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Wenn auch die hier benützte Art der Berechnung nur grob ist, so kann man nichtsdestoweniger daraus so viel entnehmen, dass das blosse Verhältnis der Cy- lindervolumen praktisch auf den Dampfverbrauch nur unbedeutenden Einfluss hat; wenigstens kann man nicht von einer gelungenen oder misslungenen Maschine sprechen, falls nur jenes Verhältnis so oder anders (in gewissen Grenzen) gewählt wurde. Ausgeführte Ver suche bestätigen auch, dass Maschinen mit bedeutend verschiedenen Verhältnissen dei' Cylindervolumina in der That beinahe gleich vorzügliche Resultate lieferten. Würden wir noch eine weitere Maschine mit dem Verhältnisse 1 : 2 angenommen haben, so dass der kleine Cylinder zum dritten Tbeile mit frischem Dampf gefüllt werden würde, käme der gesammte Dampfver brauch freilich kleiner heraus als in beiden vorher gehenden Fällen; jedoch die grösseren Dimensionen des kleinen Cylinders würden diese Maschine vielleicht praktisch weniger vortheilhaft machen als die beiden früher angeführten. Am vortheilhaftesten wäre theo retisch wahrscheinlich der Fall, wo die beiden Cylinder gleich sind, die gesammte Expansion in dem ersten Cylinder erfolgt und wo der zweite Cylinder bloss die Aufgabe hat, den ersten vom Condensator zu trennen. Jedoch ist hier noch ein Umstand zu berücksich tigen, nämlich die Gleichmässigkeit des Ganges. Der H. Professor geht von der Hypothese aus, dass der gleichmässige Gang der Maschine die Gleich heit der in den beiden Cylindern geleisteten Arbeiten verlange. Wir finden in der That, dass dieser Bedingung annähernd entsprochen wird bei Schiffsmaschinen, wo die zum kleinen und zum grossen Cylinder gehörigen Kurbeln gegen einander rechtwinklig stehen. Hier ist freilich diese Bedingung nothwendig und vom grossen Gewicht, indem die Schwungmassen verhältnissmässig sehr klein sind. Anders verhält es sich mit den ge wöhnlichen Woolf’schen Maschinen, wo beide Kolben entweder auf einem oder auf zwei um 180” gegen ein ander gestellten Zapfen wirken: der gleichmässigste Gang hängt hier keineswegs von der Gleichheit der in den beiden Cylindern geleisteten Arbeit, sondern haupt sächlich von der Differenz zwischen dem resultirenden Anfangs- und Enddrucke ab. Je kleiner diese Diffe renz, desto kleiner kann das Schwungrad sein. (Einer der Vortheile der Woolf’schen Maschinen — siehe das Kley’sche Werk.) Bezeichnen wir die totale Expansion mit s und ist ein bestimmter Coefficient (etwa 0’75), welcher den Druckverlust beim Übertritt ausdrückt, ferner m das vortheilhafteste Verhältnis der beiden Cylindervo- lumen, so ist approximativ also für £ zwischen 6 und 10 m „ 2'83 und 3’65, daher durchschnitt ¬ lich nahe an 3. Übrigens liefert die vom H. Professor benützte praktische Methode offenbar einen zu grossen Inhalt des kleinen Cylinders, auch wenn die Bedingung der gleichen Arbeit angenommen wird. Ein Blick auf die Diagramme lehrt, dass, wenn das Verhältnis der In halte so bestimmt wurde, dass die von den theoreti schen Curven begränzten Flächen einander gleich werden, die geleisteten Arbeiten in Wirklichkeit sehr von ein ander differiren. Endlich gibt es noch zwei Umstände, welche auf die Bestimmung der vortheilhaftesten Dimensionen der Cylinder Einfluss haben : der Grad der Expansion und die Möglichkeit, dass die Maschine, wenn nöthig, mit einer bedeutend grösseren Kraft als die normale arbeiten könne. Die zweckmässigste Expansionsgrenze wurde schon öfters besprochen (auch in dieser Zeitschrift im J. 1873 II.). Theoretisch, ohne Rücksicht auf die Vertheurung der Maschine durch die Wahl einer grösseren totalen Expansion, wäre es am vortheilhaftesten, die End Span nung etwa gleich 0’4 Atm., die Expansion also etwa 12fach anzunehmen, wo hingegen als die praktisch zweckmässigste Grenze nur etwa 6 sich herausstellt. In der Nähe des Maximum haben die Abweichungen von den vortheilhaftesten Bedingungen keinen bedeu tenden Einfluss. Behält man also im Auge, dass die Maschine, auch wenn sie eine grössere als die normale Kraft entwickeln soll, nicht zu unvortheilhaft arbeite, so hat man die Dimensionen derselben so zu bestimmen, dass sie ursprünglich und normal etwa mit 8 bis lOfacher, bei vergrösserter Arbeit vielleicht mit 5 bis öfacher Expansion arbeite. Der kleine Cylinder muss freilich so gewählt werden, dass die Vergrösserung der Kraft, also der Füllung, überhaupt möglich sei; derselbe muss daher ursprünglich eine geringere als halbe Fül- 1u n g haben. Durch das Angeführte ist die Wahl des Verhält nisses der beiden Cylindervolumen ziemlich enge be grenzt, falls der Inhalt des grossen Cylinders zuvor bestimmt wurde — u. z. im Allgemeinen zwischen den Grenzen 2 und 4. Der gleichmässige Gang würde eine etwa in der Mitte liegende Zahl erfordern, während die Rücksicht auf Wohlfeilheit eine grössere, die Rück sicht auf Dampfersparniss dagegen eine kleinere Zahl bedingt. Auf diese Weise verengen sich unsere Grenzen noch mehr, z. B. zwischen 2-5 und 3-5. Bei dieser engeren Wahl wird noch die Rücksicht auf eine mög liche Vergrösserung der Kraft und die ursprüngliche Dampfspannung ents chei den. Für die Meyer’sche Steuerung und ähnl., welche sowohl kleine als grosse Füllungen zulassen, wird ein grösseres Verhältnis zweckmässiger, weil wohlfeiler, (Doukin in London) während die durch den Regulator v e r s t e 111 e n S t e u e r u n g e n, wel che gewöhhlich nur kleinere als halbe Füllungen zu lassen, ein kleineres Verhältniss erfordern. Eine kleine Anfangsspannung erfordert ein kleineres Ver hältnis und umgekehrt. Sa.