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426 Hamsedimente. §. 81. geplattet sind und bisweilen an ihrer hinteren, der Mittelschicht zugekehrten Fläche grubenartige Vertiefungen zeigen. Die mittlere Schicht besteht vorzugs weise aus kleineren mehr ovalen und keulenförmigen, geschwänzten Zellen. Die tiefste, der Schleimhaut unmittelbar aufliegende Schicht zeigt noch kleinere rund liche Zellen — sogenannte Schleimkörperchen. Berücksichtigt man diese Verhältnisse, so ist man häufig im Stande zu bestimmen, ob die im Harn enthaltenen abgestossenen Epithelien aus den Harncanälchen oder aus einem tieferen Abschnitte der Harnwege stammen, und im letzteren Fall, ob sie einer oberflächlichen oder tieferen Schicht angehört haben, ja bisweilen selbst, ob sie aus dem Nierenbecken oder aus der Harnblase kommen. §. 81. Eiter. Um Eiter im Harn mit Sicherheit zu erkennen, hat man immer das Mikroskop nöthig. Man erkennt unter demselben die Eiterkörperchen an ihrer Form und ihrer die weissen Blutzellen um ein Geringes übertreffen den Grösse, so wie daran, dass nach Behandlung mit Essigsäure die fein körnige Trübung, welche sie meist auszeichnet, verschwindet und die sehr charakteristischen Kerngebilde hervortreten. Nur die abnormen Eiter körperchen machen hiervon eine Ausnahme, die bei chronischen Ulcerations- processen neben den gewöhnlichen Zellen erscheinen; ihre Contouren, ebenso wie die ihrer Kerne, sind öfter unregelmässig; auch zeigt sich neben den nicht selten halb zerfallenen Zellgebilden noch eine feinkörnige grauliche Detritusmasse. Eine Unterscheidung von Eiterkörperchen und den sogenannten Schleimkörperchen ist unmöglich. Beträchtlichere Mengen von Eiter im Harn bilden immer ein Sedi ment, mitunter von bedeutender Ausdehnung. Sind dem Ham nur wenige Eiterkörperchen beigemengt, so bildet sich jedoch ein sichtbares Sediment erst sehr spät. Um in diesem Falle die Eiterkörperchen zu entdecken, muss man entweder den Harn in einem hohen Glase mehrere Stunden stehen lassen und dann die unterste Schicht mikroskopisch untersuchen, oder man muss ihn filtriren und das auf dem Filtrum Zurückbleibende der mikroskopischen Untersuchung unterwerfen. Es giebt aber Fälle, in denen man Eiter im Harn gar nicht mit Sicherheit nachweisen, sondern nur vermuthen kann. Dies tritt dann ein, wenn der eiterhaltige Harn stark ammoniakalisch ist. Durch das vor handene kohlensaure Ammoniak werden, oft schon innerhalb der Blase, die Eiterkörperchen in eine schleimig-gallertartige Masse umgewandelt, in welcher die Form und Begrenzung derselben, unter Umständen sogar auch der Kern, untergegangen ist. Eine solche Masse wird gewöhnlich für Schleim gehalten und der zu Grande liegende Vorgang für eine Blen- norrhöe, während in der That eine Pyorrhoe besteht und der vermeint liche Schleim eben die durch den Einfluss des Alkali in ihrer individuellen Form geschädigten Eiterkörperchen sind. Nicht selten fällt beim Aus-