100 Krystallisation in dünnerer Lösung. Die auf obige Weise zur Entstehung gelangenden Octaeder waren in verhältnissmässig grossen Dimensionen angelegt; bei kleineren Individuen fehlte das Stäbchenwachs thum und der Krystall baute sich an dem ur sprünglichen Axenkreuz dadurch auf, dass die Enden jeder Halbaxe sich zu Ecken entwickelten, und in gleicher Weise die reguläre Krystallge- stalt zur Ausfüllung brachten, wie wir dies schon früher beim Flussspath, der aus Kochsalz auskrystallisirt war, gesehen haben, siehe Fig. 73. (Mit Weg lassung der vorderen, zur Papierebene senkrechten Halbaxe.) Stellt man sich ferner ein anderes Präparat dadurch her, dass man die ursprüngliche Salzmischung mit etwa dem gleichen Volumen von Salpeter wie vorher vermischt — also die halbe Concentration von früher erhalten wird — so entstehen bei all mählicher Kühlung nur noch Schwärme schöner, wasserklarer, mathematisch scharfer Octaeder von 0,05 bis 0,1mm Durch messer, an denen man keine bestimmte Aufbauart zu unter scheiden vermag, sondern vom Ursprung an nur kleine Oc taeder erkennt. Je ruhiger die Kühlung ist, desto weniger dicht werden die Schwärme und um so grösser und vollkommener fallen die Krystalle aus; bei etwas schleuniger Krystallisation bleiben die Einzelindividuen klein und geben ausserordentlich dichte Schwärme. Versucht man es, durch gleichmässig fortge setzte , langsame Erkaltung die Krystalle bis zu beträchtlicher Grösse anwachsen zu lassen, so gelingt dies nur bis zu einer bestimmten Gränze, dann geht, ohne irgend welche erkennbare Veranlassung, um die ersteren als Kern die Neubildung eines aus ganz feinen Einzellonguliten bestehenden Octaeders mit Fig. 74. grosser Schnelligkeit vor sich, ohne dass hierdurch der erste Krystall verdeckt würde, vielmehr bleibt er als klarer Kern durch das dünne Longulitengerüst sicht bar, Fig. 74. Die Vergrösserung von 140 reichte indessen nicht hin, um die Lage und Stellung der Einzelstäbchen zu erkennen.