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Referate und Kritiken. Ein neuer Condensator von P. Audonin und E. Pelouze. Von Jos. Krost, Ingenieur der Gemeindegasanstalt in Prag. Die Besucher der Wiener Weltausstellung, welche neue Erfindungen auf dem Gebiete der Beleuchtungs - und ins besondere der Gasindustrie suchten, werden die Ausstel lung nicht besonders befriedigt verlassen haben. Äusser einigen interessanten von Girond in der Maschinenhalle ausgestellten Apparaten war es nur ein von der Firma Paul Audonin und E. Pelouze construirter Condensator, welcher das Interesse der Gastechniker in höherem Masse angezogen hat. Um die in den Produkten der trockenen Destillation vorkommenden Theer- und Wasserdämpfe zu kondensiren, Jgat man in den Gasanstalten bis jetzt theils Vorrichtungen ■ verwendet, in welchen die Geschwindigkeit des erzeugten Gasgemenges rasch vermindert und das Gas mehr oder minder der Ruhe überlassen wurde, theils solche Apparate, in welchen der Gasstrom auf feste Wände anschlug und dabei rasch nacheinander die Richtung ändern musste. Man hat dabei den Zweck verfolgt, dass sich die im Gase ent haltenen Dunstbläschcn so viel als möglich berühren, dabei sich vereinigen und als Tropfen zu Boden fallen. Diese in den bisher gebräuchlichen Condensa- tionsapparaten mehr zufäl lige Berührung der Mole küle glauben die Erfinder- P. Audonin & E. Pelouze in bedeutendem Grade da durch zu fördern, dass sie das von den Gasöfen stim mende Leuchtgas unter ei nem Drucke von 2 Centi- meter Wasser durch feine Oeffnungen streichen und dabei zugleich auf feste Wände anschlagen lassen. Sie haben zu diesem Zwecke den in Fig. 1 und 2 im Profil und Grundriss verzeichneten Apparat kon- struirt, dessen Einrich tung hier näher beschrie ben werden soll. Er besteht aus einem viereckigen gusseisernen Gehäuse A, in welchem die mit Theer gefüllte Tasse BB angeschraubt ist. In diese Tasse taucht die Glocke CG ein, welche eigentlich die kondensi- rende Wirkung ausübt. Die Glocke besteht sowohl in der Mantelwand als auch im Deckel aus drei 1 '/ 2 Mil limeter von einander ab stehenden Blechwänden, welche abwechselnd mit vielen Reihen feiner Oeffnungen versehen sind. Die Anordnung dieser Löcher ist in natürlicher Grösse auf der Figur 3 ersichtlich. Das Gas strömt durch die Eingangsröhre D in den Apparat und gelangt durch die Unzahl feiner Oeffnungen in das Innere der Glocke CG, worauf es durch die Ausgangsröhre E den Apparat verlässt. Der Gasstrom wird beim Passiren der Glocke CG fein vertheilt und dadurch sowol, als auch durch das Anschlägen der vertheilten Gasströme auf die vollen Wandungen werden die in denselben enthaltenen Dunst bläschen in innige Berührung ge bracht, wodurch sie zu Tropfen ver einigt zu Boden fallen. Die am Bo den des Gefässes sich sammelnden Condensationsflüssigkeiten werden durch ein Heberrohr F abgeleitet. Die Erfinder legen einen besonders grossen Werth darauf, dass das Gas die Glocke unter einem Drucke von 2 Wassercentimetern passirt. Um diesen Druck konstant zu erhalten, muss die Anzahl der freien Oeffnungen der Glocke CG in einem constanten Verhältniss zur Produktion erhalten bleiben, und da sich die Gasproduktion während des Tages ändert, waren die -Herren Audonin & Pelouze auch darauf bedacht, die Zahl der freien Oeffnungen der Glocke CG durch einen Regulator der Gasproduktion stets entsprechend und selbstthätig zu ändern. Zu diesem Behufe befindet sich auf dem Condensator ein cylindrisches, gusseisernes, mit Wasser gefülltes Bassin GG, in welches eine mit Schwimm kästen LL versehene und entsprechend beschwerte Blech glocke IIH eintaucht. Das Innere dieser Glocke steht mit dem Eingang in den Condensator durch die Röhre JJ in Verbindung. Durch diese Röhre geht zugleich ein Eisen stab K durch, welcher einestheils an der Decke der Regu latorglocke hängt, andorntheils aber die Condensatorglocke CG trägt. Je nachdem- der Druck des produzirten Gases bei variabler Produktion im Raume D zu- oder abnimmt, wird die Regulatorglocke steigen oder fallen und die Condensa torglocke aus der Sperrungsflüssigkeit entsprechend heben, beziehungsweise dem Durchgänge des Gases durch den Con densator mehr oder weniger Oeffnungen bieten, wodurch die Differenz des Gasdruckes im Raume A und E konstant erhalten bleibt. Unbeschadet der Theorie, auf welcher der eben be- j schriebene Apparat basirt und deren Richtigkeit nicht gut | angezweifelt werden kann, wird doch in jedem Praktiker ! die Befürchtung rege, dass sich sowohl die feinen Oeffnun- i gen, als auch die schmalen Räume zwischen den Wänden der Condensatorglocke, in kurzer Zeit mit dickem Theer versetzen werden. Doch behaupten die Erfinder gerade das Gegentheil, indem die feinen (Oeffnungen bei genauer Be obachtung der oberwähnten Druckdifferenz von 2 Wasser centimetern selbst nach mehrmonatlichem Gebrauch frei von jeder Verstopfung bleiben sollen, was auch Ingenieur Reid von der Edinburgh und Leith Comp. bestätigt. Nach seiner Mittheilung im Journal of Gas-Lighting ist in einer der grössten Gasanstalten der Pariser Gasgesellschaft zn St. Marde ein Audonin & Pelouze’scher Condensator auf gestellt, der angeblich bei einem circa 3’/ 2 Fuss weitem quadratischen Gehäuse für eine Production von 1,300.000 Cub. Fuss Leuchtgas in 24 Stunden vollständig genügen soll. Nach mehrmonatlicher Benützung wurde der Apparat in Gegenwart des Ingenieurs Reid geöffnet, wobei von einer Verstopfung der feinen Löcher in der Condensatorglocke nichts zu merken war. Wenn sich diese Erfahrungen bewähren sollten, so würde der oberwähnte Condensator insbesondere für grös sere Gasanstalten, in denen die Scrubbers nach den gegen- 14