Volltext Seite (XML)
— Zwickau. Einer schweren Mißhandlung seine- zwölfjährigen Knaben machte sich ein hiesiger Arbeiter schuldig. Er fesselte demselben Hände nnd Füße und schlug dann das Kind mit einem I in langen Eisenstabe, sowie mit einer Kohlcnschaufel. Die Nächte mußte das Kind im Holzstalle verbringen. Der Vor gang ist zur Anzeige gebracht worden. — Die öffentliche Versteigerung der in diesem Jahre anSzumusternden Dienstpferde der Kavallerie und Artillerie soll an den nachgenannten Tagen die ses Monats und den bezeichneten Orten von Vor mittags 10 Uhr ab stattfinden: Freitag den 18. in Grimma; Montag den 2l. in Dresden, Großenhain, Pirna und Roßwein; Dienstag den 22. in Dresden nnd Freiberg; Donnerstag den 24. in Oschatz; Frei tag den 2b. in Rochlitz und Riesa; Montag den 28. in Pegau. Die Pferde der Garnison Lausigk werden in Grimma, diejenigen der Garnison Borna in Pe gau und die der Garnison Geithain in Rochlitz zur Versteigerung gelangen. — Da die Leistungsfähigkeit einer Truppe im Felde hauptsächlich mit von der guten und ausreichen den Ernährung derselben abhängt, so schenkt man niilitärischerseikS allen aus diesem Gebiete auftreten den Erfindungen und Vorschlägen die größte Aufmerk samkeit. Da die Erfahrung gelehrt hat, daß die ein zelnen Mannschaften nach dar anstrengenden Märschen, Gefechten rc. oftinals zu ermüdet sind, um die mitge- sührten oder gelieferten Nahrungsmittel in bekömm licher und schmackhafter Weise zuzubereiten, so hat man schon des Oefteren Versuche mit sogenannten Kameradschafis-Kochapparaten gemacht, in welchen für eine größere Anzahl Mannschaften zu gleich gekocht wird. Bei der sächsischen Armee wer den während der diesjährigen Herbstübungen Versuche mit dem vom Hauptmann Hahn erfundenen Kochap parat gemacht. Derselbe entspricht so ziemlich allen Anforderungen, welche mau au einen derartigen Ap parat stellen muß. Er ermöglicht die gleichzeitige Zu bereitung ciner Mittagskost für eine Kompagnie, er fordert wenig Bedienung und nimmt einen so geringen Raum ein, daß er von den Truppen leicht mitgeführt werden kann. — Die Zeit der hohen Brot preise scheint nunmehr am längsten gedauert zu haben. Wenigstens wird seit einigen Tagen vom deutschen Getreidemarkt ein allseitiges Sinken der Roggen- und Weizenpreise gemeldet und man darf wohl der Hoffnung Raum geben, daß diese Erscheinung anhalten wird. Aus vergangener Zeit — für unsere Zeit. 15. September. v-rd°>«».> Am 15. September 1859 konstituirte sich der deutsche Na tional-Verein in Frankfurt a. M. Heute begreift man den Namen kaum, nachdem wir alle einer Nation, der geeinigten deutschen, angehören. Damals war dieser Verein nicht nur begreiflich, sondern säst eine Grostthat. Denn er erstrebte die Einheit Deutschlands unter Preußens Führung; ersteres war schon nicht ungefährlich auszusprechen und letzteres war ein fach unerhört! Steckte man doch damals in der allerschlimm sten, traurigsten Reaktion, die keinen freien, vor allem keinen Vernünftigen Gedanken auskommen ließ; damals galt so recht das Wort von, beschränkten Unterthanenverstand. Der Verein hat nicht viel geleistet, wenigstens nicht viel sichtbares; immer hin war er wieder einmal eine Anregung für große und auch kleine Gemüther, sich bewußt zu werden, daß die vielstaatliche Misere in Deutschland am Ende doch nicht bis zum Welt untergang andauern könnte. 