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Amts- und Anzeigeblatt für den - . . . sknvsnnemenr xrArh.^ Lemk -es Amtsgerichts Eibenstock UuZZL tag und Sonnabend. In- c ten, sowie bei allen Reichs- '"K"-«»' und dessm Amgelmng. 1OV Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »8. Jahr,»»«. Donnerstag, den Iv. September L8S1 Die Aufhebung der amerikanischen Schweinesperre. Ziemlich unerwartet ist die Aufhebung des Ein fuhrverbots betr. amerikanische Schweine u. Schweine fleisch-Produkte gekommen, aber man kann nicht sagen, daß die Ueberraschung eine unangenehme wäre. Das amerikanische Schweinefleisch wird wieder werden, was cs früher war: ein hauptsächliches Nahrungsmittel breiter Volksschichten. Bei den Kornzöllen ist die Frage, ob sie eine Vertheuerung des zur Nahrung dienenden Produktes verursachen, strittig, ist es und wird es bleibe», bei dem Schweine-Einfuhrverbot ist die vertheuernde Wirkung von ernsthaften Leuten niemals in Abrede gestellt worden. Wenn trotzdem — und zwar noch unter des Fürsten Bismarck Regime, der ja auch preußischer HanvelS- minisler war — seiner Zeit das amerikanische Schweine fleisch von der Einfuhr ausgeschlossen wurde, so waren vie Gründe nicht volkSwirthschastlicher oder handels politischer, sondern wie häufig von ver Regierungsseitc betont wurde, nur gesundheitlicher Natur. Die Gründe des Verbots sind in Wegfall gekommen und damit wurde das Verbot selbst hinfällig. Die Ver. Staaten haben am 30. August v. Js. ein Gesetz erlassen, welches eine amtliche Untersuchung des zur Ausfuhr bestimmten Schweinefleisches und Speckes vorschreibt — ein nicht geringes Zugeständ- niß seitens eine« Landes, in welchem beim Verkauf von Waaren der rücksichtsloseste Egoismus als erste Nothwendigkeit und oberste Tugend gilt. Die Ver. Staaten haben sodann, nachdem die deutsche Regierung in dem August-Gesetz kaum mehr als ein platonisches Entgegenkommen erblickt zu haben scheint, am 3. März 1891 ein zweites Gesetz geschaffen, welches die Be schau-Vorschriften des ersten Gesetzes noch verschärfte und von dem der amerikanische Staatssekretär für Lanvwirthschast versicherte, daß es „eine bessere ge sundheitliche Ueberwachung sichere, als sie in irgend einem anderen Lande bestehe." Noch nicht genug: Die deutsche Regierung hat, ehe sie zur Aufhebung des Verbotes schritt, nicht allein durch ihre Konsul», sondern auch durch eine Anzahl eigens zu diesem Zwecke nach Amerika entsandter Fachmänner fcststellen lassen, daß die verschärften amerikanischen Beschau- Vorschriften eine wirksame Kontrolle ermöglichen. Die amerikanische Regierung hat also eine ganz andere Lage geschaffen, als sie im Jahre 1883, wo die Sperre verhängt wurde, gegeben war. Der Sieg ist in diesem Falle vollständig auf deutscher Seite und er ist nach doppelter Hinsicht bemerkenSwerth. Die Garantie, daß ein ausländisches Produkt, welches zur Ernährung der Massen dient, nicht gesundheitsschädlich wirken kann, wie dies gar zu häufig bei den früheren amerikanischen Schweine fleisch-Importen der Fall war, ist gewiß nicht gering zu veranschlagen. Aber auch der handelspolitische Erfolg hat Werth. Amerika schützte sich und seine Industrie vor der Konkurrenz der alten Welt durch die Mac Kinley-Bill und will sich wirthschastlich und politisch auf die eigenen Füße stellen. Aber es kann für seinen Export die alte Welt nicht entbehren. Nun ist es die „alte Welt", welche ihm die Bedingungen für seine Ausfuhr vorschreibt und Amerika läßt sich diese Vorschriften gefallen. Schritt für Schritt — in drei Ratenzahlungen — hat eS nachgegeben, und eS hat eben voll und ganz nachgegeben. Die andere Seite der Sache ist die Erleichterung ter VolkSernährung in Deutschland infolge Aufhebung deS Einfuhrverbots. Allerdings werden die ersten amerikanischen Schweinefleischprodukte frühestens in sechs Wochen auf den deutschen Markt kommen können. E» ist den amerikanischen Exporteuren gegenwärtig noch nicht möglich, Angebote zu machen, da die Fleisch- waaren erst