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Construction von Thermometern. 57 auf demselben Punkte, während das zweite nachfolgt. Daraus erhellt, dass die Tagesstunden, die am wenigsten zweifelhafte Angaben über die Temperatur der Luft durch die Thermo meter ergehen, diejenigen sind, wo die Flüssigkeit etwa eine Viertelstunde stationär geblieben ist. Herr Taglini, Professor in Pisa, hat im Jahre 1725 eine Dissertation (these) über Thermometer drucken lassen, die ganz anders geartet ist, als diejenigen, die oft in unseren Instituten (collöges) erscheinen; sie hat die Form einer Dissertation nur durch ihre Thesen (positions). Es ist eine kleine Arbeit, in der sorgfältig Alles gesammelt und besprochen ist, was sich auf Thermometer bezieht. Doch können wir nicht allen Be hauptungen beistimmen, namentlich nicht der letzten, sie läuft stracks den Principien entgegen, die wir der Construction der Thermometer zu Grunde gelegt haben, um vergleichbare Grade zu erhalten; ja sie benimmt alle Hoffnung, jemals dieses Ziel erreichen zu lassen. Er stellt die Behauptung auf, dass die festen Punkte, die man bisher gesucht hat, noch nicht gefunden seien und dass es unmöglich sei, solche zu finden. Von den zweien jedoch, die wir als feste Punkte angenommen haben, wird nur der eine angegriffen, der Siedepunkt des Wassers. Er bekämpft zwar auch den festen Punkt, der durch die Kälte des Eises erhalten wird, und selbst den durch Gefrieren in kalter Luft. Aber gegen die künstliche Eisbildung in einer Luft, die sogleich das natürliche Eis schmelzen würde, bringt er nichts vor, und wir glauben oben gezeigt zu haben, dass der Kältegrad dieses künstlichen Eises nicht verwechselt werden darf mit dem aller anderen Arten von Eis, und dass es ein fester Punkt sei. Uebrigens wollen wir bekennen, dass dieser Eispunkt uns nicht fester zu sein scheint als der Siedepunkt des Wassers, den Herr Taglini gar nicht als sol chen anerkennt und den ich für unanfechtbar halte. Selbst die Theorie sollte uns lehren, dass, wenn wir einen Fixpunkt brauchen, wir ihn hier finden können. [500] Aber zu unserer Schande kommt es oft vor, dass wir ziemlich spät angesteilten Versuchen Kenntnisse verdanken, die weit früher die Ueber- legung uns vermittelt haben müsste. Ohne Physiker zu sein, hat man stets gewusst, dass siedendes Wasser weniger warm ist als siedendes Oel, als Blei, als Kupfer, als Eisen, als Silber, die geschmolzen und erwärmt sind bis sie sieden (fondus jusqu’ä bou'illir). Man hat also stets gewusst, dass es Temperaturen giebt, die das Wasser nimmer erreichen kann; folglich giebt