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154 Platte wird die Form angebracht. Die Form ist wie eine gewöhnliche Druckform beschaffen und am besten aus Schriftmetall gegossen; die Breite der selben richtet sich ganz nach dem Rapport des Mu sters. Sie erhält erst eine Unterlage oon weichem und dann eine von hartem Holz; am besten eignen sich hierzu Fichte und Birnbaum. Die Form mit den beiden Unterlagen wird dann mittelst Schrauben an der gußeisernen Platte befestigt, so daß das Muster dem Kasten zugekehrt ist. Jetzt gilt es, den Stoff gehörig zu präpariren. Er wird zu diesem Zwecke, wenn er von der Scheermaschine kommt, wieder angerahmt, doch so, daß die Rück seite nach außen kommt. Diese wird dann mittelst einer Bürste mit starker, heißer Leimlösuug bestri chen und nach dem Trocknen wieder abgenommen. Man hüte sich dabei aber, daß der Leim nicht zu dünn ist und daß man mit der Bürste nicht zu stark aufdrückt, da der Leim sonst durch den Boden dringt und sich in den Flohr zieht. Die eben ge leimte und wieder getrocknete Waare wird dann auf der Rückseite — aber erst kurz vor dem Pressen — mittelst einer Bürste wieder leicht mit kaltem Was ser angenetzt. (Fortsetzung folgt.) Curiosum. Als einen Beweis, mit welcher Nonchalance unsere technischen Blätter bei Aufnahme von Fär- berecepten verfahren, geben wir im folgenden zwei Färbeverfahren, welche ein sonst geachtetes Fachblatt allen Ernstes unter der Rubrik „Erfindungen, Verbesserungen rc." veröffentlicht. Unsere sach kundigen Leser werden auch ohne Commentar diese Recepte gebührend würdigen können; wir bitten in dessen, uns nicht für die vielen von dem Bil dungsgrade des Verfassers zeugenden Sprach- und orthographischen Fehler verantwortlich zu machen. Wir copiren eben wortgetreu! Gründungen. Verbesserungen (!) Lc. Citronengelb. Aus 20 Pfund Tuch oder Garn. Diese Farbe kann auf einen sehr gereinigten Kupferkessel gefärbt werden, und ist es sehr vortheil- haft, die Stoffe vorerst zu schwefeln, welches sehr leicht und schnell erzielt wird, wenn man die Waare in einer hölzernen Wanne kalten Wassers, dem man nach Verhältniß schwcfliche Säure zusetzt, durch eine Viertelstunde handlirt, und dann sogleich auf die Farbkessel nehmen kann. Das Wasser wird mit 2 Pfund schwefelsaurer Thonerde gereinigt und sehr gut abgeschäumt, dann die Waare darin, eine halbe Stunde angekocht und aufgehaspelt. In die Flotte wird dann 1!4 Pfb. Picrin-Säure sn put im Kessel aufgelöst und die Waare eine halbe Stunde ohne zu kochen handtirl und gespült. Orange mit Quercitron oder Flavin. Für gelbe Farben müssen hauptsächlich die Zeuge von großer Feinheit sein, jedoch dürfen solche unter keiner Bedingung vor der Färbung geschwefelt werden, um dem Auge weißer zu erscheinen. Alle diese Farben, welche mit Zinnbasis gefärbt werden, bilden beim Ausfärben solcher geschwefelten Woll stoffe Schwefelzinn, welches diese schwärzlich grau und eben ungleich mit solchen Flecken färbt. Quer citron, und noch feiner Flavin, liefern die schönsten gelben Farben, nur widerstehen solche besonders im nassen Zustande dem Sonnenlichte nicht, und inuß das Trocken derselben im Schatten, oder durch Vor hängen von Loden oder Leinwand an der Sonne stattfinden. Auf 20 Pfund Tuch oder Garn, wird das Wasser mit 5 Pfd. schwefelsaurer Thonerde gerei nigt und gut abgeschäumt, sodann die Waare in der Flotte gut durchgenetzt, und aufgehaspelt. In derselben Flotte werden nun 5 Pfd. Quercitron in einem dünnen Sacke ausgebracht, oder 10 Loth Fla vin in Wasser aufgelöst und 2 Pfd. Zinnsalz, für feinen Stoff von 6 Loth, nach Bedarf auch mehr, Cochenille zugesetzt, sodann nach guter Mischung mit der genetzten Waare eingegangen und bis zu Hitze von 70 Grad Reaum. ^ Stunden ohne ko chen (!) sorgfältig handtirt. Durch Koche» würde der Gerbestofs des Farbstoffes die Farbe matter dar stellen. Für ordinäre Stoffe kann man mit Vor theil statt Cochenille 1V, Pfd. Sandel (!) nehmen, und ebenso handtiren. Ohne Cochenille und Sandel wird auf diese Weise ein schönes Hellgelb erzeugt. Haltbarer kann diese Farbe niit Pisetholz (!) hergestellt werden, wozu man die Spähne vorerst reinigt, wel ches geschieht, wenn man diese in einem reinen Kü-