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210 allgemeinen fördernd auf einen Industriezweig zu wirken pflegt d. h. die Mehrerzielung von stets Ab satzfähigen Producten, sondern das oft ganz plan lose Herabdrücken der Preise seitens einzelner In dustrieller. Es wird im günstigsten Falle blos da durch ein neuer Kunde gewonnen, eine neue Absatz quelle aber nicht eröffnet, da dieselbe Menge zu för dernder Waare dem Cvncurrenten entzogen wird. In zweiter Linie steht der unbefriedigende Stand der meisten textilen Industriezweige, der Haupt-Ar beitgeber der Lohnfärberei. Die dritte Ursache finden wir aus dem Gebiete der heutigen so viel besprochenen socialen Bewegung. Es ist die Erhöhung der Arbeitslöhne. Letztere würde im allgemeinen nicht viel Schaden thun, hätte es der Färber in der Gewalt, den mehr verauslagten Lohn von seinen Kunden wieder ein zuziehen. Leider aber sorgt die oben erwähnte nicht plangemäße Concurrenz dafür, daß an eine Erhö hung der Preise meist nicht gedacht werven kann, so daß also rer Färber in vielen Fällen die Lohndifferenz aus eigenen Mitteln bezahlen mnß, Was die Lappenfärberei anbelangt, so sind hier die Verhältnisse, weun auch nicht ganz so un günstig, doch ähnlich. Allerdings ist hier der Druck der Concurrenz im einzelnen Falle nicht so stark zu spüren als in der Lohnfärberei. Dagegen muß mit der Vermehrung der Lappensärbereien ein Sinken der Preise mit einem geringeren Quantum eingelie ferter Waare Hand in Hand gehen. Auch hier pflegt die Concurrenz die Preise un- nöthiger Weise herabzudrücken. Immer aber ist dies nicht so fühlbar als in der Lohnfärberei. Der Rückschritt der noch vor kurzer Zeit so sehr in Blüthe stehenden Lappenfärberei ist z. Th. auch in der Fabrikation billiger Kleiderstoffe zu suchen. Man braucht in der That in manchen Fällen nicht viel zuzulegen, um das Färbelohn für ein Kleid bei nicht übertriebener Forderung des Färbers in den Preis eines ganz neuen Kleides zu verwandeln. Sind auch die billige» Kleiber schlechter als die getragenen al ten, so ist das Publikum im allgemeinen nicht im Stande, den Unterschied wahrzunehmen resp. in sei ner ganzen Größe zu ermessen, und so kommt cs, daß viele einem gefärbten einen billigen neuen Stoff verziehen. Es ist uns wohlbekannt, baß alles oben aus einandergesetzte nicht zum ersten Mal berührt wird, und den meisten Lesern auch durchaus nichts neues bietet. Jeder weiß ja selbst, wo die Schäden seines Faches liegen. Die Frage ist, wie ist dem abzuhel fen und wie sind die Verhältnisse der Färberei so zn verbessern, daß diese wieder ein lohnendes Ge schäft werde? Vergegenwärtigt man sich, wieviel Kenntnisse und Erfahrungen ein tüchtiger Färber — wir spre chen natürlich von einem tüchtigen Fachmann — haben muß, um sein Fach auszuüben, so leuchtet eS ein, daß dieses Fach auch eine den Kenntnissen entsprechende Einnahme sichern muß, soll nicht, wie es leider häufig geschieht, der Färber sein Fach an den Nagel hängen und zu irgend einem kauf männischen oder anderen Geschäft greifen. Wir sehen die Verbesserung des Faches in dem eben ausgeführten Siune einzig und allein in der Bildung von Vereinen unter den Färbereibesitzern, welche eine gegenseitige Aussprache und die Erörte rung aller herantretenden Fragen ermöglicht. Vor allem sind in denjenigen Orten, wo eine größere Anzahl Färber sich vereinigt findet, Lokalvereine zu gründen, in denen sich die Färbereibesitzer über ihre Interessen verständige» können. Wir haben es mit Freude begrüßt, daß in Hamburg sich ein solcher Localverein bereits gebildet hat, welcher die an den Färber herantretenden Tagesfragen erörtert und ventilirt. Dieser Verein hyt schon recht hübsche Lebenszeichen von sich gegeben. Wir geben im Folgenden einige Auszüge aus den Protokollen des Vereins, welche das in dem selben herrschende Leben genügend zeigen. In letzter Versammlung der Färbereibesitzer Ham burgs und Umgegend wurde die Frage ventilirt: „Ist von Seiten der Färbereibesitzer Deutschlands möglich, für die Arbeiter des Geschäfts eine gemein same Krankenkasse in's Leben zu rufen, und welches sind, die Schritte die deshalb gethan werden müssen.' Hervorgehoben wurde die große Zweckmäßigkeit einer solchen Kaffe, indem dadurch den Arbeitern beim Ortswechsel eine bedeutende Ausgabe erspart; an drerseits die Arbeiter durch Theilhaberschaft an dem Vermöge» der Kasse nicht so leicht ihren Beruf wechseln, wie das leider jetzt fortwährend consta- üri wiro. — In der neuesten Generalversammlung des Ver eins der Färbereibesitzer Hamburgs und Umgegend standen folgende 2 Punkte auf der Tages-Ordnung: 1) Jn's-Leben-Rufen einer deutschen „Färber- Krankenkasse." Constatirt wurde, daß die Bethei-