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202 nach einigen Tagen, daß der krystallisirbaro Körper sich zum größten Theil im Wasser befindet, während der unkrystallisirbare auf der Membran zurück bleibt. Den Vorgang der Trennung nannte Gra ham Dialyse und den beschriebenen einfachen Ap parat Dialysator. Die - Dialyse hat seit ihrer Entdeckung viel Verwendung gefunden. Vor allem bedient sich die analytische Chemie ihrer mit Vortheil, um aus den Gemischen krystallisirbarer und unkrystallisirba- rer (besonders organischer) Körper die krystallisir- baren auszuscheiden. Einen besonderen Werth hat die Dialyse bei der Untersuchung gifthaltiger Ma genausleerungen, wie sie bei Vergiftungssällen zur Feststellung des Thatbestandes nothwendig sind. Die Gegenwart des Giftes in dem schleimigen Ma geninhalt läßt sich auf andere Art um höchst schwierig ermitteln. , Es zieht indessen auch die Technik in neuerer Zeit von dieser wichtigen Entdeckung Nutzen, und wir haben im folgenden von einer solchen Benutzung der Dialyse, und zwar speciell für die Zwecke der Färberei zu sprechen. Nach dem Obigen lassen sich aus gemischten Lösungen von Salzen und Aummi erstere aus- scheiden, während Gummi znrückbleibt. Bringt man in den Dialysator aber nur ein Salz, so strebt der krystallisirbare Theil des Salzes — ge wöhnlich die Säure — in das umgebende Wasser zu wandern, während die Basis auf dem Dialysa tor zurückbleibt. Es giebt nun eine Reihe von Basen, welche, wie wir in der „leichtfaßlichen Chemie" auseinandersetzten, eine unverhältuißmä- ßig große Menge von Säure erfordern, um gelöst zu bleiben. Dies sind vor allem die Sesquioxyde, und unter diesen besonders das Eisenoxyd. Die höchst sauren Salze des Eisenoxyds finden bekannt lich in der Seiden färb er ei, speciell zur Dar stellung von Schwerschwarz, als Eisenbeize die größte Verwendung. Eisenbeize, welche stark sauer ist und gewöhnlich einen Ueberschuß an Salpeter säure, auch wohl salpeterigep Säure enthält, wirkt dabei so zerstörend auf die Faser ein, daß hoch be schwerte schwarze Seiden einen großen Theil ihrer Haltbarkeit verlieren, ja sich oft wie Zunder aus einander ziehen lassen. Um diesen Uebelstand zu vermeiden, kann man das Eisen in Gestalt von dialysirtem Eisenoxyd in Anwendung bringen. Zur Darstellung einer solchen Lösung bringt man in den Dialysator eine Auflösung von Eisenoxyd in Salzsäure (Eisenchlorid.) Nach einiger Zeit ist die Salzsäure ganz oder zum größten Theil in das umgebende Wassir ge gangen, während aus dem Dialysator eine Lösung von Eisenoxyd zurückbleibt. Eine Lösung yon Eisenoxyd? wird der Le ser fragen. Das Eisenoxyd ist ja unlöslich in Wasser. — Es ist das merkwürdige bei der Dia lyse, das auch unlösliche Oxyde in Wasser gelöst blei ben, wenn man ihnen gm Dialysator die Säure entzog. So bleibt auch das Eisenoxyd in Lösung auf dem Dialysator zurück; die zu seiner Auflösung früher benutzte Saure ist durch die Membran hin durchgewandert. Eine solche Lösung von Eisenoxyd giebt nun an die eingetauchte Faser mit größter Leichtigkeit ihr Eisenoxyd ab. Es erfolgt eine voll ständige Beizung, während ein Angriff nicht erfol gen kann, da ja keine Säure, am wenigsten eine überschüssige, vorhanden ist. Eine solche Lösung ist weit wirksamer als eine gewöhnliche Eisenoxydauf lösung (Eisenbeize), da das in ihr enthaltene Eisen eine hohe Tendenz hat, sich auf der Faser abzu lagern, während das Eisenoxyd in der sauren Ei senbeize, durch die Säure gebunden, dieses Bestre ben weit weniger zeigt. Es scheint auch nach allen bisher angestellten Ermittelungen, als sei die Bei zung der Faserstoffe in der Lösung von Salzen über haupt eine dialytische Erscheinung. Auch die Faser ist als ein Conglomerat von Membranen zu betrach ten. Es ist daher sehr natürlich, daß die Seide z. B. aus einer Eisenoxydauflösung (Eisenbeize) das Eisen in sich behält, während die Säure in die um gebende Flotte geht. Man kommt also durch vor herige Dialyse dem Bestreben der Faser, das Oxyd zurückzuhalten, zu Hülfe und kann sich über erhöhte Erfolge mit dialysirtem Eisen nicht wundern. Für technische Zwecke, besonders zum Beschweren der Seide ist es nicht nothwendig, der Eisenoxyd lösung ihren ganzen Säuregehalt zu nehmen. Es genügt hier schon eine Auflösung, welche nur noch einen geringen Theil Säure, dagegen einen Ueber schuß von Eisenoxyd enthält. Herr, Fr. Oltmanns, Apotheker in Obern dorf a. Oste (Provinz Hannover) stellt seit Jah ren dialysirtes Eisenoxyd für medicinische Zwecke dar und fertigt in neuerer Zeit solche Lösungen auch für Zwecke der Färberei an. Das von ihm gelie ferte dialysirte Eisenoxyd enthält 6—7 pCt. reines