172 Man nehme nur durch heißes Wasser. Für Blau küpt man an und giebt mit Blauholz einen schwachen Aufsatz. — Das sogenannte Milchblau, benannt nach der Schürzenfarbe der Milchmänner, ist schwieriger herzustellen. Die Leinewand wird in dicker Kalkmilch, dann mit Sodalösung gekocht, getrocknet, womöglich in greller Sonne, einen Tag in calcinirter Soda und Harzseise gekocht und gereinigt. Nun folgt Chlorbad und Salzsäure. Man küpt noch hell blau und giebt einen Aufsatz von Kaliblau. Ueberfärben mit Anilinblau ist zu theuer. Da gegen wird beim Stärken etwas Anilinblau zu gesetzt. Beim Kalk- und Sodabad muß große Sorgfalt verwendet werden. Bei Grün auf Drillich wird derselbe heiß durch Gelbholz und Blauholz auf dem „Gigger" passirt und das Bad mit Kupfervitriol gebrochen. Die Appretur werde mit Anilinblau angefärbt. Der Stoff wird zu Klempnerschürzen und Decken benutzt. Echt schwarzer Drillich für Feuerwehrleute wird in der rohen Waare genetzt, kalt geküpt, passirt Schmack und holzsaures Eisen, wird mit einem gemischten Zuge ausgefärbt und appretirt. Der Vortragende führte — stets unter Vorlegung von Muster der Waare in den verschiedenen Stadien der Fabrikation — noch die Herstellung schwarzer, brauner und grüner Parchende, Dra goner- und Mittelblau für Bauerleinen vor und besprach schließlich die Behandlung des englischen Leders. Dieses müsse sehr gut durchgefärbt sein, weil es nach dem Färben gerauht und geschoren wird. Die Appretur bestehe aus so genannter, von den Fabriken in flüssiger Form gelieferter Gelatine. Schließlich legte der Vortragende dem jüngeren Theil der Vereinsge noffen das Fermentiren des Blauholzes dringend an's Herz, welches bekanntlich die Färbekraft des Holzes sehr bedeutend erhöhe. Er zeigte Muster vor von geraspeltem, fermentirtem und gänzlich ausgezogenem Blauholz, welche den Vor theil des Verfahrens charakteristisch darstellten. Die bei der Fabrikation gebräuchlichen Appa rate — Auskochapparate und Gigger — wur den durch Zeichnung anschaulich gemacht. Der Vorsitzende dankt dem Hrn. R. Schöpke für den interessanten und mit liebenswürdigem Humor reich gewürzten Vortrag und fordert die Anwesenden auf, sich zum Zeichen der An erkennung von den Sitzen zu erheben: Dies geschieht. — Der Vorsitzende legt eine mit Magnesiasalz appretirte und über heiße Trom-, mein passirte Baumwollenwaare (Gingham) zur Ansicht vor, welche durch Zersetzung des Chlor magnesiums unter Entwickelung von Salzsäure*) völlig zerfressen und in der Farbe unbrauchbar geworden ist. — Der Artikel zur Bekämpfung der Verdächtigungen des Färberstandes (Vergl. Nr. 19. Seite 148) sei dem Bazar und der Vossischen Zeitung hier vorgelegt worden. Vom Bazar liege bestimmte Antwort noch nicht vor, dagegen habe die Vossische Zeitung die Veröf fentlichung abgelehnt. Der Vorstand wird be auftragt, anderen Zeitungen den Artikel zur Veröffentlichung zugehen zu lassen und später darüber zu berichten. — Herr Heismann hatte dem Vorstand mitgetheilt, er könne den in letzter Sitzung angebotenen Zeichner nicht stellen, da derselbe Berlin verlassen habe. Der Vorstand wurde demgemäß beauftragt, sich mit einem an deren Zeichner in Verbindung zu setzen und den Entwurf der Karten zu bewirken. — Nach Er ledigung des Fragekastens theilte der Vorsitzende mit, laut § 7 der Statuten treten für die Mo nate Juli und August Ferien ein, so daß die nächste Sitzung am Freitag den 1. September c. stattfindet und schließt darauf die Sitzung. — Trotz des schönen Wetters war die Versamm lung eine ziemlich besuchte und zählte viele Gäste. Die Anwesenden blieben noch mehrere Stunden in gemächlicher Unterhaltung ver einigt. — Berichtigung. In Nr. IS, Seite 115 wolle man in dem Verfahren „Echtes Grün auf Leinewand" vorletzte Zeile einfügen hinter ISOü- Gelbholz per Vr Kilo. Nachrichten. In der letzten Vereins-Versammlung hatte ein Mitglied auf den Fragekasten einen rothen *) Vergl. Nr. 4S. 1875 S. S54.