16. September. Am 16. September 1809 verübte französischer Uebermuth in deutschen Landen eine jener Schandthaten, wie sie in jener Schreckenszeit nicht eben gerade selten waren. An diesen. Tage wurden in Wesel 11 Offiziere vom Schill'schen Freikorps, als zur „Räuberbande" Schills gehörig, erschossen. Diese Grausamkeit, an Gefangenen verübt, war auch mit ein Funke, der später das Feuer der Begeisterung zur Befreiung des Vaterlandes entflammte. Die Els starben sämmtlich den Helden tod für des Vaterlandes Freiheit. Sie wurden gefesselt auf «ine Wiese bei Wesel geführt, brachten dem deutschen Vater land und ihrem Könige noch ein Lebehoch und kommandirten Feuer. Zehn waren sofort tod, einer. Felgentreu mit 'Namen, war nur verwundet; dieser rief, seine Weste aufreibend und auf das Herz deutend „hierher Grenadiere!" Im nächsten Augenblick war auch er in's Herz getroffen. Erna. Novelle von L. Haidheim. (SO. Fortsetzung.) Der Baron kannte Tante Luise und ihre großen Tugenden und Verdienste, darum lachte er über ihre „Schrullen" und neckte sie während des ganzen Spa ziergangs über ihre skeptische Rechthaberei. Erich kannte aber die treffliche Dame nicht und sah mit Aerger und stillem Grimm, Wie sie immer wieder versuchte, ihm Erna zu entziehen. Er wußte selbst nicht, wie eS denn zuletzt sich machte, daß rie ganze Gesellschaft, unmittelbar vor dem Aufbruch, auf eine bauliche Veränderung zu sprechen kam, welche auf dem Sonnenstein vorgenommen worden war. Herr Kaland äußerte seine Unzufriedenheit; der Baumeister habe sich einer Ueberladung schuldig ge macht, die er geschmacklos nannte; da» Ehepaar Roch litz und Tante Luise widersprachen — Äna stimmte dem Vater zu, indem sie sagte: „Ich finde auch, diese Art paßt nicht in unser Hau» — an sich ist der Saal so schön und herrlich wir möglich, aber wo alle» nach Papa» Geschmack in ruhiger schlichter Einfachheit —" Tante Luise unterbrach mit einer sonderbaren Hast das junge Mädchen, indem sie sehr anzüglich sagte: „Nun, so mag der Saal als Ausgleich dienen: Du weißt, daß die Naivetät des Protzenthums von manchen Leuten für erträglicher gehalten wird, als die Raffinirtheit einer affektirten Bescheidenheit." Was sollte dies taktlose Gerede? Was der eigen- tbllmliche Ton? Was bedeuteten die erschrockenen Blicke in aller Augen? Kaland wurde dünkelroth und Erna blaß bi» auf die Lippen. Erich sah von einem zum Andern. Die Worte waren wie ein schriller Mißton in das fröhliche Beisammensein gefallen. Da — plötz lich — das hatte er ja selbst gesagt! Wort für Wort hatte er selbst gesprochen! Im Nu stand ihm jene Szene wieder vor Augen. — FroySberg, dessen Freunde, die eifrige Gier in aller Augen, als sie von der Mil lionärstochter sprachen, ihn neckten — und er, in sei ner frischen Wuth über Ernas Behandlung, er selbst hatte diese malitiöse Bemerkung gemacht. Jetzt war er auch blaß geworden. Baron Rochlitz brach dies peinliche Schweigen nun noch obendrein in ziemlich brüsker Weise, indem er ries: „Zum Kuckuk mit diesen Klatschgeschichten! — Kommen Sie, Kaland, ich muß Ihnen erst noch meinen neuen Hühnerhund zeigen." Erich wagte kaum Erna anzusehen und fühlte genau, ihm stand das Schuldbewußtsein auf der Stirn. O, wie er dieses Frauenzimmer haßte, diese Tante Luise, die sich anstatt auf die unschädliche Sentimentalität auf die slarkgeistige Philosophie spielte und so erbärm lich kleinlich und tückisch war. In seiner Wuth fragte er so boshaft wie möglich: „Fräulein Meister liebt Klatschgeschichten?" „Nein, ich liebe sie nicht, aber sie sind mitun ter zur Charaklcrstik unserer Bekannten höchst nütz lich!" gab sie scharf und mit feindseligem Blick zurück. „Gestatten Sie mir die Bemerkung, daß diese Manier, Charakterstudien zu treiben, weder korrekt noch zutreffend ist." „Im Gegentheil — sie berichtigt das persönliche Urtheil oder ergänzt dasselbe." Frau von Rochlitz stand peinlich erregt während dieses Wortgefechts und knüpfte Ernas Schleier fester, denn der Tau fiel stark. Sie sah, wie das junge Mädchen zitterte und wie