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38 der Wichtigkeit dieser Sache eine endgiltige Entscheidung für die nächsten Tage verschoben wurde, so dass bis Mitte Dezember dem Wunsche einer löbl. Bezirksvertretung ent sprochen und die betreffende Antwort mitgetheilt werden wird. Prag, am 27. November 1873. Mit aller Achtung zeichnet Der Präsident des Architekten- und Ingenieur-Vereines in Böhmen: • V. Bukovsk^ m. p. Der löblichen Bezirksvertretung in Kolin! In Bezug auf die Mittheilung von 27. Nov. d. J. des Vorstandes des „Architekten- und Ingenieur-Vereines“ in Böhmen, und ebenso auf die Zuschrift der löbl. Bezirks vertretung vom 15, Nov. d. J. Nr. 502, erlaubt sich der | Unterzeichnete mitzutheilen, dass der Vorstand des Archi tekten- und Ingenieur-Vereines in seiner am 6. d. M. ab gehaltenen Sitzung einstimmig den Beschluss fasste, der löbl. Bezirks Vertretung für die Ausarbeitung von Plänen einer Brücke über die Elbe Herrn Wilh. Bukovsky, Brückenbau-Ingenieur und Professor der Ingenieur-Schule am königl. böhm. Polytechnikum in Prag, vorzuschlagen. Anschliessend an diese Mittheilung erlaubt sich der Ge fertigte noch zu bemerken, dass der genannte Ingenieur bereit wäre, die Ausarbeitung der verlangten Pläne zu übernehmen, wenn ihn die löbl. Bezirksvertretung mit dieser Aufgabe betrauen würde. In der Überzeugung, dem Wunsche einer löbl. Be zirksvertretung entsprochen zu haben, zeichnet achtungsvoll Prag, am 9. Dezember 1873. Für den Präsidenten des Architekten- und Ingenieur-Vereines in Böhmen. C. F. Jahn m. p. Vice-Präsident. M i s c e 11 e n. Folgen eines Brandes. Einem Schreiben des Herrn Bau-Ingenieur V. Schäferling in fsfählau entnehmen wir nachstehenden Bericht: Wenn es auch oft genung vorgekommen ist, dass das Entstehen eines Schadenfeuers eine geraume Zeit vor dessen eigentlichem Ausbruche vor sich gehen musste, wo also ent zündende und dem Luftzutritte nicht ausgesetzte Bestand- theile eines Gebäudes einem äusserst langsamen Verbren nungsprozesse ausgesetzt waren, bevor das Feuer zur äusser lichen Entwickelung gelangte, so verdient doch ein eigen- thümlicher Fall dieser Art, der sich im Jahre 1870 in der exc. gräfl. Waldsteinschen Brauerei zu Kloster bei Münchcn- grätz zugetragen hat, besonderer Erwähnung. Das genannte Gebäude ist im unregelmässigen, einen Hofraum einschliessenden Vierecke auf dem äussersten Punkte eines in das Iserthal schroff abfallenden Felsens angelegt, und seine äusseren Mauern weisen demgemäss eine beträcht liche Tiefe unter dem Fussboden auf. Von dessen interessanten Vergangenheit sei hier nur' soviel erwähnt, dass es im 12. Jahrhundert ein Benedictiner, später ein Cisterzienser-Kloster war, welches im Jahre 1420 von den Hussiten zerstört wurde; hiebei fiel auch die grosse nahe gelegene gothische Kirche in Trümmer, von deren architektonischem Werte das noch jetzt stehende, ziemlich erhaltene Eingangsportal, dann einzelne bei Nachgrabungen gefundene Theile des steinernen Fenstermasswerks ein deut liches Zeugniss abgeben. Unter den späteren Eigentümern des zum Schlosse eingerichteten Klosters ist der nach der Weissenberger Schlacht enthauptete Ritter Budovec zu er wähnen, dessen Spruch und Wappen am Portale des innern Gebäudes angebracht ist, In neuerer Zeit zu Beamtens- Wohnungen benützt, wurde der Vordertrakt desselben im Jahre 1863 von dem gegenwärtigen Besitzer zu einer grossen Bräuerei umgewandelt. Dieselbe wurde mit Schiefer eingedeckt, während die drei übrigen alten Flügel ihre Schindeldächer beibehielten. Dieses Dach fing am 30. Juli 1869 aus einer bisher nicht aufgeklärten Ursache (möglicher Weise fiel ein Funken aus dem hohen Schornstein auf die durch die anhaltende Dürre stark ausgetrockneten und leicht entzündlichen Schindeln) Feuer, welches in kurzer Zeit nicht nur den alten Bestand, sondern auch das Dach und Innere des Neubaues sammt den massenhaften Vorräten, das Binderholz und die Ge fässe im Hofraume, kurz alles Verbrennbare verzehrte. Bei dem bald nach dem Brande erfolgten Wiederauf bau wurde das Parterre des rechtsseitigen Flügels zur Binderwerkstätte und zu Magazinen bestimmt und auf Eisenträger überwölbt. Nachdem die am Abhange des Felsens aufgesetzte alte Stirnmauer dieses Gebäudes ihrer Beschaffen heit nach keine sichere Garantie gegen die erhöhte Be lastung und den Gewölbschub darbot, wurde längs der selben eine Gurte angelegt und für letztere zwei Zulegs- pfeiler aufgeführt; das Fundament für den äusseren wurde erst in einer Tiefe von 4° unter dem Fussboden aufge funden und nach vollendeter Aufmauerung die Grube mit dem vorhandenen Schutt zugeworfen. Die Werkstätte er hielt eine Fussbodendielung, die übrigen Räume Ziegel pflasterungen. Es geschah diess etwa 3 Monate nach dem Brande. Um die Mitte des Monates Juli 1870, zu einer Zeit also, wo die Werkstätte nicht geheizt wurde, bemerkte man am Fussboden derselben eine erhöhte Temperatur und fand sich endlich durch das später eintretende Springen und Prasseln der Bretter veranlasst, einen Theil derselben auf zureissen. Die darin befindliche Anschüttung hatte einen, kaum die Berührung zulassenden Hitzegrad, der sich bei hierauf vorgenommener Nachgrabung immer höher erwies, so dass nichts weiter übrig blieb, als durch Einschütten von grossen Quantitäten Wasser den Feuerherd zu ersticken. Die im Schutte zerstreuten Holzstücke, Späne etc. wurden im verkohlten Zustande vorgefunden und die ganze Erschei nung lässt keine andere Erklärung zu, als dass die vom Brande zurückgebliebene Lohe sich den noch vorhandenen Holzresten, den von der Bolzung zurückgebliebenen Brettern etc. mittheilte und von der im lockern Schutte enthaltenen Luft zehrend, erst im Laufe eines Jahres den Weg zur Oberfläche gefunden hat.