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Schönhcidcrhammer, Untcrstützengrün und Blauenthal. — Dresden. Am 2. und 5. dieses Monats hat eine abermalige Auslosung Königlich Sächsischer Staatspapierc stattgefunden, von welcher die 4"/„ Staatsschulden-Kassenscheine vom Jahre 1847 u. 3"/„ Staatsschulden-Kassenscheine vom Jahre 185b, betroffen worden sind. Die Inhaber der genannten StaatSpapiere Werren hieraus noch besonders mit dem Hinzufiigen aufmerksam gemacht, daß die Listen der gezogenen Nummern in der Leipziger Zeitung, dem Dresdner Journal und dem Dresdner Anzeiger veröffentlicht, auch bei sämmtlichen Bezirksstener-Ein- nahmen und Gcmeindevorständen des Landes zu Je dermann« Einsicht auSgelegt werden. — Ferner ist noch daraus hinzuweisen, daß die 4"/„ Anleihe vom Jahre 1847 durch die diesmalige Auslosung gänzlich getilgt ist und die letztausgelosten Schuldscheine dieser Anleihe vom 1. April 1892 ab zur Rückzahlung ge langen. — Dresden. Vor einigen Tagen hat ein auf vjw Tolkewitzerstraße wohnender Handarbeiter sein Jahre altcö Kind, ein schwächliches Mädchen, in unglaublich roher Weise mißhandelt. Er war auf gebracht, weil ihn seine Frau weckte und veranlaßte, auf Arbeit zu gehen. In seiner Wuth packte er das Kindchen, welches jene auf den Armen trug und wel ches heftig schrie, schlug es mit der Faust und warf es dann auf ein Bett. Das Kindchen schrie immer mehr, weshalb er es nochmals dnrchprügelte. Bald darauf schwoll der linke Oberschenkel des Kindes hef tig an und cS ergab sich, daß derselbe gebrochen war. Das arme Kind wurde in die Kinderheilanstalt ge bracht. — Leipzig, 7. Septbr. In einem Grundstücke der Breitenfelder Straße im Stadttheile Gohlis hörten gestern Abend in der 8. Stunde dortige Hausbewohner aus der verschlossenen Wohnung des dort wohnenden Barbier«, Musikers und früheren Restaurateurs Wendt Jammern und Stöhnen. Sie verschafften sich Eingang, und bot sich nun denselben ein bejammerns- tverther Anblick dar. Die Ehefrau des Gedachten, die 44 Jahre alte Anna Wendt aus Ebbeleben, lag auf einem ganz verfaulte» Lager ohne alle Zudecke, mit wunden, aufgelegcnen Gliedern, starrend vor Schmutz und Ungeziefer. Das Zimmer war mit einem rein bestialischen Gerüche gefüllt, und die be- klagenSwerthe Fra» von dem Ungeziefer förmlich an gefressen. Nachdem der schreckliche Vorfall umgehend der Polizei mitgetheilt worden war, begab sich eine Abordnung von Polizeibeamten mit einem Arzt in die gedachte Wohnung, und wurde zunächst die Ueber- führung der Wendt mittelst Krankentransportwagens nach dem Krankenhaus veranlaßt. Wie festgestellt worden, hat Wendt vor 5 bis 6 Wochen seine jetzige Wohnung bezogen und seine Frau schon krank mit dorthin gebracht. Seit dieser Zeit hat Niemand diese Frau im Hause zu sehen bekommen, auch ist weder ein Arzt, noch sonst Jemand daselbst aus und ein gegangen. Wendt ist gewöhnlich am Tage fortge gangen, des Nachts spät nach Hause gekommen, hat die Wohnung verschlossen und den Schlüssel mitge nommen. Gestern hat derselbe auffälliger Weise den Schlüssel einer Hausbewohnerin mit der Weisung gegeben, die Wohnung aufzuschließen, wenn Jemand käme und nach seiner Frau frage. In der verflossenen Lischt ist nun die Wendt im hiesige» Krankenhause gestorben. Der Ehemann wurde sofort in Haft genommen. — In Leipzig soll ein großes Omnibus- Unternehmen begonnen werden. ES handelt sich darum, die Stadt auf verschiedenen Linien zu befahren und verschiedene der Vorstädte mit ihr zu verbinden. Die Konzession ist vom Rathe bereits ertheilt worden und hätte nach den Bedingungen die Ausführung des Unternehmens bereits in Angriff genommen werden müssen. Der Rath ist aber auf das von den Konzessionären an ihn gestellte Ersuchen eingegangen und hat die Frist, innerhalb deren die Bewerber um die Konzessionirung von Omnibuslinien