erregt und unglücklich der Blick der braunen Augen war. „Ich trete auf Herrn von Willwarts Seite, Tante Luise," sagte sie. „Klatsch bleibt Klatsch! — Schlechte Mittel und krumme Wege heiligt kein guter Zweck. Unsere liebe Erna wird hoffentlich mir zustimmen; in der Beurtheilung von Menschen soll man sich auf das eigene Herz und das eigene Urtheil verlassen." „Und gründlich reinfallen!" rief wüthend Tante Luise. Ihr Zorn war, trotz seiner Aufrichtigkeit, im Verein mit dem Ausdruck, den sie demselben gab, in der That komisch. Erna Kaland lachte plötzlich hell auf — und dies glückliche befreiende Lachen, in welches Frau von Roch litz einstimmte, ließ auch Erich aufathmen und nicht ohne eine gewisse triuwphirende Bosheit mitlachen. Dann hatte er in unbewußtem Impuls rasch die Hand des jungen Mädchens ergriffen und seine Lip pen darauf gedrückt. „Der Dank gebührte eigentlich mir, Baron!" sagte Frau von Rochlitz leise. Tante Luise hatte sich erbost abgewandt. Erich kümmerte sich nicht um sie; — er fühlte, daß er sie haßte, aber jetzt war keine Zeit für den Haß, sondern nur für die Liebe. O, wie er Erna lieble, die so scheu und doch so kindlich gläubig ihn anblickte. Ein Diener kam und meldete, der Wagen sei vor gefahren, Herr Kaland warte. So mußte man renn scheiden und — „Gerade jetzt. O, Fräulein Erna, folgen Sie in Ihrem Urtheil dem eigenen Empfinden!" bat Erich im Gehen leise. — Wie gern hätte er einige weniger gemessene Ausdrücke über die boshafte alte Dame hinzugefügt, aber sie war Ernas „Tante" und Erna hing an ihr. — So trennten sie sich. Worte und Blicke wagten sie nicht mehr, ihre Herzen waren so voll von rem Gefühl der Zusammengehörigkeit, der Liebe und Sehn sucht, daß sie Beide instinktiv fühlten, sie mußten schweigen orer Alles sagen. — Erich ritt gleich nach dem Abfahren des Wagens auch nach Haus. Es litt ihn nicht mehr unter Men schen, selbst wenn sie so lieb und freundlich waren, wie rie Rochlitz'. In ihm war plötzlich ein wilder Tumult von Leidenschaft und Furcht. Er liebte Erna. Ein feindseliger, nicht zu unter schätzender Einfluß machte sich gegen ihn geltend und nun sollte er verreisen, monatelang fortgehen? Würde Erna jenen Einflüsterungen widerstehen? O, gewiß, wenn sie ihn liebte! Aber — liebte sie ihn denn? Sein Herz jauchzte: Ja! — und er be schloß, gleich andern Tage» nach dem Sonnenstein zu fahren, um da» entscheidende Wort zu sprechen. Dann mochte reisen, wer Lust hatte, er ging nicht mit. Kaland und Erna wußten, ihm blieb nur noch dieser eine Tag, sie erwarteten also sicher morgen seinen Besuch — er hatte denselben ja sozusagen an gemeldet. Nach und nach wich indeß der Jubel seines Her zens ciner weniger zuversichtlichen Stimmung, nnv rie Nacht hindurch quälte er sich schlaflos mit allen Zweifeln und aller Bangigkeit, rie einem Liebenren vor der Entscheidung das Leben zur Qual machen. (Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Aus dem „Berliner Leben" erzählt die „Tägl. Rundschau" folgendes Geschichtchen: Es sind nunmehr etwa acht Wochen her, da kam eines Abends der Schutzmann L., der seinen dienstfreien Nachmittag hatte, nach dem Restaurant von N. in der Grünauer Straße, welches der pensionirte Schutzmann H. ge kauft hatte, zu Biere. Nachdem man verschiedene Schoppen geleert hatte, bat der Restaurateur seinen ehemaligen Kollegen L., noch einige Zeit im Restau rant zu verbleiben und ein wenig nach dem Rechten zu sehen, da er einen Geschäftsgang nach dem Spittel markt ausführen wolle. L. erwies ihm diesen Ge fallen. Aber H. ging fort, ohne wiederzukehren, er hatte Geschäft, Frau und Freund im Stich gelassen — warum, das blieb vorerst ein Räthsel. Da erzählte man sich einige Tage