schnitt und eine lithographirte Tafel. Diesen etwas kostspieligen Luxus können von ähnlichen Blättern nur wir uns gestatten. Wo die Mittel kaum zur Bezahlung von Druck und Papier ausreichen, verbietet sich dergleichen von selbst. Dem aufmerksamen Leser unseres Blattes wird auch die Erweiterung seines Inhaltes auf Berichte über den Farbwaaren- und Chemi kalienmarkt, Einführung und Verarbeitung von Faserstoffen rc. nicht entgangen sein. Die meisten neu eingesührten Farbstoffe führen wir zuerst in Beschreibung und Mnstern an. Die Färberei und die ihr verwandten Ge werbe arbeiteten auch im letzten Jahre günstig, wenngleich die Farblöhne noch viel zu wünschen lassen. Auch diese Calamität wird schwinden, wenn das Vertrauen zu einem dauernd besseren Geschäftsgänge sich überall Bahn bricht. Daß unser Blatt das Mundstück aller Bestrebungen zur Besserung der Lage unserer Jndustriebranche ist, beweist ein Blick in den verflossenen Jahrgang. Die mit unserm Blatte verknüpften Ein richtungen zeigten auch neuerdings eine gesunde Entwickelung. Der „Färber-Verein" vermittelte auch im verflossenen Jahredenpersönlichne Verkehr der Hiesigen Mitglieder unserer Gewerbe, dis- cutirte wichtige Tagesfragen und diente zur Vorführung interessanter Neuerungen in unserm Fache. Die „Färber-Akademie" ist in gesunder Entwickelung begriffen, wie die einzelnen Be richte ergeben. Der Besuch ist sehr erfreulich, und ein bedeutender Fortschritt durch ausge dehnte Vermehrung und Vervollständigung der Sammlungen, ersichtlich. Dabei ist die Färber- Akademie verhältnißmäßig am besten besucht von allen ähnlichen Anstalten ; ihre Erfolge lassen sich durch die steten Veröffentlichungen leicht mit Zahlen belegen, während man von anderer Seite gar nichts hört. Seit seinem Bestehen sucht unser Blatt wissenschaftliche Erkenntlich unter unseren Fach genoffen zu verbreiten uud hat dadurch zur Hebung unserer Judustriebranche viel beigetragen. Zur Durchführung dieser Thätigkeit gehört aber ein bedeutendes Maß wissenschaftlicher Kenntniß und practischer Erfahrung. Ohne diese schlagen solche Erklärungen leicht zum Nachtheile der In teressenten aus. Den durch uns in die Kreise der Practiker hin eingetragenen Zug nach wifsentschastlicher Be handlung der Praxis sucht die Secunda-Literatur vielfach für den Gelderwerb auszubcuten. Von unwissenden Lohnschreibern werden sogenannte „chemische Artikel" geschrieben, deren possier licher Inhalt dem Fachmann lautes Lachen ab zwingt. Ernster stellt sich die Sache bei dem viel be schäftigten Practiker, welcher oft nicht im Stande ist, auf dem minder vertrauten Gebiet den Weizen von solcher literarischer Spreu zu sondern. Die Lectüre solcher Objecte buchhändlerischer Specula- tion erweckt daher in dem Fachmann, der sich durch einige eingespickte sogenannte „chemische Formeln" dertollsten Art imponiren läßt,falsche Vorstellungen und führt mit der Zeit zu so unpraktischer Ein richtung des Betriebes, daß ein Nachtheil für das Geschäft des Vertrauensseligen nicht ausbleibt. Schon das übliche Zusammenwürfeln aller Klassen der neuen Kohlentheerfarbstoffe in den allgemeinen Ausdruck „Anilin" wirkt schädlich. Daß es unter diesen Farbstoffen mindestens vier Klassen giebt, welche in Bezug auf Fixirung, Verwendbarkeit und Echtheit grundverschieden sind von einander, ahnt die Secunda- Literatur nicht einmal. Weiß man aber die Gruppe, zu der einer dieser Farbstoffe ge hört, so kann man ihn ohne Mühe, Zeit- und Geldverlust nach fest stehenden Regeln auf jedem Faserstoff färben*); diese zu bestimmen, reicht aber die Wissenschaft der Fabrikliteratur nicht aus. So kommt es, daß der Practiker im Ver trauen auf solche Aftergelehrsamkeit Mühe, Zeit und Geld verliert und schließlich noch Krämern zweifelhaften Rufes in die Hände fällt. Daß die „bewährten" Mitarbeiter außerdem die drolligsten Vorschriften liefern, in denen zuweilen dem Farbstoff die Beize oder der Beize der Farb stoff fehlt, scheint eine berechtigte Eigenthümlichkeit solcher Machwerke. Wir geben uns nicht der Illusion hin, durch unsere Worte diesem Treiben ein Ende zu machen; *) Wir werden demnächst einen Artikel über die Gruppen der Kohlentheerfarbstoffe und deren Fixirung nach allgemeinen Regeln veröffentlichen.