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132 Gelb für Wvllrndruck. In 1 Quart Quercitronextr act v. 4°6. löst man 4 Loth Zinnsalz, kocht eine Viertelstunde und verdickt mit Gummi Tragant. Orange für Wollendruck. Man giebt der obigen Masse ein wenig Coche nille-Abkochung hinzu. Hellgrün für Wollendruck. Man verdickt 1 Quart Fustikholzextract von 3"6. mit Gummi Tragant und fügt die Auflösung von 4 Loth, Jndigcarmin in ^ Quart Wasser hinzu und löst 1 Pfd. gepulverten Alaun in der Flüssigkeit auf. Kurze Mittheilimgen. Der Verein der Färberei-Besitzer in Hamburg, wohl der Einzige in Deutschland un ter den Färbereibesitzern gegründete, regt sich sehr lebendig und hat ein Circular versendet, auf welches wir hiermit Hinweisen wollen. Der Inhalt desselben entzieht sich leider aus formellen Grün den der Besprechung in unserem Blatte. Interessenten erfahren näheres über die Zwecke des Vereins auf Meldung bei dem Vorstände Herrn I. H. C- Karstadt, Hamburg, 32 bei den Mähren. Der auch in weiteren Kreisen bekannte Färbe- rcibesitzer F. Haacke, Hierselbst, Mühlenstraße 82 ist am 1. Mai 1874 gestorben. Ob die Färberei von den Erben fortgesetzt wird, ist noch unbestimmt, in dessen sehr wahrscheinlich. Kurze Berichte aus der Fachliteratur. Am 8. April dieses Jahres waren es fünfzehn Jahre, daß in Frankreich das erste Patent ans die Darstellung von Fuchsin genommen wurde. Ver güt» erhielt dieses Patent am 8. April 1859. Al les stürzte sich damals auf die neue Erfindung, und es entstanden in Folge dessen eine Reihe höchst in teressanter und ziemlich langwieriger Patentpro- cesse, in welche die bekanntesten technischen Che miker verwickelt waren. Nach vielen Schicksalen ist das Eigenthumsrecht zur Fabrikation des Fuchsins aus den Händen der bekannten ehemaligen Gesell schaft 7,I^u an die durch ihr Violett so berühmt gewordene Firma Unirrior et Oliappat til» übergcgangen. Die hohen Preise, welche in Folge des Patent rechtes in Frankreich für das Fuchsin gezahlt wur den, benutzten seiner Zeit ausländische, und beson ders rheinische Fabrikanten zum Einschmuggeln im Auslande fabricirten Fuchsins nach Frankreich. Da die französischen Behörden sehr aufmerksam waren, mußte dieser Handel mit großem Raffine- ! ment betrieben werden. Man erzählt sich, daß ein Fabrikant, um Fuch sin nach Frankreich einzuschmuggeln, sich der Hülse eines französischen Locomotivführers bedient bätte, der die fest zugelötheten Blechbüchsen mit Fuchsin in das zur Speisung der Locomotive die nende Tenderwasser versenkte. Hier vermuthete natürlich Niemand Contrebande. Da wollte es das böse Geschick, daß eines Tages eine der Büchsen undicht wurde. Man weiß, welche geradezu hor- rible Färbekraft dem rothen Anilinfarbstoff inne- wohnt — und so war denn auch bald nicht nur das Wasser des Tenders, sondern auch das der Lo comotive tief roth gefärbt. Alle Welt staunte, als auf der französischen Station eine Blutspeiende Locomotive mit voller Geschwindigkeit dahergebraust kam. Den Bahn- und Zollbeamten wollte es in dessen nicht einleuchten, daß auch die Locomotiven der dem Menschengeschlecht so verderblichen Schwind sucht unterworfen seien. Man forschte nach dem Ursprünge der Krankheit, fand sie, und heilte sie vollkommen durch Entfernen des untreuen Locomo tivführers aus dem Dienst. Die Locomotive soll aber noch lange an Blutspeien gelitten haben. Ob f sie ganz davon geheilt wurde, konnten wir nicht er fahren. Nach einer Mittheilung soll Orseille mit Arsenikhaltigen Fuchsinrückständen unter Zusatz von Stärkekleister verfälscht werden, eine Verfälschung, welche übrigens weder neu noch schwer zu entdecken ist.