Winkel- und Distanzmessuug Ausführli cheres enthalten. 1