in Leipzig mit der Verwirklichung ihres Projektes zu beginnen haben, um einige Zeit und zwar bis Ende des Jahres ver längert. Die Konzessionäre sind von der Erwartung erfüllt, daß es innerhalb der angegebenen Frist ge lingen wird, die vorhandenen Schwierigkeiten zu be seitigen. Insbesondere die Berliner Finanzkräfte, welche an dem geplanten OmnibuS-Unternchmen be- theiligt sind, wollen unter allen Umständen dasselbe zur Ausführung bringen und sie halten für ihren Theil die erforderlichen Mittel bereit; nur bedingen sie, daß von einem Werke, welches in seiner Allge meinheit der Stadt Leipzig zum Nutzen gereichen soll, sich die Leipziger Kapitalkräfte nicht ganz fernhalten und daß eine gewisse Summe des Betriebskapital« in Leipzig selbst aufgebracht wird. — Mit den theueren Brotpreisen geht es hoffentlich nun herab. Eine Anzeige der Zittauer Bäcker-Innung verzeichnet auf das SechSpfundbrot 3 Pf. Abschlag. Möchten die Bäcker-Innungen anderer Städte diesem Beispiele folgen! — Schwarzenberg, 6. Septbr. In vergange ner Nacht ist in hiesiger Gegend wiederum ein be deutendes Schadenfeuer vorgekommen. Wie wir vernehmen, ist die zwischen Globenstein und Pöhla gelegene Seidel'sche Holzschleiserei niedergebrannt. Heute Vormittag wurde auch in Aue eine dem Zim mermeister Georgi daselbst gehörige Scheune mit vielen Erntevorräthen ein Raub der Flammen. — CämmerSwalde b. Sayda. In unserem Orte ist dieser Tage ein Fall vorgekommen, der die hohe Gefährlichkeit der Kreuzottern deutlich zeigt und zu recht großer Vorsicht mahnt. Die Leute eines hiesigen Gutsbesitzers waren auf dem etwas entlegenen Felde beschäftigt. Mittags ging man nicht nach Hause, da das Mittagbrod geschickt werden sollte. Die Stunde des Essens war da, indeß es verging eine, die zweite Stunde, ohne daß die Beauftragte, die jugendliche Tochter, mit dem Mittagsbrod erschien. Man stellte nun Nachforschungen an, bei denen sich zunächst ergab, daß das Mädchen mit den Speisen längst weggegangen war. Man machte sich nun auf, das Mädchen zu suchen und fand dasselbe nach Ver lauf einer geraumen Zeit auf einem Feldraine liegend, bewußtlos und in auffälligem Zustande; das Blut war ihm aus Obr und Nase gedrungen und waren Zeichen sichtbar, daß das Kind sich übergeben hatte. Rian nahm zunächst an, daß das Kind etwas Un rechtes gegessen, vielleicht Tollkirschen oder Schierling, und schickte nun schleunigst nach dem Arzte nach Sayda. Derselbe ersah bei seinem Erscheinen sofort, daß das Kind an den Folgen eines Otternbisses litt und wendete sogleich die geeigneten Gegenmittel an. Das Kind schwebte mehrere Tage lang in höchster Gefahr, da die Blutvergiftung schon weit um sich gegriffen hatte. Ohne Zweifel war das barfußgehende Kind, das nach seiner Aussage vom Wege abgegangen war, um einige Himbeeren zu essen, bei dieser Ge legenheit unversehens auf ein« Kreuzotter getreten und von dem Reptil in den Fuß gebissen worden. — Lindenau, 7. Septbr. Gestern Nacht gegen '/s 11 Uhr brach in dem Wohnhaus des Gutsbesitzers Moritz Hempel Feuer ans, welches das Gebäude in Asche legte. Dank rer eifrigen Thätigkeit der auf dem Brandplatz erschienen Feuerwehren gelang cs, das Feuer auf seinen Herd zu beschränken. — Nach einer Zuschrift der „Münch. Neuesten Nachr." aus Sachsen wird das Königreich Sachsen derjenige deutsche Staat sein, welcher mit einer all gemeinen Ermäßigung der Eisenbahnfahrpreise vorgehen will, ohne erst die Ergebnisse der Ver handlungen der deutschen Eisenbahnverwaltungen ab- zuwarlen. Die Königl. Generaldirektion soll dieses Vorhaben kürzlich dem Verbände der sächsischen Ge- werbevercine bekannt gegeben haben. l. Zikhung 3. Llaffc ILtt. Lgl. Zächs. Lan-ks-Lottkrir, gezogen am 7. September 1891. 500»» Mark auf Nr. 31636. 3»»v» Mark auf Nr- 84881. 2»»0» Mark aus Nr. 18878. I0OV0 Mark auf Nr. 10735. 