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Kurze Berichte aus der Fachliteratur. Einer längeren Abhandlung vcn Bersmann über Anthracen und Alizarin entnehmen wir fol gende interessante Daten. Bei der Fabrikation des künstlichen Alizarins kommen hauptsächlich folgende drei Körper zur Gel tung: Anthracen (6" 3"), Anthrachinon II-> O) und Alizarin (6" II' 0"). Die Ile- bersührung des Authracens in Anthrachinon wurde bereits von Anderson durch Behandlung des elfte ren mit Chrom- und Salpetersäure ausgeführt. Das Rohproduct läßt sich leicht durch Sublimiren reinigen. Das Anthrachinon erhält man in seinen gelben Nadeln, welche bei 275" 0. schmelzen. War tha gelang es, aus diesem Körper durch Köchen mit alkoholischer Kalilösung kleine Quantitäten Ali- zarin zu gewinne»; doch bot diese Art der Oxyda tion keinen Anhalt für eine Fabrikation. Grabe und Liebermann oxydirten das Anthra chinon mit Brom und Chlor. Sie erhielten da bei zweifach bromirtes resp. chlorirtes Anthrochinon, welches mit kaustischem Kali geschmolzen, Alizarin- Kali erzeugt. Dieses liefert bei der Zersetzung mit Säuren Alizarin. Nach dem Patent stellten sie aus dem Anthracen durch Behandlung mit Brom zu- 77« erst vierfach bromirtes Anthracen dar und oxydirten dieses durch Kochen mit Salpeter säure zu Bibromanthrachinon (6" ^ 0^). Sie behandeln auch direct das Anthracen mit Schwefelsäure und oxydiren die gewonnene Sulfosäure zu der entsprechenden Anthrachinonver- bindung mit Hülfe von Mangansuperoxyd und an deren Oxydationsmitteln. — 0" 0> — Anthrachinon — 0-» pp« 280" — Anthrachinonschwefelsäure. s pp i ° — Anthracen 02» 7l>° 280" — Anthracen-Schwefelsäure, O2«77«o^ 280" — Anthrachinon-Schwefels. Einen Tag, nachdem die genannten ihr englisches Patent genommen, wurde ein solches auf ein glei ches Verfahren von Perkin genommen, welcher also dieses Verfahren schon lange vorher gekannt haben muß. Perkin nahm dann noch ein Patent auf die Einwirkung der Schwefelsäure auf ge- bromtes Anthracen und Oxydation des erhal tenen Produktes mit Mangansuperoxyd. Dale und Schorlemer kochen das Anthracen mit Schwefelsäure, entfernen den Säure-Ueberschuß mit Kreide und be handeln die Lösung mit kaustischem Kali und salpe- ter- und chlorsaurem Kali. Dieses Verfahren lie ßen sich Meister, Lucius u. Brüning patentiren. Brönuer und Gutzkow scheinen nach ihrem später genommenen Patent bereits das nachher als prak tisch befundene Verfahren mit Schwefel- und Sal petersäure angewendct zu haben. Caro, Grabe und Liebermann nahmen später ein anderes Patent auf die Herstellung der Anthrachinonschwefelsäure durch Behandeln des reinen Productes mit Schwefelsäure, Neutralismen mit Kreide und Zufügen von Soda, Abdampfen der Lösung zur Trockene und Schmelzen des Rückstandes mit kaustischem Kali oder Natron. Leichtfaßliche Physik. (Fortsetzung,) Es ist im Princip gleichgültig, ob wir die Far ben auf einer Fläche auftragen oder einen Stoff damit bedecken d. h. denselben färben. Deßhalb läßt sich auch auf den Faserstoffen durch gleichzeiti ges oder successives Auffärben von Roth, Blau und Gelb Schwarz und Grau erzeugen. Verwendet man nur soviel Farbstoff, daß Grau entsteht und läßt Roth, Blau oder Gelb vorwalten, so erhält man das Heer der röthlichen, bläulichen gelben und grünlichen Modefarben. Verwendet man mehr Farbstoff, so daß ein dunkles Gran bis Schwarz entstehen kann, und läßt Gelb und Roth vorwalten, so erhält man Braun in allen nur denkbaren Nüancen. Jeder weiß, in wie ausgedehntem Maße das Ge sagte in der Wollengarnfärberei in Anwendung ge bracht wird, wo man durch gleichzeitiges Ausfärben der drei Grundfarben Roth, Blau und Gelb alle Modefarben und Braunzu erzeugen pflegt. Be kanntlich sind die so erzeugten Farben nicht echt, und deshalb erzeugen die anderen Branchen der Wollen färberei, welche besonders echte Farben Hervorbrin gen wollen, die Modefarben, in dem sie verdünntes Schwarz, also Grau, auf die Faser bringen und gleichzeitig Blau, Roth oder Gelb hinzufügen. Braun wird direct aus Roth- oder Gelbholz erzeugt (Fortsetzung folgt.) Fragen zur Anregung und Beantwortung. 918) Ich färbte nach dem in Nr. 11 Seite 82 dieser Zeitg. erwähnten Blaureccpt. Ich bin mit der Farbe auch in Betreff ihrer Echtheit zufrieden; indessen fällt dieselbe ein wenig roth aus. Wie helfe ich diesen, Uebelstande ab? L. in 2. 919) Beim Walken wird mir Roth auf Fla nell nicht lebhaft; Blau wird zu grün, und Violett läuft in's Weiß, trotzdem die Farben nach richtiger Methode gefärbt sind. Der Walker wäscht erst die Waare anderthalb bis zwei Stunden mit Vollerde und walkt dann mit gewöhnlicher Walkseife drei bis vier Stunden. Giebt es viel leicht statt der Seife ein besseres Mittel zum Wal ken, welches die Farben nicht so sehr angreift? D. in X.