90 Stellung der Aufgabe. wir gewisse typische Wachsthumsformen je nach dem Grade ihrer Ausbildung in eine Reihe gebracht, an deren einem Ende der fertige Krystall, und an deren anderem Ende die primitivste Zusammenlagerungsform sich befand. Hieraus liessen sich Schlüsse ziehen, wie die erhärtende Materie sich an schon vor handene Krystallgerippe anlagert. So instructiv nun auch wohl die Resultate dieser früheren Untersuchungen genannt werden dürfen, so können sie uns, auch wenn wir uns zunächst nur mit der Art des sichtbaren Aufbaues der unorganischen Materie be fassen, und uns den Fragen nach der ursprünglichsten Molecular- lagerung und den mit ihr im Zusammenhang stehenden physi kalischen und chemischen Eigenschaften noch fern halten, keines wegs befriedigen. Mit grosser Sicherheit ist wohl zu erwarten, dass die typi schen Krystallitenformen, die wir bisher an der geringen Zahl untersuchter Substanzen zu constatiren hatten, keineswegs die einzig in der unorganischen Schmelzchemie existirenden sind, sondern dass wir bei geeignetem Weiterarbeiten noch auf Er scheinungen stossen werden, die uns neue Gesichtspunkte in den zur Erforschung Vorgesetzten Fragen eröffnen. Vor allen Din gen dürfte es hiernach wünschenswerth erscheinen, den eigent lichen Krystallisationsvorgängen, soweit sie sich in sichtbaren Bewegungs- und Form Veränderungen äussern, zu folgen. Dieser Aufgabe sollen die noch folgenden Blätter in Beziehung auf feurige Flüssigkeiten gewidmet werden, da gerade diesen hei den bisherigen, auf dem Wege praktischer Versuche das Ziel ver folgenden Arbeiten, den Kräften nachzuforschen, gemäss welchen beim Uebergang in den festen Aggregatzustand die Lagerung der kleinsten Theilchen erfolgt, noch wenig Beachtung geschenkt worden ist, trotzdem sie, wie schon im ersten Theile dieser Ab handlungen gezeigt worden ist, an charakteristischen Formen sehr reich sind. Wir werden, um den bedeuteten Weg zu verfolgen, gewisse unorganische Salze in einer leicht zu verflüssigenden Schmelz verbindung lösen und sie in einem geeigneten Glasgefäss be findlich, bei allmählicher Abnahme der Wärme auf die Kry-