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Blut im Harn. — §. 69. 387 Chinin; Erkältungen der Haut [vgl. Socoloff, Berl. klin. Wsehr. 1874. 20] u. dgl. m.); bei sonstigen schweren Circulationsstörungen der Niere (atheromatöse Degeneration der Nierengef ässe; Thrombose der Nierenvene in Folge von Ver letzungen und Geschwülsten der Niere; ferner durch Puerperalfieber und sonstige schwere zu Thrombosen benachbarter Venen Anlass gebende Processe; sodann bei Säuglingen mit Darmkatarrh (vgl. Gerhardt’s Hdbch. d. Kdrkkh. Bd. IV. 3. Abth. p. 265). 2. Nierenbecken und Harnleiter. Nierenbeckenblutnngen treten auf: bei einfacher und calculöser Pyelitis; bei Nephrophthisis; bei Echinococcus der Nieren; bei gefässreichen Tumoren, welche in das Nierenbecken hinein wuchern, besonders dem Nierenkrebs; ganz besonders aber gehören die schon soeben er wähnten Blutungen bei hämorrhagischer Diathese hierher. Die durch Pocken (Unruh, Arch. d. Heilk. 1872. XHI. p. 289) erzeugte Nierenbeckenhämorrhagie bewirkt nicht immer eine Blutung auf die freie Fläche des Nierenbeckens, so dass Blut in den Ham übertreten könnte. Ausnahmsweise ist Letzteres auch bei Hy- dronephrose der Fall. — In den Harnleitern geben besonders stecken gebliebene Nierensteine und die durch sie hervorgerufene Entzündung Anlass zu Blutungen. 3. Die Blasenblutung kann traumatischen Ursprungs sein, Folge von Ver wundung, Ruptur, Quetschung, Erschütterung, Verletzung durch Instrumente, durch Steine, durch Sturz und Stoss auf die Kreuzgegend — Alles besonders dann, wenn die Blasenschleimhaut schon vorher erkrankt, katarrhalisch oder mit Geschwüren durchsetzt war. Auch können nierenreizende Substanzen, welche in den Harn übergehen, durch Reizung auch der tieferen Partieen der Harnorgane Blutungen erzeugen, sodann die scorbutisch-hämorrhagische Diathese zu solchen Veranlassung geben, ferner Geschwülste der Blase, namentlich Papillome und Krebs, beide sogar bei jungen Kindern, Hämaturie hervorrufen. 4. Es ist der Blutungen zu gedenken, die vorzugsweise in die Blase, ausser dem aber auch noch in die oberhalb derselben gelegenen Abschnitte der Ham- organe stattfinden, nachdem die lange Zeit hindurch mehr oder weniger gefüllt gebliebene Blase mittelst Katheters vollständig entleert worden war. Es entsteht hierbei nämlich nach Ultzmann’s Ausführungen eine Hyperämie ex vacuo und in Folge deren eine Hämorrhagie der Blase, dann aber auch, weil mit Entleerung derselben der bis in die Hamcanälchen hinein chronisch gestaute Ham plötzlich abzufliessen vermag, eine Blutüberfüllung der Nieren und unter Umständen eine parenchymatöse Nierenblutung. Blutungen verschiedener Abschnitte der Harn organe können auch die Folge von Parasiten (Distoma hämatobium, in Egypten, am Cap, und in anderen heissen Ländern vorkommend) sein, insofern die Eier, welche in den hamleitenden Wegen abgelegt werden, wohin sie durch die Ge- fässe der Schleimhaut gelangen, Hämorrhagieen und Ulcerationen derselben be wirken. Diese Veränderungen sind am beträchtlichsten in der Blase, können sich aber auch durch die Ureteren in die Nierenbecken erstrecken. 5. Blut, welches der Urethra oder einem sonstigen Organ unterhalb der Blase entstammt, wird meist unvermischt aus dem Körper abgehen, kann sich in dessen natürlicherweise bei einer Harnentleerung auch zufällig der entleerten Flüssigkeit hinzumischen. Jeder Ham, der Blutkörperchen enthält, muss auch Faserstoff und ' Eiweiss enthalten, weil diese ja integrirende Bestandtheile des Blutes bilden. Nur eine umsichtige, auf approximative quantitative Bestimmun gen jedes einzelnen dieser drei Blutbestandtheile gegründete Untersuchung kann darüber entscheiden, ob die ganze Menge dieser drei Elemente von