50»» Mark auf Nr. 25044 86224 73003 76957 78767 90512. 3UV» Mark aus Nr. 22217 33831 37392 50682 72524 77429 92798 83846 95867 97198. I»»» Mark auf Nr. 10250 11664 26945 29771 33866 36802 37307 41624 41564 46932 47888 49765 51906 55834 65261 66809 68978 76830 79127 81882 90127 90300 92235 96981. 5V» Mark auf Nr. 4772 8275 10573 14485 20434 24826 25359 27720 30005 30351 35021 38042 41087 50659 51139 55940 56228 63259 65681 72783 72898 72222 76649 85556 85968 90384 93704 85092 95254 95997 97045. 30» Mark aus Nr. 1381 5423 5370 6127 7867 8046 8971 II482 II885 14844 15228 I514I 16356 18553 19048 19229 20304 20930 21503 22320 23839 24215 24483 24754 25764 27682 28550 31257 33517 35420 36492 36697 40946 41992 41580 42995 47407 47816 48582 50541 51322 51153 53039 56172 57652 57094 57507 57868 57993 58724 58117 59659 630U 65313 65009 67177 69027 71624 71907 72018 73135 75887 76562 76171 78856 78036 79619 80240 83655 84539 85700 86404 88366 90103 90793 94986 94091 95161 97594 99571. 2. Ziehung, gezogen am 8. September 1891. 4000» Mark auf Nr. 55548. 15»»» Mark auf Nr. II582. 5»»» Mark aus Nr. 31107 75159 81320 83696. 3000 Mark aus Nr. I6I04 24397 28641 29499 31807. Ivo» Mark auf Nr. 689 > 6197 18500 21586 22776 22395 25038 26000 37485 39711 45893 49158 53000 54508 69768 71180. 50» Mark aus Nr. 9032 10987 20273 28180 31780 31268 39466 43128 49932 50775 50389 59249 6I6I0 65350 70240 70992 71720 73109 76429 80525 82119 86N3 86258 87207 87796 89571 94750 98307 99909. 300 Mark auf Nr. 309 1010 5312 6987 8134 8778 11505 1467! 15770 15693 17603 17473 17839 23573 27719 28129 29372 30069 30997 35603 35201 37615 37876 37187 37697 38274 38589 39183 42832 42340 43297 48577 49667 49276 50359 51636 51197 52701 58130 59170 61687 63779 63803 84707 64347 65402 88906 70281 74538 75195 75016 75663 77268 79527 80599 83555 83807 84430 88469 88004 88399 89592 89649 90938 90581 93821 95968 96644 97551 97834. Aus vergangener Zeit — für unsere Zeil. 10. September. (Nachdruck verboten.) Nachdem iin Februar 1867 der norddeutsche Reichstag bereits eröffnet worden, begann derselbe am 10. September 1867 feine erste ordentliche Legislatur-Periode. Die Thronrede war in rein geschäftlichem Ton gehalten; bei der Adrcßdebatte aber deutete Bismarck auf die zu erhoffende deutsche Einigung hin. Er sprach es aus, daß ihm jedes Drängen sein liege, um den Süden zum Eintritt in den Nordbund zu bestimmen, daß aber, wenn Norden und Süden, wenn die Nation diese Einheit wolle, kein Minister stark, keiner muthig oder keiner kleinmüthig genug sein werde, dies zu verhindern. 11. September. Am N. September 1709 fand ein Mann seinen Tod, dem Niemand eine Thräne nachweinte; in der Schlacht bei Malp> lagunt, die Prinz Eugen und Malborough den Franzosen lieferten und in der diese vollständig geschlagen wurden, fiel auch der Gras von Mölac, der französische General, die Geißel der Pfalz, dessen Name mit den schlimmsten Schandthaten ver knüpft ist, die auf deutschem Boden von Fremden verübt wurden. Er war es, der das Heidelberger Schloß hatte in die Lust sprengen lassen, eine Maßregel, die keineswegs im Interesse des Krieges, den Frankreich mit Deutschland sührte, gelegen hatte, die vielmehr lediglich ein Ausfluß der Grausamkeit war, mit der französische Generale in deutschen Landen wütheten. Der gesprengte Thurm des Heidelberger Schlosses ist noch jetzt ein stiller Zeuge von der Barbarei der zivilisirtesten aller Nationen. Erna. Novelle von L. Haidheim. (19. Fortsetzung.) Vor der Abreise wollte Erich sich bei seinen näch sten Nachbarn, den Herren von Rochlitz, von Sathen und WerninghanS empfehlen. Besonders der Erstere hatte sich zu ihm in der letzten Zeit mehr und mehr freundnachbarlich gestellt. Zunächst suchte er Herrn WerninghanS auf; der reiche Fabrikherr war verreist. , Bei den SathenS traf er verschiedene