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Gallenbestandtheile. — §-71. 399 nur Nachmittags, während Vormittags die gewöhnliche Gallenfarbstofireaction be stand. Ferner fand er Urobilin in einzelnen Fällen von Bleikolik und bei den meisten ikterischen Pneumoniekranken, besonders denen mit schwacher Gelbfärbung der Haut. Der Ikterus während der Resorption massenhafter hämorrhagischer Lungeninfarkte ist ein Urobilinikterus. Poncet (V. H. über. 18741. p. 349) beob achtete solchen bei Personen mit starken Contusionen und Blutergüssen und er zeugte ihn durch subcutane Blutinjection bei Thieren (Ictere hematique traumatique); offenbar muss hierbei eine massenhafte Umwandlung freigewordenen Blutfarbstoffs stattfinden. Blutzellen zerstörend wirken ferner Injection von Gallensäuren und anderen Säuren, auch nur von viel Wasser, in die Blutgefässe; Inhalation von Chloroform, Aetlier u. dgl. Substanzen; Einspritzungen von gelöstem Hämo globin in die Adern, oder in die Schlingen des Dünndarms; Transfusion von hetero genem oder überreichem homogenem Blute (Landois, Physiol.). Wenn also durch starke Compression der Placenta vor der Abnabelung des Kindes diesem zu viel Blut zugeströmt sein sollte, so kann das Uebermass desselben rasch wieder zu Grunde gehen und Ikterus des Neugeborenen dadurch hervorgerufen werden. Die eingehenden Arbeiten von B irch - Hi r s ehfeld (Hdbch. d. Kdrkrkh. IV. 2. Abth. p. 688) und Cruse (Arch. f. Kdrheilkde. I. p. 353) acceptiren diese Ansicht zwar nicht, erklären vielmehr die meisten Fälle von gutartigem Icterus neonatorum für Eesorptionsikterus; indessen giebt Cruse wenigstens für die minder zahlreichen Fälle ohne deutliche Färbung der Conjunctiva das Fehlen des Gallenfarbstoffs und damit den hämatogenen Ursprung zu; vermuthlich sind wohl auch die meisten übrigen Fälle gemischter Natur wie die Gerhardt’sehen von Ikterus catarrhalis der Erwachsenen. Dagegen können alle Krankheiten, die mit rascher Blutzersetzung verlaufen, hierdurch Anlass zur Entstehung eines hämatogenen Ikterus geben, so schwerer Scharlach, schwere Malaria, Eiterfieber und Pyaemie, Typhus (Immer mann, D. Arch. f. klin. Med. XII. p. Ö02), endlich gewisse Vergiftungen mittelst anorganischer und organischer Substanzen, unter letzteren z. B. die durch Schlangen biss. Warum in dem einen solcher Fälle Hämoglobinurie ohne Ikterus, im anderen Ikterus ohne Hämoglobinurie entsteht, ist noch nicht klar; in pathologischen Fällen kommen eben Momente hinzu, welche sich noch nicht vollständig übersehen lassen und experimentell nicht so leicht herzustellen sind. Die Gallen säuren, deren Ursprung nicht im Blute, sondern in der Leber zu suchen ist, werden im Darm grösstentheils resorhirt und sodann im Blute verwendet; unter normalen Verhältnissen gehen sie daher höchstens in allergeringster Menge, aus diesem in den Harn über — Dragendorff fand im normalen Harn nur 0,8 auf 100 Liter (vgl. p. 178). Beim Resorptionsikterus gelangen sie in etwas erheb licherer Menge in den Harn, vermuthlich nur desshalb, weil gleichzeitig im Blute eine grössere Menge davon vorhanden ist. Dies ist die Folge davon, weil wahrscheinlich ihr Uebertritt aus der gestauten Galle in das Blut leichter als der aus dem Darm vor sich geht; auch sind sie vielleicht im Blute des Ikterischen beständiger als in dem des Gesunden. Natür licherweise darf der grössere Gehalt des ikterischen Harns an Gallen säuren nicht so erklärt werden, dass heim Ikterus eine grössere Menge davon gebildet würde — dies ist bestimmt nicht der Fall. Wäre es so, so müssten viel bedeutendere Mengen davon durch die Nieren, das wich tigste Ausscheidungsorgan der Gallenbestandtheile bei Verschluss der Gallen wege, ausgeschieden werden; denn das durch andere Drüsen, besonders