später in der Reichenberger Straße, die dort wohnhafte Hebamme St., Mutter von zwei größeren Söhnen, sei sammt diesen plötzlich spurlos verduftet. Erst nach Wochen wurde es zur Gewißheit, daß Frau St. mit dem Restaurateur H. nach Amerika ausgerückt ist und ihre Söhne mitge nommen hat. Sechs Wochen waren darüber ins Land gegangen, als zur nicht geringen Verwunderung der Leute in jener Stadtgegend plötzlich eines Tages die beiden Söhne der Hebamme wieder in Berlin auf tauchten. Dieselben erklärten, daß sie in Amerika gewesen seien, daß eS ihnen dort aber nicht gefallen habe, daß sie schließlich von ihrer Mutter 700 Mk. aus dem Koffer entwendet haben und nach Europa zurückgereist seien. Einige Tage später gab es aber mals eine Ueberraschung: auch Restaurateur H. tauchte plötzlich wieder in Berlin auf; eines Abends, als Schutzmann L. sich gerade wieder im H.'schen Restau rant befand und den selben Platz inne hatte, von welchem aus er vor acht Wochen „nach dem Rechten" gesehen, als sein ehemaliger Kollege den „Geschäftsgang" nach dem Spittelmarkt antrat, öffnete sich die Restau- rationsthüre und herein trat der Flüchtling H. Man war nun auf eine böse Szene zwischen den Ehegatten gefaßt, doch dazu kam's nicht; vielmehr schloß Frau H. den wieder erhaltenen Gatten in ihre Arme und ver zieh demselben, daß er einmal den „wilden Mann" gemacht hat. Auch Restaurateur H. hat drüben in Amerika das Paradies nicht gefunden, hat, als die Söhne der Hebamme verschwunden waren, Geld zu sich gesteckt und ist der Frau St. heimlich ausgerückt. Möglich, daß eines Tages auch die Hebamme wieder auf der Bildfläche erscheint. — Das verhängnißvolle Trompetensignal. Als kürzlich die Ulanen in Nöschenrove einzogen, ereignete sich, wie die „Wernig. Ztg." mittheilt, im Mühlenthal ein scherzhafter Vorfall. Dort stand ein Milchwagen, vor dem ein altes allem Anscheine nach sehr ruhiges Pferd gespannt war. Als nun die Ulanen vorbeizogen, erinnerte sich das Thier ver gangener Zeiten und gab seine Aufmerksamkeit durch Spitzen der Ohren kund; als aber ein Trompeten signal ertönte, war es mit der Ruhe des Thiercs vorbei, es vergaß den Milchwagen hinter sich, und stürzte vorwärts, um sich seinen alten Kameraden anzuschließen. Hierbei gcrieth der Wagen ins Schwanken nnd schlug um, die Milch ergoß sich über die Straße und der Cominandeur der Ulanen sah sich veranlaßt, seine Truppen halten zu lassen, damit nicht weiterer Schaden angerichtet wurde. Nachdem das Thier bei seinen Kameraden angelangt, ward cs ruhig und ließ sich dann später wieder von seinem Herrn seiner jetzigen Beschäftigung zuführen. — Im Fremd en buche des Hotels auf der „Bismarkhöhe" im Riescngcbirgc Hal man folgendes Gedicht entdeckt: Wie weit der Blick, wie tief die Thäler da. Durch die wir klimmend sind empor gekommen! Auf solchen Anblick stand Germania, Als sie die stolze Bismarckshöh' erklommen, — Doch jetzt senkt sie den Blick in tiefem Weh, Dars sie doch kaum den theuren Namen nennen, — Undankbares Geschlecht! Die Bismarck-Höh', Die wahre wird die Nachwelt erst erkennen! SlanLksamtliche Nachricht»! von Schönheide vom 6. bis 12. September 1891. Geboren: 242) Dem Gießermcister Christian Gottlieb Gläst hier Nr. 324 1 S. 243) Dem Bürstenmacher Friedrich Louis Seidel hier Nr. 168 k I S. 244) Der unverehel. Bürsten- einzieherin Auguste Emilie Glaß hier Nr. 39 I T. Aufgeboten: Vucut. tsheschließungen: V'uou«. Gestorben: 149) Des Bürstenfabrikarbeiters Alwin Robert Glast hier Nr. 138 Sohn, Ewald, 7 M. alt. ISO) Des Bür- stenmachers Karl Ludwig Brückner hier Nr. 389 Tochter, Marie, 11 M. alt. IS1- Des Eisenhüttenarbeiters Anton Wilhelm Gierschick in Sibönheiderhammer Sohn, Max Robert, 4 I. 3 M. alt.