Gäste, lau ter Verwandte der Familie, und als er sich nach einer halben Stunde tödtlich langweilig dahinschleichender Konversation wieder empfahl, nahm er den Eindruck mit sich fort, daß er gestört habe und daß man sich dort inmitten einer erregten Unterhaltung befunden, die jedes Mitglied des Kreises ungern abgebrochen sah, mit Ausnahme des Hausherrn, der ihn so lie benswürdig wie immer empfangen. Von da ritt er die kurze Strecke weiter am süd lichen Ufer des SeeS entlang zu den Rochlitz. Wie peinlich war es ihm jetzt, daß er den Kalands so schroff entgegcngetreten. „Unfrieden mit den Nach barn ist ein Dorn im Fleisch," hatte sein Onkel ihm »och vor wenigen Tagen gesagt und ihm gerathen, auf irgend eine schickliche Weise einzulenken. „Was Du rücksichtslos gegen FroySbergs Nach bar Dir erlaubtest, das kannst Du gegen den eigenen schwer ungeschehen machen!" sagte sich Erich seitdem und grübelte unaufhörlich über einen Vorwand, sich auf dem Sonnenstein noch vor seiner Abreise einzu führen. Dazwischen kamen ihm auch wieder zornige Auf wallungen gegen Erna; er konnte ihr jenen Blick nicht vergessen, und dabei fühlte er mehr denn je, daß er nicht fort dürfe, ohne ein gutes Wort gesprochen zu haben. So ist der Mensch aus Widersprüchen zusammen gesetzt! Und Erich merkte seinen Zustand nicht ein mal, sondern redete sich jetzt ein, er thue dies Alles nur um des lieben Friedens willen. Ach, er konnte ihr doch nicht sagen, daß er in seiner damaligen Stimmung sich selbst nicht gekannt, daß er sie dennoch lieb gewonnen, daß — daß — Aber was machte sich Erna aus ihm? Unter solchen Gedanken ritt Erich von Willwart auf den Gutshof des Barons von Rochlitz, und das erste, was seine Augen erblickten, war die Equipage Kalands. Der Kutscher sprang herbei, da eben ein anderer Diener nicht zur Stelle war. Erich erkannte den Fritz. Der junge Mann lachte über das ganze Gesicht. „Ja, gnädiger Herr, ich bin Kutscher geworden und die Kathrin und ich vergessen eS lebenslang nicht, wie gut Sie gegen uns gewesen sind!" erwiderte er auf ein freundliches Wort Erichs, und dies Wort klang fast berzlich, so sehr freute Erich sich, daß er Kaland hier traf. „Ist Herr Kaland allein hier?" fragte Erich im Flur, während Fritz ihm eifrig half, sich seiner Reit gamaschen zu entledigen. „Das gnädige Fräulein und Fräulein Meister auch, gnädiger Herr," erwiderte Fritz und ein schlaues Lächeln huschte über sein Gesicht, denn Kathrin hatte ihm anvertraut, ihr Fräulein habe sie so viel ausge fragt nach dem Herrn Baron von Willwart und habe so hübsch gelächelt und so roth ausgeschen, als sie den gnädigen Herrn so recht von Herzen gelobt. „Wer ist Fräulein Meister?" fragte Erich. „DaS ist unsere Tante, gnädiger Herr, die regiert das ganze Haus, denn was die Mutter vom gnädigen Fräulein war, die ist todt, und verwandt ist sie eigent lich gar nicht, aber das geht immer: Fragt Tante Luise! Sagt eS Fräulein Meister!" „So, so!" murmelte. Erich, den Redefluß des Dieners kurz abbrechend. Dann ging er hinein. Sonderbar! Er hörte sie im Salon alle lebhaft durcheinander reden, und als dann die Anmeldung verlautete, entstand mit einem Male eine tiefe Stille. In diese Stille hinein klang eine scharfe Frauenstimme: „Wenn man den Wolf nennt —" „Pst! Pst!" hieß eS dann. Er hörte Alles. — Man hat also von ihm ge redet. Ehe er sich recht darüber klar wurde, erschien der Baron von Rochlitz aber schon in der Stubenthür und rief ihm in seiner jovialen Weise, wenn auch mit etwa« verlegenen Mienen entgegen: „Gerade halten wir hier ein kleines Scherbengericht über Sie, lieber Willwart, nur herein! Wa« ist da« für eine Manier, daß Sie HauS und Hof gleich allein lassen und für Gott weiß wie lange verreisen wollen?" Damit hatte er Erich in den Gartensaal geführt, wo dieser außer der Frau von Rochlitz nur die Ka- landS traf.