10 Daniel Gabriel Fahrenheit. Um 4 Uhr Morgens fand ich dieselbe Temperatur und das Wasser in den beiden zur Hälfte gefüllten Kugeln flüssig; in der dritten war das Wasser gefroren und die Kugel zerbrochen. Das Eis war mit sehr kleinen und feinen Bläschen durchsetzt, die Durchsichtigkeit war stark gemindert und erinnerte an eine unregelmässige Krystallisation eines Salzes. Ich schrieb diesen entgegengesetzten Erfolg einem unsichtbaren [83] Riss im Glase zu, und meinte, die äussere Luft sei da eingedrungen und habe das Erstarren bedingt. Wie ich nun so sehr begierig war, die Generation der Lamellen im Glasbecher aufmerksam zu betrachten, und da ich den letzteren aus dem Wohnzimmer in den Raum gebracht, wo die Versuche angestellt wurden, so wollte ich die wenigen Stufen emporsteigen, hierbei verfehlte ich eine Stufe, so dass der Becher stark gestossen wurde, und in demselben Momente schien die ganze Wassermasse von Eislamellen durchsetzt. Aus diesem zufälligen Ereigniss ersah ich, dass Eis in ge nügend kaltem Wasser durch Erschütterung hervorgebracht werden könne ; sehr begierig war ich am folgenden Tage durch den Versuch festzustellen, ob das Gefrieren auch im Vacuum durch Erschüttern zu Stande käme. Nachdem das Kügelchen einigermaassen geschüttelt worden war, erschaute ich zu meinem grössten Entzücken das Schauspiel und erkannte sofort meinen Fehlschluss, indem ich den flüssigen Zustand der Abwesenheit der Luft zugeschrieben hatte. Ich erkannte an dem Thermo meter, dass die Kälte abnahm, die Flüssigkeit war bis 28 Grad emporgestiegen*); rasch trennte ich das Eis mit der Hand, exponirte wieder ein Kügelchen der Luft (das andere war leider zerbrochen). — Nach einer halben Stunde merkte ich, dass der Frost noch weiter nachliess, das Thermometer hatte 32 Grad erreicht. Und da ich einsah, dass bei geschwundenem Frostwetter eine Wiederholung der Versuche ein eitles Be ginnen sei, wenn die Kügelchen noch länger der Luft ex- ponirt blieben, so versuchte ich gerade jetzt noch einmal durch Schütteln das Erstarren hervorzurufen; aber so stark ich sie auch bewegte, es erschienen doch nicht die geringsten Zeichen von Erstarrung. Da nun auf diese Weise alle Hotf- nung auf weiteres Erstarren gescheitert war, so wollte ich noch versuchen, ob nicht [84] jetzt noch durch Zutritt der Luft die Erstarrung eintrete. Ich zerbrach die Spitze und *) = — 2,2 Grad Cels.