von jetzt (unter der Aufsicht der Regierung) zum Abschlachten kommenden Schweinen, also nicht vor ihrer Fertigstellung in drei bis vier Wochen für Deutschland mit Attesten versehen werden können. Zur Vorgeschichte der Aufhebung erfährt man noch, daß die Regierung der Ver. Staaten von Amerika dem Auswärtigen Amt in Berlin mitgetheilt hatte. daß am 1. September die in ihren Einzelheiten dem Auswärtigen Amte bereits bekannte und den deutscher seits erhobenen Forderungen entsprechende Fleifch- untersuchung in Kraft treten würde. Darauf ist dann die Aushebung des Verbots am 3. September erfolgt. Die Untersuchung der für Deutschland bestimmten Fleischwaaren ist also bereits seit dem I. September im Gange; eS sind aber noch mancherlei Kontroll maßregeln, besonders seitens des deutschen Konsulats drüben, zu erfüllen, wodurch sich die oben angegebene Verzögerung erklärt. Hagesgefchichle. — Deutschland. Von verschiedenen Seiten wurde das Befinden des Fürsten Bismarck als we nig günstig bezeichnet. Demgegenüber wird von Per sonen, die den früheren Reichskanzler in den letzten Wochen gesehen haben, versichert, daß derselbe sich in vollstem Wohlsein befinde und durch Frische des Aus sehens wie durch geistige Spannkraft überrasche. Da gegen wird hinzugefügt, Professor Schwenninger habe ihm jede geistige Ueberanstrengung, namentlich jede Aufregung strengstens untersagt. Man will daher in den, dem Fürsten näher stehenden Kreisen auch nicht daran glauben, daß er demnächst seinen Sitz im Reichstage einnehmen werde. — Für die Weltausstellung in Chicago war anfänglich in deutschen industriellen Kreisen keine besonders lebhafte Theilnahme bemerkbar. Seit einiger Zeit ist indessen ersichtlich ein Umschwung eingetreten. Es wird dies auf die Eröffnungen zurllckgeführt, welche die Regierung über die Lage der Sache an der Hand des gewonnenen Materials zu geben in der Lage war. Auch dem Geschick des Reickskommissars Geh. Rath Wermuth wird ein Verdienst daran zugeschrieben. Aller Voraussicht nach wird sich die deutsche Bethei ligung bei der Ausstellung recht lebhaft gestalten. Die Wahrnehmungen, welche der Reichskommissar, der sich jetzt auf der Reise nach Chicago befindet, an Ort und Stelle zu machen gedenkt, soll für eine dem Reichstage zu unterbreitende Denkschrift ver- werthek werden. — Straßburg i. E. Bei NiederschöffelSheim wurde während des Manövers ein Sergeant des 6. Königlich sächsischen Infanterie-Regiment« Nr. 105 erschossen. Bei einem Soldaten des Infanterie- Regiments Nr. 99 wurden scharfe Patronen gefunden. — Oesterreich-Ungarn. Nach einer Meldung der Wiener „MontagSrcvue" haben in Schwarzenau sehr wichtige Erörterungen zwischen Caprivi und Kalnoky stattgefundcn, über welche allerdings vorder hand nichts verlautbart werde; doch stehen im Oktober infolge des Ergebnisses der Unterredung wichtige Veränderungen in den diplomatischen Korps Deutsch lands und Oesterreichs bevor. Auch wichtige Per sonenfragen bezüglich der Konsullate wurden in Berathung gezogen, da der politische Nachrichtendienst beider Reiche im Orient sich nicht als völlig aus reichend erwiesen habe. — Frankreich. Der russische Botschafter Baron Mohrenheim erklärte, als bei dem zu seinen Ehren gegebenen Feste in LourdeS ihm der Dank für seine Mitwirkung bei der Herstellung der innigen Ver bindung zwischen Frankreich und Rußland ausgesprochen wurde, er habe nur den Willen des Zaren ausgesührt. — Rußland. Die orthodoxe Geistlichkeit hat die Initiative zur Veranstaltung von Sammlungen für die Nothleidenden in den von der Mißernte betroffenen russischen Gouvernement- ergriffen. Die heilige Synode verordnete, e» seien Büchsensammlungen in den orthodoxen Kirchen zu bewerkstelligen und die Nothleidenden seitens der reichen Klöster und Kirchen mit Geld und Speise zu unterstützen; in den Gouverne- mentSkreiSstädten sollen Komitee« zur Entgegennahme und Vertheilung freiwilliger Gaben eingesetzt werden. Außerdem wurde eine spezielle Anordnung getroffen wegen Sammlung von