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2 Einleitung. schaft, den man im Gegensatz zur Chemie auf wässerig-flüssigem Wege (Hydrochemie) mit dem Namen Pyrochemie belegen könnte, verhältnissmässig wenig ausgehaut worden und nicht in dem Maasse den übrigen von ihr abhängigen naturwissenschaft lichen Disciplinen dienstbar gewesen ist, wie es wohl wünscliens- werth wäre, so ist die Ursache wohl allein in der geringen Exact- heit der Arbeitsmethoden, der Schwierigkeit, ja theilweisen Unmöglichkeit der Temperaturbestimmungen bei höheren Graden und den Hindernissen, welche sich scharfen und sicheren Beob achtungen entgegenstellen, zu finden. Es bedarf wohl kaum noch näherer Motivirung, wenn der Verfasser es trotzdem unternom men hat, aus dem unorganischen Theile der Chemie eine Anzahl der wichtigsten schmelzbaren Verbindungen herauszugreifen, um ihr Verhalten unter sich und zu schwer- und unschmelzbaren anderen zu prüfen. Bei diesem Unternehmen soll es sich vor züglich darum handeln, festzustellen, ob vom Schmelzfluss des einen Körpers andere zu klaren Flüssigkeiten aufgenommen werden — sich lösen *), oh und welche Umsetzungen hierbei vor sich gehen; es soll von dem löslichen Theile die feste Form, in welcher er sich aus der flüssigen Grundmasse bei der Erstar rung in Krystallen ausscheidet * 2 ) möglichst bestimmt werden *) Grossen Werth würde es gehabt haben, für die Reihe der im feurigen Fluss löslichen Körper auch die Quantitäten zu fixiren, in welchen sie von ihren Lösungsmitteln bei bestimmten Temperaturen aufgenommen werden, allein erwägt man, dass solche Temperatur ermittelungen nur in grösseren in Gluth befindlichen Räumen möglich und mit nicht geringen Schwierigkeiten verknüpft sind, dass ohne sie die Zahlen über die Lösecapacitäten fast illusorisch sind, so wird man es begreiflich finden, wenn Abstand davon genommen worden ist, diesen Verhältnissen in den nachfolgenden Blättern zahlenmässig Rechnung zu tragen. 2) Auf diesen wichtigen Theil hat der Verfasser im Laufe seiner Arbeit mehr Gewdcht gelegt, als er es anfänglich beabsichtigte; denn einestheils wäre es schade darum gewesen, wenn die ohne grosse Mühe sich ergebende Fülle von interessanten Thatsachen unerwähnt geblieben wäre, anderntheils sah sich der Verfasser veranlasst, auf die Morpho logie der sich isolirenden Verbindungen mehr Werth zu legen, als dies sonst in chemischen Abhandlungen zu geschehen pflegt.