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Eiter. — §. 81. 427 schütten des Gefässes die ganze Eiterbeimischung als eine zusammen hängende glasige, in lange Faden ausziehbare Masse heraus (vgl. p. 208). Da bei jeder Eiterbildung neben Eiterkörperchen auch ein eiweiss haltiges Eiterserum auftritt, so ist es begreiflich, dass jeder eiterhaltige Harn auch etwas Eiweiss enthält, das durch die gewöhnlichen Mittel in demselben nachgewiesen werden kann — natürlich, wenn der Harn etwa alkalisch ist, nur unter den in diesem Falle nöthigen Cautelen. Eiter im Harn deutet immer auf einen Eiterungsprocess im uro- poetischen System selbst oder auf einen mit letzterem in Verbindung stehenden Abscess hin. Nur bei "Weibern kann möglicherweise Eiter im Harn auch aus den etwa Eiter secernirenden Genitalien stammen. Er kann aber auch aus mehreren dieser Theile des uropoetischen Systems gleichzeitig stammen, folgendes mag zur genaueren Bestimmung der Quelle des Eiters einigermaassen als Anhaltspunkt dienen: • Bei Blennorrhöen der Harnröhre (Tripper, Geschwüre) lässt sich auch ausser der Zeit der Harnentleerung' eine eiterige, öfter gelbgrünliche Flüssigkeit aus der Harnröhre ausdriicken. Das zähe Secret erscheint oft in Form schleimiger Fäden im Harn. Kommt der Eiter aus der Harnblase, so sind immer Erscheinungen eines acuten oder chronischen Blasenleidens (Harnzwang etc.) vorhanden. Ist, wie ge wöhnlich, Katarrh vorhanden, so ist derselbe bei Vorhandensein von Eiter schon etwas intensiverer Art; nur bei den leichtesten Katarrhen fehlt der Eiter im Ham. Bei allen schwereren Blasenaffectionen wird derselbe alkalisch entleert; er enthält dann ausser dem Eiter zugleich in grösster Menge Bacterien, auch Tripelphosphat- krystalle, sowie Blut und Pigment, das ihm öfter ein grauliches Aussehen ver leiht. Die Bacterien bedingen den raschen Eintritt der alkalischen Beaction und des ammoniakalischen Geruches des Harns durch Umwandlung des Harnstoffs in kohlensaures Ammoniak, dieses aber die alsbaldige Zerstörung der Eiterzellen und ihre Verwandlung in eine klebrige, dem Glase anhaftende zusammenhängende Masse. In den schwersten Formen des Blasenkatarrhs ist der Harn jauchig zer setzt, durch umgewandelten Blutfarbstoff schmutzig bräunlich, schwefelwasserstoff haltig, von aashaftem Geruch, die Eiterzellen sind zerstört; es bestehen Nieren- compli cationen. Bei Eiterung in einem oder beiden Ureteren fehlen kolikartige Schmerzen längs des Verlaufes der Harnleiter nicht leicht; sie erscheinen besonders dann, wenn die Eiterung durch passirende und steckenbleibende Nierensteine veran lasst ist. Eiterung in den Nierenbecken ist die Folge theils von Steinbildung, theils von Hamröhrenstricturen und sonstigen Hindernissen für die Harnentleerung mit Cystitis, theils durch Neubildungen, Entzündung benachbarter Theile, Erkältung etc. bedingt. Der Harn ist im Anfang der Pyelitis oft blutig-schleimig und enthält viele Epithelien. Dauert die Pyelitis aber längere Zeit, so finden sich fast nur Eiterzellen im Sediment, und erscheinen dieselben oft zackig und mit vielen Aus läufern versehen; ausserdem finden sich Bacterien sowie unter Umständen Harngries und selbst Concremente von verschiedener Zahl und Grösse. Eiterungen, die sich auf das Nierenparenchym beschränken, verlaufen bis weilen mit so geringen örtlichen Symptomen, dass sie nur zufällig, durch den fortdauernden Eitergehalt des Harns entdeckt werden. Vogel referirt hierfür einen interessanten Beleg. Ein 36jähriger Mann kam