Spenden für die Lehrer und Schüler der der orthodoxen Geistlichkeit unterstehenden Schulen in den von der Mißernte heimgesuchten Gouvernements. — Mancherlei Anzeichen und Andeutungen spra chen dafür, oder schienen wenigstens dafür zu sprechen, daß das offizielle Rußland doch einiges Unbe hagen über die allzu lebhaften Sympathiekund gebungen der Franzosen empfände, und man gab sich der Erwartung hin, daß von jener Seite ein bis chen Oel auf die stürmischen Wogen gegossen werden würde. Diese Erwartung hat sich jedoch nicht be stätigt. Man hat zwar dafür Sorge getragen, daß dem Zaren nahestehende fürstliche Persönlichkeiten nicht zu unmittelbar von den Äußerungen der fran zösischen Russenschwärmerei betroffen werden, aber im Uebrigen helfen russische Generale und russische Diplomaten redlich mit, die Begeisterung immer in tensiver anzufachen. Diesbezüglich braucht nur auf die Ovationen, deren Gegenstand General Obrutschew in Bergerac war, und auf die durch den Botschafter Baron Mobrenheim in Cauterets veranlaßten Mani festationen verwiesen zu werden. Wohl ist weder dort noch hier ein Wort gesprochen worden, da« im Ausland Anstoß erregen oder verletzen könnte, aber man muß sich vor Auge» halten, daß bei der etwas erhöhten Temperatur, in welcher sich die heißblütigen Franzosen gegenwärtig befinden, eine sonst wenig be denkliche Redewendung, ja selbst ein landläufiges glat tes Kompliment genügt, um in ihren Gemüthern Hoffnungen zu erwecke» und Illusionen zu nähren, die, wie die Dinge nun einmal liegen, auf friedlichem Wege nicht verwirklicht werden können. Welchen ent schiedenen Ausdruck diese Hoffnungen in ernstzunehm enden politischen Kreisen Frankreichs finden, bezeugt der schon erwähnte Schlußpassus des Berichtes über das Budget des Ministeriums des Aeußeren, welchen der Berichterstatter Herr Pichon seinen Kollegen zu- gesenvet hat; derselbe lautete bekanntlich: „Wir haben von Niemandem etwas zu fürchten, und wir haben Freundschaften erworben, welche unsere Zuversicht auf eine gutmachende Gerechtigkeit zu einer unerschütter lichen machen. Das Herz von Freude erfüllt, grüßen wir dieses Morgenroth, welches über unsere nächsten Geschicke emporsteigt." In einem Trinkspruchc würden diese Worte mit ihrem jugendlich dithyrambischen Schwünge vielleicht wenig Bedeutung habens aber in einem Schriftstücke, das die Grundlage parlamen tarischer Berathung bilden soll, sind sie wohl geeignet, Befremden zu erregen. Vielleicht aber haben sie das Gute, daß sie die Diplomaten und Generale de« Kaisers von Rußland, dessen friedliche Gesinnung sich so oft bekundet hat, veranlassen, sich einige Zurück haltung im Hervorrufen von Manifestationen aufzu erlegen. — England. Die Königin von England hat nach Londoner Meldungen die Einladung des deutschen Kaisers zu einem Besuch Deutschlands im nächsten Sommer angenommen. Der Aufenthalt der Königin in Deutschland wird sich auf vierzehn Tage erstrecken. Nur ein Theil dieser Zeit wird in Berlin und Potsdam, der Rest auf Schloß Stolzen fels am Rhein zugebracht werden. Locale ««d sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 9. Septbr. Gestern Abend 10'/, Uhr erscholl abermals Feuerruf in unserer Stadt. ES brannte die neben der Schmid t'schen Lohmllhle gelegene Scheune deS Klempnermstr. Ernst Schindler in der Hinteren Rehme. Ehe die schnell am Platze erschienene Hilfe wirksam eingreifen konnte, war auch die Lohmühle und das demselben Besitzer gehörige geradeüber liegende, nur von einer Familie bewohnte Wohnhaus vom Feuer ergriffen worden und brannten alle drei Baulichkeiten, welche weiche Dach ung hatten, bis auf den Grund nieder. Nur den: Umstande, daß vollständige Windstille herrschte, ist eS zuzuschreibcn, daß da« Feuer nicht weitere Ausbreitung gewann, denn die großen in der Lohmühlc aufge speicherten Vorräthe an Rinden gaben dem Feuer ausreichende Nahrung und erschwerten die Löscharbciten in nicht unbedeutender Weise. Von auswärtigen Spritzen waren am Brandplatze erschienen HnndShübel,