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Oxalsaurer Kalk. Iialkoxalat. — §. 76. 417 als Kohlensäure und Wasser. Soweit bis jetzt bekannt, ist die Combi- nation von Diabetes und Oxalurie eine seltene Erscheinung; in einzelnen Fällen scheint die letztere übrigens nicht als vicariirende, sondern einfach •nur als symptomatische aufgefasst werden zu dürfen. Fürbringer (D. Arch. f. klin. Med. 1875 XVI. p. 516) beschreibt einen hierher gehörigen Fall von Diabetes, bei dem allerdings ein complicirender Ikterus vorhanden war, dessen Einfluss auf die Oxalsäureausscheidung bereits erwähnt wurde. In demselben fiel während des Bestehens des Ikterus eine beträchtliche Steigerung der Kalkoxalatausscheidung mit einer ausgesprochenen Abnahme des Zuckers im Harn zusammen, und wurde unmittelbar darauf während der Abnahme des Ikterus das entgegengesetzte Verhalten beobachtet: sehr spärliche Oxalat- krystalle, beträchtlicher Zuckergehalt. Indessen wurde zeitweilig dieses vicarii rende Verhältniss von Zucker und Oxalsäure durch unbekannte Einflüsse zerstört. Kurz vor dem Tode des Kranken erwies sich, wie auch sonst beobachtet, der Harn gänzlich frei von Zucker, enthielt dagegen wieder eine enorme Menge von oxalsaurem Kalk. — Interessant ist hierbei das gleichzeitige Auftreten einer Oxa- loptyse: auch die Sputa enthielten das Kalkoxalat. '4. Die idiopathische Oxalurie oder oxalsaureDiathese. Sie ist nach Cantani die Folge einer eigenthümlichen, in ihrem Wesen noch nicht näher gekannten Disposition des Organismus von längerer, selbst Jahre und Jahrzehnte langer Dauer, durch welche eine anomal reichliche Production von Oxalsäure veranlasst wird. In Folge dessen sowie des Umstandes, dass die gebildete Oxalsäure nicht sofort, wie in der Norm, weiter oxydirt wird, entsteht eine Anhäufung derselben im Blute, eine Oxalaemie. Und zwar tritt diese Oxalaemie, welche sich am klarsten durch langanhaltende und reichliche Ausscheidung von Oxal säure bez. Kalkoxalat mit dem Harn — also eben durch Oxalurie — zu erkennen giebt, schon bei gewöhnlicher Nahrung mit Ausschluss oxalsäure reicher Substanzen ein; in ausgezeichnetster Weise zeigt sie sich aber bei excessiver Einfuhr von Amylaceen oder Zuckerstoffen in den Organismus. Während der Gesunde auch unter diesen Umständen sein normales ge ringes Quantum Kalkoxalat abscheidet, wird beim Oxaluriker eine ganz übermässige Menge davon secemirt. Umgekehrt verschwinden Oxalaemie (deren Existenz durch Darstellung des Kalksalzes aus dem Blute erwiesen ist — 1. c. p. 35) und Oxalurie bei exclusiver Fleischdiät, und zwar definitiv, wenn dieselbe mehrere Monate hindurch ununterbrochen beibe halten wird, um darauf selbst nach Wiederaufnahme von gemischter Kost nicht wieder zu erscheinen. Besteht aber das Wesen der idiopathischen Oxalurie in einer abnorm reich lichen Production von Oxalsäure aus den eingeführten Kohlehydrateu, so ist sie als eine dem Diabetes mellitus sehr nahe verwandte Krankheit anzusehen. Der Unterschied beider liegt nur darin, dass bei diesem der Zucker unverändert, bei jener unvollständig oxydirt ausgeschieden wird, während er beim normalen Stoff wechsel zu Kohlensäure und Wasser verbrennt. In der That zeigte sich in Can tani’s Beobachtungen ein Zusammenhang zwischen Oxalurie und Meliturie un gewöhnlich häufig. Sehr oft folgte erstere, als transitorische Erscheinung, der zweiten gleich innerhalb der ersten Tage nach dem Verschwinden des Zuckers,