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322 2) Das neue Verfahren stellt sich in der Fabrikation ungefähr 20",billiger, alsJndigoblau. 3) Der Farbstoff selbst wird auf der Faser erzeugt. 4) Die Stärke und Elasticität der Faser wird durch den Färbeproccß nicht verändert und beeinträchtigt. 5) Nach Wunsch erzielt man mit demselben jede Niiance von Hellblau, Mittclblau und Kupferblau mit gleicher Echtheit, Weichheit und demselben Glanz. 6) Das neue Verfahren erlaubt den Re- servagedruck in Weiß, Hellblau, Roth und Grün. Wenn man bedenkt, fügt das Blatt hinzu, daß Deutschland allein jährlich 25—30,000 Centner Indigo im Wcrthe von 24 Millionen Mark gebraucht, so spricht das genug für die große Tragweite der neuen Erfindung. Ganz die nämliche Erfindung ist im Jahrg. 1871 unserer Zeitung, also vor nunmehr drei Jahren besprochen unter dem Titel: „Ein wichtiger Fortschritt auf dem Gebiete der Blaudruckwaarcn." Derselbe war schon in No. 8 des Jahrganges 1871 enthalten, das Verfahren selbst schon am 8. December 1870 in England patentirt. Zum Uebcrfluß wurden im Laufe des Jahr ganges 1871 verschiedene Muster „Weiß auf Dunkelblau," „Orange auf Dunkelblau" u. s. w. veröffentlicht. Der einzige Unterschied der damals von uns erwähnten und noch heut unseren Abonnenten zugänglichen Erfindung von der jetzigen, besteht nach dem Wortlaut darin, daß nach unserem Verfahren nicht 20, sondern 50—60°/» erspart werden und nach unserem Verfahren auch ein schönes Orange erzeugt wer den kann. Dazu ist das von uns vertretene Verfahren bereits in mehreren Blaudruckereien mit Erfolg eingeführt worden, so daß also jeder, welcher sich für das Verfahren intercssirt, gut thun würde, die früheren Nummern unserer Zeitung zu Rathe zu ziehen. Dieser Fall gehört durchaus nicht zu den Seltenheiten. Wir finden sogar Verfahren, welche in unserer Zeitung ausführlich beschrieben sind, in andern Blätter gegen Honorar als besondere Geheimnisse angepriesen. Wir kommen auf die sen Gegenstand gelegentlich noch zurück. Nachrichten. Laut an uns gelangter directer Mitteilung wird die Patentsarbenfabrik in Göttingen (Dr. E. Freise) ihren Betrieb nunmehr in mindestens drei Wochen im größten Maßstabe wieder eröffnen. Im „Deutschen Wollengewcrbc" wird der sehr vernünftige Vorschlag gemacht, bei Verkauf von Maaren die Stückzahl nicht mehr nach Du tzenden und Groß, sondern nach Zehnern und Hunderten zu rechnen. Leichtsinnige behaupten, es gebe bei uns keine Raubthiere. Wir können dem gegenüber aus eigener trauriger Erfahrung mittheilcn, daß es dennoch dergleichen giebt. Zwar werden unsere leiblichen Kinder nicht vom Lämmergeier geholt. Dennoch beklagen wir den Verlust un seres lieben in No. 34 dieses Jahres veröf fentlichten Artikels „S pindlers seid", wel chen im wahrsten Sinne des Wortes „der Geier holte." Eingezwängt zwischen lauter Ergüssen sehr holperiger Federn, welche mit Orthographie und Satzbildung auf dem gespanntesten Fuße leben, wartet er betrübt der Erlösung aus so unliebsamer Gesellschaft. Stände auch nicht der Name unserer Zeitung unter unserem Gcistes- kinde, das in jenen Spalten so ungewohnte ta dellose Deutsch würde verrathen, es sei „Gereift auf einer andern Flur." Das Cntkletten der Wolle aus chemischem Wege, von Duclairr, Lechartier und Naulin. ^ Bekanntlich greifen die starken, mit Wasser verdünnten Säuren — namentlich die Schwefel säure — unter Mitwirkung der Wärme die ve getabilischen Materialien weit leichter an als die Wolle. Seit 1853 hat man davon eine inte ressante industrielle Anwendung gemacht: Fenton und Crom nahmen nämlich damals ein eng lisches Patent auf die Zerstörung der Baum wolle und anderer Pflanzenfasern in halbwolle nen Lumpen, um daraus die reine Wollfassr zu gewinnen. In einem französischen Patente vom 22. Mai 1854 constatirten Izart und Lccoup ei nen bedeutenden praktischen Fortschritt dadurch, daß sie hervorhoben, das chemische Verfahren sei auch geeignet, in Wolle gewisse vegetarische