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Vorschriften mit Präparat unter Anwendung ätzen der Soda. Es läßt sich auch hiermit eine ganz gute Jndigweißlösung erzielen. Die Küpen-Praxis zeigte jedoch bald, daß dieser Küpe verschiedene werthvolle Eigenschaften abgehen, welche die Gärküpen aus zeichnen. Die Jndiglösung ist brandgelb; ricktiges Vergrünen tritt daher unvollkommen oder gar nicht ein; die brandgelbe Farbe wird dunkelroth, dann sofort blau; das erhaltene Blau ist matt und zeigt keine sehr große Widerstandsfähigkeit in der Walke. Stellt man sich dagegen eine Inbigweißlösnng ver mittelst Präparat und ätzendem Ammoniak her, so ist diese Heller von Farbe, vergrünt auf der Wolle sehr lebhaft und langsam unter Bildung eines feurigen und ächten Blau's. Dieses so verschiedene Verhalten beider Lösungen zeigt wohl klar und deutlich, daß in einer gut stehenden war men Küpe der Indigo vorzugsweise in Ammoniak gelöst sein muß. Dies kann bei der Anwendung von Urin, Waid, Kleie, welche alle stark Stickstoff haltig sind, durchaus nicht ausiallen. Dagegen scheint aus den ersten Blick, die Soda-Syrupküpe ohne Bildung von Ammoniak zu arbeiten. Berück sichtigt man indessen, daß diese vorzugsweise zum Färben loser und roher Wolle verwendet wird, der viel stark Stickstoffhaltiger Wollschweiß anhängt, so ist auch hier die Bildung und Mitwirkung des Ammoniaks außer Frage. Von der unbedingten Nothwendigkeit der Anwendung von Ammoniak zur Präparalküpe war ich daher überzeugt. Das Am moniak löst jedoch auch mit großer Leichtigkeit das sich bildende Zinkopyd, und schon geringe Ueber- hitznng genügt, um dieses in Verbindung mit dem gelösten Indigo auszusäklen. Weit weniger tritt dieser Fall ein, wenn mit dem Ammoniak gleichzeitig kohlen saures Ammoniak angewandt wird. Dieser Körper, das sogenannte Hirschhorn salz ist jedoch ein sehr lheurer Artikel. Es läßt sich aber der größte Theil desselben durch kohlen saures Natron (am besten krystallisirte Soda) ersetzen. Durch die Auseinanderwirkling von koh len sau rem Natron uuv Zink könnte allerdings schädlich wirkende Jndigweiß-Natronlösung entstehen; wenn jedoch gleichzeitig kohlensaures Am moniak zugegeben wird, so setzt sich jenes um in kohlensaures Natron und Jndigweiß-Ammo- niaklösung. (Schluß folgt.)-/ ? Färberei der Baumwolle. Ein Beitrag zum Färben des Türkischroth Mit künstlichem Alizarin von vr. Armand Müller. (Vergl. Frage 804.) Die von vielen Abonnenten gemachte unlieb same Bemerkung, daß Türkischroth mit künstlichem Alizarin häufig unegal und unansehnlich werde, veranlaßte mich, Versuche im Großen über das un egale Anffärben des Alizarins, das mir sehr be deutende Partien fast unbrauchbar gemacht hat, an zustellen. Mit denselben zum Abschluß gelangt, lege ich im Folgenden meine Erfahrungen hier nieder, da ich weiß, daß sie an dieser Stelle sicher dem größten Kreise intelligenter Fachgenossen zugäng lich sind. Die Schuld an dem schlechten Auffärben liegt selten am Alizarin und dann entweder au zu ge ringer Concentration der Paste oder an einem Ge halt derselben an Schwefelsäure. Letzteres ist ein Beweis von mangelhaftem Auswaschen des Aliza rins. Solches Alizarin stammte aus einer eng lischen Fabrik und war nach dem Bernison'schen Verfahren hergestellt. Ein anderer wichtigerer Grund des Mißlingens , der Färbnng ist die Schnelligkeit des Ausfär bens. In diesem Falle wirb das Roth schäbig und mager, weil der Farbstoff vornehmlich aus kochendem Bade von gut gebeizter Waare mit so großer Energie absorbirt wirb, daß er nur ganz oberflächlich und höchst unegal aufgehen kann. Bei Anwendung von Tannin nach dem Alau- niren wird die Waare schön gelblich, bei zu we nig Tannin, besonders aber bei zu wenig Alaun oder salpetersaurer Thonerde bläulich. Dies ist ein sehr großer Uebelstand, der ganze Partien ent weichen kann. Kleine Fehler und Nachlässigkeiten bei der Beizung kommen in ganz gleicher Weise zum Vorschein, mag man nun mit Krapp, Garancine ober künstlichem Alizarin ausfärbe». Dies haben meine Versuche zur Evidenz erwiesen. Die Hauptmängel beim Beizen liegen in der Anwendung zu stark kaustischer Soda In diesem Falle erhält man ein blasses gelbrotheS Rosa. Zu kleine Mengen von Kuhmist und Verwendung von Tournante-Oel, das zu we nig ranzig ist, daher zu wenig Sauerstoff und Pflanzenschleim enthält — haben gleichfalls eine bläuliche Färbung des Tuches zur Folge.