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80 Rene Antoine Ferchault de Eeaumur. über dem Weingeist. Aber auf die Dauer könnte der letztere, wie alle Flüssigkeiten, die man ruhig in Gefässen stehen lässt, sich ein wenig zersetzen, so dass der ölichte Theil sieh vom wässerigen abscheidet. Diese beiden von einander getrennten Theile haben vielleicht eine andere Ausdehnbarkeit, als wenn sie mit einander verbunden sind. Unsere Versuche über die Ausdehnbarkeit der Gemenge aus Wasser und Weingeist sind indess wohl geeignet, uns gegen den Verdacht einer Art von Zersetzung zu schützen. Die Dicke unserer Thermometer röhren gestattet uns eine Zersetzung leichter zu verhindern, als solches bei Capillarröhren möglich wäre, und erlaubt uns zugleich zu veranlassen, dass der Weingeist den entwichenen spirituösen Theil wieder aufnehme. [271] Man braucht nur das Thermometer umzukehren und es wieder aufrecht zu halten und solches mehrmals zu wiederholen, so dass die Flüssigkeit die ganze Röhre bespült; dann wird die Flüssigkeit die spiri tuösen Theile wieder aufnehmen und bei Durchschüttelung der ganzen Flüssigkeitsmasse wird eine Vereinigung der Theil- chen bewirkt, wenn während langer Ruhezeit eine Trennung eingetreten sein sollte. Indess scheint mir die Befürchtung doch übertrieben zu sein. Thermometer, deren Weingeist von Luft befreit ist und die sehr verdünnte Luft im oberen Röhrenende enthalten, scheinen mir vor anderen noch einen Vortheil zu haben, den ich indessen noch nicht als völlig gesichert bezeichnen darf. Mir schien es, dass sie, im Vergleich zu den anderen, empfind licher seien, dass sie schneller den richtigen Stand erreichen. Die im oberen Röhrentheil befindliche Luft ist compressibel, der Weingeist ist es nicht, doch kann jene Luft sicherlich den Weingeist nicht an Seiner Ausdehnung hindern, wenn die Wärme auf beide ausdehnend wirkt. Aber je grösser der Widerstand der Luft, und er ist um so grösser, je dichter die erwärmte Luft ist, um so langsamer wird der Weingeist sich erheben. Nicht etwa deshalb, weil er der Erwärmung und Abkühlung nicht sogleich folgt; sondern weil die Wärme mehr Zeit braucht, den Weingeist zu durchdripgen, wenn er stärker gedrückt ist. Die Feuertheile, die eindringen müssen, haben grösseren Widerstand zu überwinden, und das geschieht langsamer. In einem Wort, ebenso wie mehr Zeit erforderlich ist, feste Körper zu erwärmen, so dauert es auch länger, wenn comprimirte Körper erwärmt werden sollen. Es ist eine grössere Action des Feuers nöthig, wenn auf mehr Theilclien gewirkt